Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
psychischen Erkrankungen, unter Drogen oder in seelischen Ausnahmezuständen kann es passieren, dass hier Störungen auftreten.
Dann empfindet man seine eigene Handlungen als fremdgesteuert oder nimmt sich selbst als fremd, wie von außen wahr.
Praxis-Tipp Übung: Spiegeln Sie andere
Wenn Sie die erstaunliche Arbeit der Spiegelneurone einmal an sich selbst erleben möchten, ahmen Sie Haltung, Mimik, Stimmlage
und Gesten einer bestimmten Person einmal ganz vorsichtig nach. Sie werden nicht nur ein Gefühl dafür bekommen, wie es dem
Gegenüber gerade geht, sondern Sie werden überrascht sein, wie nah und verbunden Sie sich dem anderen fühlen und wie sich
Wohlbefinden und Vertrauen langsam zwischen Ihnen entwickeln.
Stresshormone wie Cortisol blockieren die Spiegelneurone. Die Einfühlung und das Verständnis anderer ist gestört. Spiegelungen
werden zwar hergestellt, aber falsch interpretiert, da die Informationsverarbeitung und das Arbeitsgedächtnis beeinträchtigt
sind. Der Modus »Gefahr« kann so beispielsweise alles überlagern. Harmlose Gesten erscheinen als bevorstehender Angriff, Bemerkungen
kommen einem in den falschen Hals und die Wogen schlagen schnell hoch.
Bei längerfristiger Überflutung des Gehirns mit Stresshormonen, zum Beispiel bei Burnout, Depressionen oder Angsterkrankungen, |144| nimmt die Fähigkeit stark ab, andere Menschen »zu lesen«, sich einzufühlen und auf sie einzugehen. Das ist wahrscheinlich
der Grund, weshalb sich stark stressgeplagte Menschen aus sozialen Bindungen mehr und mehr zurückziehen. Ihre Informationsverarbeitung
kommt aus technischen Gründen nicht mit und hinterlässt nur Angst und Unsicherheit. Dieses mulmige Gefühl kennt jeder, der
mit einem Fremden spricht, der eine Sonnenbrille trägt. Wir können ihn und seine Absichten nicht erkennen und bleiben deshalb
innerlich in Habt-Acht-Stellung und auf Distanz.
Was leisten Spiegelzellen für das Funktionieren von Teams?
Im Berufsleben tendieren wir dazu, die Beziehungen zu anderen Menschen eher nüchtern und zweckgebunden zu betrachten. Doch
sobald wir anderen Menschen begegnen, beginnen die Spiegelneurone mit ihrer Arbeit und beeinflussen uns erheblich.
Sympathie
Die Spiegelung dessen, was wir an anderen sehen, bleibt nicht immer nur ein inneres Mitgehen und Mitfühlen. Wir imitieren
unwillkürlich und oft unbewusst ein wenig die Mimik, Körperhaltung und Bewegung, die Tonlage und Sprachmelodie (durch entsprechende
Bewegungen der Stimmbänder, der Atmung und der Mundmuskulatur), was vom Gegenüber freudig registriert wird. Diesen Vorgang
nennt man soziale Resonanz. Er festigt menschliche Bindungen. Der eine sieht sich im anderen widergespiegelt und fühlt sich
angenommen und verstanden. Der Spiegelnde wird als sympathisch und vertrauenswürdig erlebt. Menschen, die sich gut verstehen,
zeigen spontan eine spiegelbildliche Körpersprache. Mit nur geringer zeitlicher Verzögerung übernehmen sie die Bewegungen
des Gesprächspartners. Schalten Sie bei Talkshows im Fernsehen einmal den Ton ab und sie werden trotzdem sofort wissen, wie
die Personen dort miteinander klarkommen. Wer nicht genug spiegelt, gilt als unnahbar, kalt und arrogant. Er erzeugt Unsicherheit
und wird als unsympathisch abgelehnt. Wer zu viel spiegelt, gilt als distanzlos |145| und schwach und wird nicht ernst genommen. Man kann mit ihm machen, was man will, er macht im wahrsten Sinne des Wortes alles
mit.
Spiegelneurone als Lügendetektor
Vertrauen entsteht durch eindeu tige und stimmige Signale der Körpersprache. Wenn jemand etwas Falsches sagt oder Gefühle vortäuscht, funktioniert unsere
innere Wahrnehmung als Lügendetektor. Sie spürt inkongruente (nicht übereinstimmende) Körpersignale auf. Spiegelneurone schlagen
Alarm im Angstzentrum, das eine eigene Sektion für die Beurteilung von sozialen Situationen besitzt. Sie werden sofort misstrauisch
und haben bei jemandem ein ungutes Bauchgefühl. Achten Sie dann bewusst auf Widersprüche in der Körpersprache: Wirkt er wirklich
vertrauenswürdig, weil alle Signale Zuwendung und Entspanntheit zeigen? Oder wirkt er falsch, weil er nur in der Mundpartie
und nicht in den Augen lächelt, entspannte Armgesten, aber angespannte Füße zeigt? Achten Sie auch verstärkt auf die Stimmigkeit
Ihrer eigenen Körpersprache (Literaturvorschläge finden Sie am Ende des Buches).
Spiegelneurone als Lernhilfe
Aus der Erforschung der
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