Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
Herzen der Bundesbürger erobert. An zweiter Stelle steht das
Telefon, und weit abgeschlagen: das persönliche Gespräch. Bei Jugendlichen und jungen Leuten stehen SMS, E-Mail und Chat im
Vordergrund. Die virtuelle Kommunikation ersetzt mehr und mehr die echte menschliche Begegnung, auch im Arbeitsleben. Unsere
sozialen kommunikativen Fähigkeiten drohen zu verkümmern, und mit ihnen auch die stabilisierenden und wohltuenden biochemischen
Auswirkungen auf Körper und Seele. Hinzu kommt, dass die Weitergabe verbindender kultureller Inhalte unterbleibt. Kaum jemand
kennt heute noch Volkslieder, kann ein Gedicht aufsagen oder weiß etwas Konkretes über Religion oder Geschichte. Es gibt aber
auch Gegentendenzen, so sind zum Beispiel zurzeit wieder Kulturveranstaltungen in Privatwohnungen beliebt – doch ein allgemeiner
Trend ist das noch nicht. Gut, dass die Zahl der älteren Menschen in unserer Gesellschaft zunimmt. Sie sind heute und mehr
noch in Zukunft auf der Suche nach sinnvollen Beschäftigungen, die über Golf und Bridge hinausgehen. Denn sie sind fit, motiviert
und unabhängig, aber auch nicht abgeneigt, ihre zunehmend geringer ausfallenden Renten und Pensionen ein wenig aufzustocken
– gerne auch im Tauschverfahren, wie zum Beispiel Erzählstunden gegen Einkauf. Darüber hinaus wird sich bürgerschaftliches
Engagement, der gemeinsame Einsatz für einen öffentlichen Nutzen in vielen Bereichen noch stärker als bisher etablieren. Gelegenheiten,
die Teamfähigkeit ins Spiel zu bringen, gibt es also genug. Sie halten die Gesellschaft stabil und Menschen vor allem psychisch
gesund. Teamfähigkeit wird in Zukunft aber auch zunehmend mit der Zukunftstugend Flexibilität verbunden sein, denn Teams bilden
sich schneller und müssen sich auch wieder auflösen.
|165| Flexibilität: Mit Wurzeln und Flügeln das Leben meistern
Wollen Sie sich nicht mal verändern? Eine neue berufliche Position? Eine andere Stadt? Ein anderes Land? »Nein danke, lieber
nicht«, sagen 80 Prozent der Arbeitnehmer. Sie wollen lieber so arbeiten wie die Eltern, in Festanstellung und vor allem mit
geregelter Freizeit. 2008 sagten dies sogar 12 Prozent mehr der Befragten als im Jahr 2003, hat der Zukunftsforscher Horst
Opaschowski feststellt. Flexibilität ist eine wichtige Zukunftstugend, doch allzu beliebt scheint sie nicht zu sein. Jung,
flexibel und dynamisch hört sich nach Flughäfen, einsamen Hotelzimmern, Wochenendbeziehungen, wenig Schlaf und schlechter
Ernährung an. Was in den 1950er Jahren noch als Weltläufigkeit bestimmter Kreise bewundert wurde, hat heute im globalen Zeitalter
seinen Glanz fast verloren. Dennoch werden wir gar nicht anders können, als unsere Flexibilität zu erhöhen. Flexibilität braucht
allerdings als Gegengewicht innere Stabilität, damit nicht das passiert, was der amerikanische Soziologe Richard Sennett schon
1998 befürchtete und »Drift« nannte – entwurzelte Menschen werden zum Treibsand der Gesellschaft. Ohne langfristige Bindungen
verlieren sie ihre moralischen Werte von Treue und Verpflichtung, ihren Stolz und ihre Sicherheit. Deshalb ist auch Teamfähigkeit
als richtige Mischung aus Eigenständigkeit und Zugehörigkeit für ein flexibleres Leben in Zukunft sehr wichtig. Flexibilität
benötigt aber auch die Zukunftstugenden Lernfähigkeit und Entscheidungsfreude. Ohne sie können neue Wege nicht beurteilt und
eingeschlagen werden. Eine Portion Kreativität hilft, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu entwickeln. Flexible Denker schlagen
neue Ideen vor und inspirieren |166| damit andere. Die Zukunftsfähigkeit Belastbarkeit ist in doppelter Weise an die Flexibilität gekoppelt: Einerseits ist Flexibilität
anstrengend und stressverstärkend, andererseits ist sie aber auch nötig, um mit Belastungen konstruktiv umgehen zu können.
Es gilt also, fröhlich Ja zu sagen zur Flexibilität, denn sie ist nötig, damit wir uns in der Wissensgesellschaft behaupten
können. Gleichzeitig brauchen wir Bodenkontakt, die Verbundenheit mit persönlichen Lebenszielen, unseren Familien und unserer
Kultur, damit wir die Kontrolle über unser Leben behalten und nicht zwischen äußeren Anforderungen und inneren Konflikten
zerrieben werden. Wir brauchen also beides: Beharrlichkeit und Wandlungsfähigkeit – Wurzeln und Flügel.
Zunächst werfen wir nun einen Blick auf unsere moderne Lebenssituation und sehen, wo überall diese Flexibilität gebraucht
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