Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
unsoziale Verhaltensweisen. Sie setzt stattdessen auf Empathie. Sie eignet sich besonders für
berufliche Konflikte, weil sie verhindert, dass einer der beiden Konfliktpartner die Nerven verliert und dadurch einen Imageschaden
erleidet.
Was aber tun, wenn die Bindungsbedürfnisse dauerhaft durch das berufliche Team nicht befriedigt werden? Wenn es keinen Sinn
mehr hat, weiter durchzuhalten oder Sie woanders Karriere machen möchten? Dann wird es Zeit, einen sauberen Schnitt zu vollziehen
und sich zu trennen.
Trennungskompetenz: Time to say goodbye
Schlechte Beziehungen machen krank. Das Motivations- und Belohnungssystem stellt seine Tätigkeit ein, und mit ihm sinken die
Spiegel der Botenstoffe Dopamin, Endorphine und Oxytocin. Stressgefühle und Angst treten vermehrt auf, die Konzentrationsfähigkeit,
Handlungs- und Lernbereitschaft sinken. Stressforschung und Arbeitspsychologie haben schon viele Befunde dazu zusammengetragen:
Schlechte Beziehungen stören den Schlaf, lähmen die Lebensfreude, die Arbeitsfähigkeit und machen auf Dauer krank. Denn chronisch
erhöhte Stresshormonspiegel fördern eine ganze Reihe von Gesundheitsstörungen (siehe hierzu auch das Kapitel »Belastbarkeit«).
Misstrauen erzeugt den Anstieg des Aggressionshormons DHT (Dihydrotestosteron). Hinter Schwierigkeiten im Team steckt häufig
eine schlechte Teamführung. Der häufigste Grund für Arbeitsplatzwechsel ist, dass die Chemie zwischen dem Arbeitnehmer und
dem Chef nicht mehr stimmt.
Das Gehirn treibt uns mit verschiedenen Mechanismen in den sicheren Hafen menschlicher Bindung hinein, doch wie unterstützt
es uns bei Trennung? Gar nicht. Im Gegenteil, es löst eine Panikreaktion |160| aus, einen akuten Anstieg der Stresslevels, der uns alarmiert und warnt. Die Botenstoffe der Bindungssysteme Dopamin, Endorphin
und Oxytocin fallen rapide ab wie im akuten Drogenentzug. Trennung ist in der Natur allgegenwärtig und natürlich auch immer
die Vorbedingung für Neues. Doch: Scheiden tut weh! Nehmen Sie jemandem die Zeitung weg, das Weihnachtsgeld, den Arbeitsplatz,
den Hund oder einen geliebten Menschen – er wird diesen Schmerz erleben, selbstverständlich in unterschiedlicher Stärke und
Dauer. Jede Trennung ist ein anstrengendes Geschehen, das man lernen muss zu bewältigen. Wir brauchen eine Trennungskompetenz.
Nicht nur, um uns zu entwickeln und persönlich zu wachsen, sondern auch, um uns aus schädlichen Beziehungen privater oder
beruflicher Art befreien zu können. Trennungskompetenz bedeutet, alle Phasen eines Abschieds bewusst zu durchschreiten. Je
nachdem, um welche Situation es sich handelt, dauert der Prozess unterschiedlich lang. Der Abschied von einer Urlaubsbekanntschaft
ist selbstverständlich etwas anderes als der Wechsel des Arbeitsplatzes oder ein Umzug.
Der Umgang mit dem Tod oder dem Verlassenwerden sprengt den Rahmen dieses Buches. Dazu gibt es weiterführende Fachliteratur
und therapeutische Hilfestellung.
Trennungskompetenz beginnt mit kleinen Schritten. Im Alltag muss man ja nicht immer sofort alles hinwerfen. Oft reicht es,
sich klar und deutlich von bestimmten Anforderungen und Zumutungen zu befreien, sozusagen eine kleine Trennung zu vollziehen.
Nein sagen und konstruktiv kritisieren
Nein sagen fällt vielen schwer:
Ich traue mich nicht. Ich befürchte
einen Imageverlust oder Beziehungsstörungen. Ich habe so ein
schlechtes Gewissen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann
das nicht. Ich bin so harmoniebedürftig
– alles Ausreden. Im Klartext heißt das:
Ich habe mich noch nicht entschieden
.
|161| Wann immer in einem meiner Seminare dieses Thema behandelt wird, verzichten wir auf alle Theorien der stets anwesenden Hobbypsychologen
und greifen auf die Bedingungen zurück, unter denen es ganz einfach ist, spontan Nein zu sagen oder jemanden zu bitten, etwas
zu verändern. Denn jeder hat eine derartige Situation bereits einmal erlebt. Hier sind sie:
Ich weiß genau, was ich stattdessen will: welche Sache mir wichtiger ist, welches Verhalten ich sehen möchte, welches Ziel
ich habe.
Ich habe einen genauen Überblick über meinen Zeitplan und kenne meine Prioritäten. Ich kann abschätzen, ob ich es zeitlich
schaffe, jemandem einen Gefallen zu tun, oder nicht.
Statt zu jammern, zu beschuldigen, zu erpressen, zu drohen oder zu fordern, beschreibe ich, was ich erlebe und welche Konsequenzen
das für mich und das gemeinsame Projekt (beruflich und
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