Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
gegenseitig kraulen, nutzt der Homo sapiens
20 Prozent seiner freien Zeit für die kleinen netten Gespräche. Wer schon mal alleine auf einer Party herumstand, wird die
erlösende Frage eines anderen Gastes »… und wie sind Sie mit dem Gastgeber bekannt?« mit großer Dankbarkeit schätzen gelernt
haben. Wir fühlen uns durch das »kleine Gespräch« sofort weniger einsam und haben gleichzeitig die Gelegenheit, auf unverfängliche
Weise auszuloten, ob das Gegenüber eine weitere Annäherung wert ist oder wir besser misstrauisch sein sollten.
|155| Praxis-Tipp Small Talk-Tipps
Guter Einstieg:
Fragen stellen, kleine Komplimente machen
Gute Themen:
Wetter, Jahreszeit, Lob des angebotenen Essens, gemeinsame Bekannte
Tabu:
Politik, Religion, Krankheit, andere große Probleme
Achtung:
Small Talk artet oft in gemeinsames Meckern aus. Es gibt Büros, die eine regelrechte »Knatschkultur« kultivieren. Das verbindet
zwar auch, vergiftet aber nachhaltig die Stimmung, die Konzentrationsfähigkeit und die Motivation!
Detox in der Wortwahl
Durchforsten Sie Ihre Redegewohnheiten und werfen Sie einige giftige Vokabeln über Bord. Spiegelneurone aktivieren negative
Gefühle, wenn Sie ständig Formulierungen wie »ich muss, das ist aber schwierig, ich versuch’s mal, eigentlich, ach du meine
Güte etc.« aussprechen oder hören. »Könnten Sie bitte die Fehler in der Präsentation beseitigen?« – »Ja, ich versuch’s mal.«
Ein solcher Mitarbeiter würde Ihnen kein Vertrauen einflößen und er wäre seinen Job bald los.
Gehen Sie also mit den eigenen und den Gefühlen Ihrer Mitmenschen etwas pfleglicher um, indem Sie positiv und zielorientiert
formulieren: »Ich werde alles daransetzen, ich werde sicherstellen, da werden wir uns jetzt mal richtig hineinknien, ich möchte,
ich werde, ich würde gerne (nicht etwas verhindern, sondern etwas erreichen).« Entschuldigen Sie sich weniger für das, was
nicht funktioniert, sondern betonen Sie, wie Sie vorgehen, damit es möglichst schnell klappt. (Statt: »Oh, sorry, dafür habe
ich bisher noch keine Zeit gehabt!« besser: »Ich schaue eben nach, wann ich das möglichst zeitnah unterbringen kann.«)
Die heilsame Kunst des aktiven Zuhörens
Zuhören verlangt nicht nur äußeres, sondern auch inneres Schweigen. Es braucht Zeit und Disziplin. Gerade in anstrengenden Zeiten sollten wir uns
davon wieder mehr gönnen, denn echtes Zuhören ist Zuwendung pur, ein |156| wertvolles Geschenk. Es schafft das Gefühl, verbunden zu sein. Es setzt die Botenstoffe guter Gefühle frei, reduziert Stress,
Angst und Schmerzen – bei beiden! Und aktives Zuhören ist leicht:
Richten Sie Ihre gesamte Aufmerksamkeit auf den Gesprächspartner.
Wenden Sie sich ihm mit dem ganzen Körper zu (nicht zu weit zurückgelegt, aber auch nicht zu weit auf ihn zugebeugt).
Schauen Sie ihn an, ohne ihm permanent erwartungsvoll in die Augen zu starren, legen Sie den Kopf leicht schräg, lächeln Sie
bei passender Gelegenheit und unterstützen Sie das Gesagte mit leisen akustischen Signalen (soziales Grunzen): »Hm, ah, ja.«
Fragen Sie gelegentlich noch einmal nach: »Wie genau war das, was genau hast du empfunden, das ist tatsächlich so abgelaufen?«
Lassen Sie die Schilderung auf sich wirken und spiegeln Sie mit Worten das Gehörte: »Es sieht so aus (es hört sich an, du
machst den Eindruck, ich sehe, so wie du das sagst, klingt es), als hätte dich das sehr interessiert (beschäftigt, geängstigt,
erfreut, dir Spaß gemacht etc.).«
Warten Sie ab, bis der Gesprächspartner eine Bestätigung gibt (meist körpersprachlich), nicken Sie und bestätigen Sie, dass
Sie verstanden haben. Ihre Mimik wird spontan einiges vom Gesichtsausdruck des Gegenübers übernehmen und damit die Resonanz
untereinander verstärken.
Haben Sie selbst schon Ähnliches erlebt, schildern Sie es kurz oder beschränken Sie sich auf »kenne ich, habe ich auch schon
mal erlebt« etc. Der Partner wird nun wahrscheinlich spontan den Part des aktiven Zuhörers übernehmen, und Sie können erzählen.
Exkurs
Wie Sie sich vor zu viel Empathie schützen
Empathiebegabte Menschen sind meistens von sich aus sehr an anderen interessiert
und wollen gerne helfen. Doch besteht immer die Gefahr, dass sie
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als Kummerkästen oder seelische Mülleimer ausgebeutet werden. Wie
schützt man sich vor der Ansteckung durch negative Gefühle anderer? Wie
vermeidet man, dass am Ende zwei Menschen bedrückt sind und
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