Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf
über den Mauerfall, Berichte zum Terroranschlag am 11. September 2001 in New York oder Berichte über spektakuläre Ereignisse aus der Raumfahrt sind nur einige Beispiele hierzu.
Wenn wir uns freuen und positiv gestimmt sind, erleben wir unsere Umgebung offen und facettenreich. Wir nehmen sehr viel mehr wahr. Starke positive Gefühle verbessern unser Gedächtnis und unsere geistigen Fähigkeiten. Wir behalten das Wesentliche und die große Linie leichter in Erinnerung. Etwas, das uns überhaupt nicht emotional berührt hat, gerät schnell in Vergessenheit. »Das werde ich wohl nie vergessen«, sagen wir in der Regel nur dann, wenn uns eine Sache stark bewegt hat. Deshalb behalten wir auch Geschichten, in die wir selbst involviert sind und die uns unter die Haut gehen, viel besser als nüchterne Fakten. 9
Wenn wir von sehr negativen Gefühlen überrollt werden, schränkt sich unser Wahrnehmungsfeld ein. Wenn wir große Angst haben, fällt es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Wir fühlen uns bedroht. Das uralte Programm von Flucht oder Kampf wird gestartet. Wir entwickeln einen Tunnelblick und können uns nur noch auf das jetzt für uns Bedrohliche konzentrieren. Gesamtzusammenhänge und der große Überblick gehen verloren. Bildlich gesprochen sehen wir den Baum, der droht auf uns zu fallen, aber nicht mehr den Wald, in dem der Baum steht. Dieses Verhalten kann für uns durchaus überlebenswichtig sein. Die Information allein, dass ein Baum droht umzufallen, reicht nicht aus, um unser Verhalten sinnvoll zu steuern. Erst das Gefühl von Angst und Bedrohung macht die einzig sinnvolle Entscheidung, nämlich schnell wegzulaufen, möglich. Gesteuert wird dieser Prozess von der sogenanntenAmygdala, auch Mandelkern genannt. Sie ist Teil des limbischen Systems, einer Region in unserem Gehirn, die, wie bereits erläutert, für die Steuerung von Gefühlen zuständig ist. Die Amygdala ist beteiligt, wenn Gefahren blitzschnell erkannt werden müssen, um rechtzeitig und richtig darauf zu reagieren. Eine Verletzung oder Zerstörung dieses Teils unseres Gehirns führt zum Verlust von Furchtempfinden. Die mitunter lebenswichtigen Abwehrreaktionen funktionieren dann nicht mehr. Wir würden zum Beispiel immer wieder auf eine heiße Herdplatte greifen und uns verbrennen. Das Warnsignal »Finger weg, die Platte ist heiß, das tut weh!« gäbe es nicht. Erst die Angst vor Verbrennung schützt uns vor falschen Entscheidungen. 10
Haben allerdings Kinder in der Schule Angst, so nehmen sie den zu lernenden Stoff nicht vollständig auf. Unter Angst verschlechtern sich die Leistungen. Lernen mit Druck und unter Angst gelingt nicht erfolgreich. Haben Mitarbeiter Angst, etwas falsch zu machen und deswegen ihren Job zu verlieren, oder erleben sie großen Druck am Arbeitsplatz, setzen die Flucht- oder Angriff-Prozesse im Gehirn ein – auf Kosten der Denk- und Konzentrationsfähigkeit. Sie machen vermehrt Fehler. Dadurch entsteht wiederum neue Angst. Der Mitarbeiter arbeitet nicht so gut, wie er könnte. Er ist demotiviert, nicht engagiert und wird unter Umständen häufig krank. Das ist menschlich ein Desaster und auch die wirtschaftlichen Folgen sind erheblich. 11
In hitzigen oder kontroversen Diskussionen versuchen wir manchmal, Gefühle auszuschalten. Dann heißt es »Nun lasst uns mal wieder sachlich reden« oder »Jetzt bleib doch mal bei der Sache und reagier nicht immer gleich so emotional«. Ein wenig Abkühlung mag gelegentlichrichtig sein, aber unser Handeln und Denken gänzlich auf den nüchternen Verstand zu reduzieren ist nicht ratsam. Denn ohne Gefühle sind wir nichts. Erst sie helfen uns, im Dschungel der auf uns einströmenden Reize zu überleben. Durch sie können wir uns in einer Welt zurechtfinden, in der wir allein mit unserem Verstand verloren wären.
Jede Sekunde unseres Lebens werden wir von einer unendlich großen Zahl von Reizen und Informationen aus der Umwelt überflutet. Über unsere Sinnesorgane nehmen wir sie wahr. Sie werden an verschiedene Regionen des Gehirns weitergeleitet und von dort an eine Region, die so etwas wie eine Einlasskontrolle, quasi ein Türsteher ist. Hier wird entschieden, wer tatsächlich Einlass bekommt und wer nicht. Alles, was neu, aufregend oder anregend, wichtig, bedeutsam, interessant und/oder emotional stark berührend ist, wird zur weiteren Verarbeitung zugelassen und festgehalten. Alles, was für unsere momentanen Absichten und Handlungen nicht wichtig ist und belanglos
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