Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
unterstützt diese, um den Süden zu terrorisieren.
1983 gründete ein sudanesischer Lieutenant Colonel mit Namen John Garang, der in den USA studiert hatte, aus Protest gegen seine eigene Regierung in Khartum die sudanesische Befreiungsarmee (Sudanese People’s Liberation Army, SPLA). Diese Armee setzt sich für die Menschen im Süden ein, die keine Muslime sein wollen. Obwohl Garang und viele der anderen SPLA-Führer Christen waren, versuchten sie nicht, anderen ihren Glauben aufzuzwingen. Sie kämpften nicht für den christlichen Glauben – und tun dies bis heute nicht; sie kämpfen für die Freiheit der Menschen, selbst zu bestimmen, welcher Religion sie angehören wollen. Selbstverständlich schloss das auch die christliche Religion mit ein, aber eben auch die verschiedenen Stammesreligionen. Jeder sollte die Freiheit haben, auch gar keiner Religion anzugehören.
Die SPLA plante nun die Ausbildung christlicher Geistlicher für die Armee. Dafür stellte die provisorische Regierung des Südsudan einem südafrikanischen Pastor ein ausgebombtes Uni-Gebäude zur Verfügung. Das sollte als Ausbildungsstätte für Militärgeistliche genutzt werden. Dieser Campus befand sich in Yei, etwa hundertsechzig Kilometer westlich von Nimule. Bei den Straßenverhältnissen im Sudan ist dies eine beträchtliche Strecke! Auf der Fahrt sieht man im Süden einen Gebirgszug. Aber ansonsten gibt es nichts als rote Erde und unendliche Steppe – so weit das Auge blickt.
In der Trockenzeit – im Frühling und Sommer – wirbelt der Wagen eine rote Staubwolke hoch, die in der Luft hängen bleibt und in jede kleinste Pore eindringt. In der Regenzeit ist man ohne Allradgetriebe verloren. Die einzige Hoffnung ist, dass die Schlaglöcher nicht zu tief sind. Nasser Lehmboden ist so rutschig wie Glas. Man hat Mühe, den Wagen in der Spur zu halten. Alles, was man im Ernstfall brauchen könnte, muss man bei sich haben: Benzin, Wasser, Nahrungsmittel. Zwischen Nimule und Yei gibt es keine weitere Stadt.
Mal staubig, mal schlammig: Straßen im Sudan und Uganda
Yei ist Nimule sehr ähnlich: rote, unbefestigte Straßen, Beton- und Blechgebäude, viele Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, und Fahrräder, wohin man blickt. Die Hitze dort ist genauso unerträglich wie in Nimule. Auf dem vierten Breitengrad über dem Äquator verbrennt die Sonne alles, was ihr schutzlos ausgeliefert ist. Sie bleicht den Himmel aus und saugt die Feuchtigkeit aus den Wolken.
Das alte Uni-Gelände war ausgebombt und in einem wirklich schlechten Zustand. Ich hatte damals – in den 90er- Jahren – eine Baufirma und war seit sechs Jahren mit Gott unterwegs. Dieser südafrikanische Pastor hatte mich gefragt, ob ich ihm helfen würde, neue Dächer auf die Gebäude zu setzen und auch andere Instandsetzungsarbeiten zu übernehmen. Ich war noch nie in Afrika gewesen, hatte nie auch nur darüber nachgedacht, dorthin zu reisen. Aber ich fühlte mich von Gott gedrängt, dorthin zu reisen. Also erklärte ich mich dazu bereit.
Fünf Wochen später befand ich mich in Yei. Die alten Schulgebäude waren so verfallen, dass wir anfangs nicht einmal darin campieren konnten. Darum schlugen wir unser Lager in einer von der katholischen Kirche geführten Anlage nicht weit entfernt auf. Die Häuser wurden eingerüstet, und wir begannen mit den Reparaturarbeiten. Irgendwie trieb ich ein altes Schweißgerät auf, das kaum funktionierte, und schweißte damit aus herumliegenden Stahlteilen ein neues Eingangstor. Am Ende sah es gar nicht mal so übel aus, und es war garantiert solide. Ich besserte die Einschlaglöcher im Wasserturm aus und reparierte die Wasserpumpe, deren Dichtungen nicht mehr zu gebrauchen waren.
Nicht einmal in den besten Zeiten haben die Sudanesen Geld für Wartungsarbeiten. Angesichts des extremen Klimas und wenn man bedenkt, dass es hier in den vergangenen fünfzehn Jahren immer wieder zu Feuergefechten gekommen war, ist es ein Wunder, dass überhaupt noch irgendetwas funktionierte.
Während unseres Aufenthalts dort erlebten wir zahlreiche Schießereien und Bombardierungen. Sobald wir das Brummen von Regierungsbombern hörten, ließen wir unser Werkzeug fallen, rannten ins Freie und hechteten in einen Graben, der uns als Schutzbunker diente. Einmal warfen die radikalen Muslime ihre Bomben ganz in der Nähe unserer Gebäude ab. Selbst auf die Entfernung ist eine Bombenexplosion ohrenbetäubend laut. Steine und Trümmerteile fliegen durch die Luft, und die Erde
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