Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
Kulturen der Welt gleich anhört:
Eine Kombination aus beruhigenden Summ- und Brummtönen und einfachen Silben (Dada-dudu-gutschiputschi … etc.), singender,
etwas angehobener Sprachmelodie, das Ganze sehr akzentuiert und von starker Mimik begleitet, oft auch kombiniert mit streichelnden
oder tätschelnden Berührungen. Ist diese Kommunikation erst einmal zwischen Kind und Bezugspersonen etabliert, funktioniert
sie auch über größere Distanzen hinweg. Wer abends im ICE unterwegs ist, hört gelegentlich diese Sprache, mit der Väter und
Mütter den fernen Sprösslingen gute Nacht sagen. Sie funktioniert noch heute, auch über das Telefon.
Wie sich die Sprache als Bindungsinstrument entwickelt hat, kann heute noch niemand ganz genau erklären, doch es gibt einige
vielversprechende Ansätze. Ein ganz praktischer besagt, dass sich die Sprache |153| in immer größer werdenden Gruppen aus der Fellpflege entwickelt habe. Statt alle einzeln zu kraulen, verlegt man sich auf
ein Schwätzchen, durch das man gleichzeitig mehrere Freunde bindungstechnisch versorgen kann. Auf jeden Fall sind an der Entwicklung
der Sprache die Spiegelneurone beteiligt. Sie befinden sich auch im unteren Bereich der handlungsplanenden Hirnrinde, dem
sogenannten Broca-Zentrum, das die Muskelbewegungen der Sprache steuert. Hier entstehen Nervenzellaktivitäten, mit denen man
sich innerlich vorstellen kann, was man selbst spricht, aber auch innerlich mitsprechen kann, wenn man Worte anderer hört.
Inneres Mitsprechen ist nichts anderes als Denken. Sprechen und Denken war ursprünglich sicher sehr simpel und beschränkte
sich auf die lautmalerische Begleitung von Gesten, die in den Gehirnen der anderen durch die Spiegelneurone »verstanden« wurden.
Man folgte dem Blick des Kumpels und wusste, was er meinte, wenn er einen bestimmten Laut ausstieß. Wie bereits gesagt wurde,
transportieren Spiegelungsvorgänge auch Emotionen und Empfindungen und führen so untereinander zur verbindenden sozialen Resonanz.
In den höheren Rindenbezirken des Stirnhirns, die mit den Spiegelzellen in Verbindung stehen, haben sich im Laufe der Zeit
Regeln für die Konstruktion der Sprache gebildet. Die Begriffe wurden immer abstrakter. Doch da sie über die Spiegelneurone
Verbindungen zu den Bewegungsmustern, den sensorischen Zentren und den Emotionen haben, kann Sprache uns so tief berühren.
Worte wie »Ich möchte dich heiraten« oder »Ich könnte dich umbringen!« haben über die Spiegelneurone eine durchschlagende
Wirkung. Wenn wir das berücksichtigen, erscheint es sinnvoll, sich mit einigen Anregungen zur Verbesserung unserer Kommunikation
zu beschäftigen.
So können Sie die Kommunikation im Team verbessern
Auch zu diesem Thema gibt es viel Fachliteratur: Besprechungen besser gestalten, Kommunikationswege vereinfachen, die E-Mail-Flut
bändigen und vieles mehr. Hier beschränke ich mich auf diejenigen |154| Anregungen, die mit emotionalen Auswirkungen der Sprache zusammenhängen.
»Soziales Grunzen«
Probieren Sie es aus: In meinen Kommunikationsseminaren löst es regelmäßig überraschtes Staunen aus. Ein Seminarteilnehmer
präsentiert einen beliebigen Inhalt vor der ganzen Gruppe. Eine Zeit lang schauen ihm alle aufmerksam zu, doch bleiben völlig
stumm. Nichts ist zu hören bis auf seine Stimme, die zusehends unsicherer wird. Es verhaspelt sich, stockt, wird nervös und
schaut immer häufiger fragend in die Runde. Nach einer Weile beginnen die Zuhörer gelegentlich ganz leise Brummlaute (hmm,
aha) von sich zu geben und ganz vorsichtig zu nicken. Und jetzt geschieht das Wunder. Für alle sichtbar und ihn selbst spürbar
gewinnt er an Sicherheit, seine Stimme wird fester und überzeugender, Bewegungen und Blick lockern sich, am Ende ist er sogar
in der Lage, die Gruppe mit einem Scherz zum Lachen zu bringen. Das alles passiert, obwohl der Betreffende weiß, dass es sich
um eine inszenierte Situation handelt. Die Interpretation des »sozialen Grunzens« kann offensichtlich den Verstand umgehen
und direkt auf die Gefühle einwirken. Probieren Sie es aus, und schenken Sie sich gegenseitig das Gefühl, beim anderen anzukommen,
indem Sie leise »grunzen«.
Soziales Bindemittel SmallTalk
Bitte unterschätzen Sie das oberflächliche Gerede nicht: Es dient genau wie die Fellpflege der Primaten der Stabilisierung
sozialer Bindungen. Genauso wie sich unsere Verwandten 20 Prozent ihrer freien Zeit
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