Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf
Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Hochleistungssportlern durch entsprechende Medikamente, wird gemeinhin verachtet und steht unter Strafe. Mangelnde Fairness, gesundheitliche Risiken, überzogenes Leistungsstreben oder Missachtung der natürlichen Leistungsgrenzen des Menschen – es gibt viele Gründe, bei Sportlern jegliche Leistungsoptimierung durch die Einnahme von Medikamenten abzulehnen. Wie steht es aber mit unserem Verhalten im täglichen Konkurrenzkampf um die besten Plätze in Schule und Studium, im Arbeitsleben oder im Alltag? Der Konsum von Substanzen, die unsere Psyche und unseren Geist beeinflussen, ist weit verbreitet. Kaffee macht uns wieder munter, wenn wir uns müde und unkonzentriert fühlen. Ein Glas Wein oder Bier hilft manch einem, besser mit einer trüben Stimmung, mit Sorgen oder Frustrationen fertig zu werden. Tolerieren und akzeptieren wir nicht fast alle mehr oder weniger Helfer in Phasen von Müdigkeit, Unkonzentriertheit und Verstimmung? Fängt das Thema Doping vielleicht hier schon an?
In Drogeriemärkten, Supermärkten und Apotheken sind ganze Regalwände voll mit Vitaminpillen und anderen synthetischen Nahrungsergänzungsmitteln. Vermutlich hat fast jeder schon einmal zu einem dieser Präparate gegriffen, und sei es nur zur Multivitamin-Brausetablette.Die Gründe mögen unterschiedlich sein, die Zielrichtung ist immer dieselbe: Verbesserung des allgemeinen Befindens, der Gesundheit und damit der Leistungsfähigkeit. Mit dem Wunsch nach körperlich ewiger Jugend und nach Leistungsfähigkeit wird viel Geld verdient. Schönheitschirurgen haben regen Zulauf. Sportangebote verkaufen sich besser, wenn sie den straffen, muskulösen und makellosen Körper versprechen. Allein das Argument der Zuträglichkeit für die Gesundheit reicht nicht aus. Kosmetikpräparate zielen nicht nur auf die Pflege ab, sondern suggerieren die Veränderbarkeit und Formbarkeit des Körpers. Auch sogenannte Lifestyle-Medikamente zur Förderung des Haarwuchses, zur Faltenreduktion, zur Steigerung der Potenz und zur Gewichtsreduktion erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Liste der Mittel zur gezielten Beeinflussung natürlicher Körpermechanismen ist lang. Immer mehr Menschen dulden keinen Makel, streben nach körperlicher Perfektion und akzeptieren dafür Eingriffe in die natürlichen Körper- und Leistungsfunktionen.
Eingriffe zur Korrektur unseres Körpers werden seit einigen Jahren zunehmend durch Maßnahmen zur Verbesserung der Gehirnfunktionen ergänzt. Eine Leistungsverbesserung unseres Geistes mithilfe von Koffein und Alkohol ist, wie bereits erwähnt, allgemein toleriert und akzeptiert. Die Einnahme von speziellen synthetischen Substanzen findet darüber hinaus immer größere Akzeptanz. Das ist nicht verwunderlich. Die wichtigsten Ressourcen in einer modernen wissensintensiven Dienstleistungsgesellschaft sind geistiger Natur. Nur wer über eine schnelle Auffassungsgabe verfügt, ein gutes Erinnerungsvermögen hat, kreativ ist, konzentriert und mit zielgerichteter Aufmerksamkeit arbeiten kann und dabei ausdauernd und stressresistent ist, kann die stetig steigenden Anforderungen bewältigen.Da ist es nicht erstaunlich, dass das Interesse an Präparaten zur Unterstützung groß ist. Für mehrere Millionen Euro im Jahr werden zum Beispiel bereits Ginkgo-Präparate verkauft. Sie versprechen eine verbesserte geistige Leistungsfähigkeit und eine hohe Gedächtnisleistung. Gesunde Menschen greifen zu Medikamenten, die eigentlich für Kranke vorgesehen sind. Immer mehr Antidepressiva, Aufputschmittel, Mittel gegen Demenz und gegen das ADHS-Syndrom (Zappelphilipp-Syndrom) werden mittlerweile auch ohne Krankheitsdiagnose eingenommen, obwohl unter Umständen erhebliche Nebenwirkungen damit verbunden sein können. 1 Der Zugang zu diesen eigentlich verschreibungspflichtigen Medikamenten ist im Internetzeitalter kein großes Problem. Ziel der Einnahme ist die Steigerung der so wichtigen geistigen Fähigkeiten. Wir alle sind nun einmal nicht wie Obelix als Kind in einen Topf mit Zaubertrank gefallen. Wir sollen aber vielfach so leistungsfähig sein, als ob wir es wären. Sind wir es nicht, so sind wir schnell aus dem Spiel. Im schlimmsten Fall verlieren wir den Job, wenn wir nicht schneller, besser, kreativer und belastbarer sind als unser Kollege. Da scheint der Griff in das Pillenglas nur nützlich zu sein.
Schon längst muss der Begriff Doping über den Sport hinaus auch auf das gesellschaftliche und
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