Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
nachzuahmen.
Aus diesem Grund war ich hier.
Könnten wir auch diese Kinder irgendwann retten?
Obwohl ich eigentlich nicht auf ein Feuergefecht aus war, hatte ich schon schlimmere Situationen erlebt. Wenn man wie ich ein Leben am Abgrund führt, in der völligen Abhängigkeit von Gott, verliert man seine Angst. Das muss auch so sein. Ich habe nichts zu verlieren, weil ich bereits alles gegeben habe.
Ich trug nur zwei Waffen bei mir, aber sie hatten mir schon in schlimmeren Situationen geholfen: eine abgegriffene Bibel und ein gut geöltes Maschinengewehr. Das Gewehr war eine Kalaschnikow, ein AK-47 russischer Herkunft, verlässlich und gut, mit sechshundert vollautomatischen Schüssen in der Minute.
Ohne ein Geräusch zu machen, drehte ich mich um, schnappte mir mein AK, entsicherte es und wartete. Auch Bens AK war entsichert und feuerbereit. Wir beobachteten, wie die Soldaten vorbeizogen, und nachdem der letzte im hohen Gras verschwunden war, warteten wir noch eine volle Minute ab.
Als wir sicher waren, dass tatsächlich alle Soldaten weg waren, kehrte Ben zu seinem Schlafplatz zurück, ich zog mein Moskitonetz zu, streckte mich auf meiner Matte aus und döste unter dem afrikanischen Sternenhimmel wieder ein.
Wie alles begann
Dieses wilde Stückchen Land hatte ich auf meiner dritten Reise nach Afrika zum ersten Mal gesehen. Ich war mit einer mobilen Klinik im Land unterwegs und brachte Medikamente und medizinische Hilfe zu Menschen, die von der LRA vertrieben worden waren. In einem entlegenen Dorf hatte ich Flüchtlinge angetroffen, die sehr krank waren, und Gott trug mir auf, für sie eine medizinische Arbeit zu beginnen.
„Okay, Gott, ich mache das“, sagte ich. „Aber du musst mir den Wagen dazu liefern.“ Als ich das nächste Mal wieder in Amerika war, begann ich, Geld für dieses Projekt zu sammeln. Allerdings bekam ich nicht mehr als etwa tausend Dollar zusammen. Einige Tage später wollte ich in den Sudan zurückkehren. Meine Frau rief mich unterwegs an und erzählte mir, ein Mann hätte sie gefragt, wie hoch denn die Kosten für eine solche mobile Klinik seien. Sie hätte ihm gesagt, dreiunddreißigtausend Dollar.
Ich rief den Mann an. Während unseres Telefongesprächs versprach er, mir das restliche Geld für meine mobile Klinik zur Verfügung zu stellen. Danach fragte er: „Wie viel brauchen Sie denn noch?“
Ich antwortete: „Zweiunddreißigtausend Dollar.“
Das brachte ihn aus der Fassung. „Ich dachte, Sie hätten Spenden gesammelt“, sagte er.
„Das haben wir auch“, erklärte ich, „aber bisher sind nur eintausend Dollar zusammengekommen.“
Eigentlich hatte er eine geringere Spende im Sinn gehabt, aber er stand zu seinem Wort. Ich kannte diesen Mann nicht, hatte ihn nie in meinem Leben gesehen. Dennoch vertraute er mir. Wir trafen uns am Flughafen in Washington, und er überreichte mir in einer Papiertüte zweiunddreißigtausend Dollar. Mit diesem Geldsegen, der uns auf so wundersame Weise in den Schoß gefallen war, konnten wir einen Safari-Wagen kaufen, einen weißen Land Cruiser mit einem großen Sonnendach und Platz für dreizehn Personen.
Viele Menschen, die aus ihrem Heimatdorf vertrieben worden waren, konnten keinen Arzt in der Stadt aufsuchen. Ihre Häuser waren von der LRA zerstört, ihre Familien getötet und verstümmelt worden. Die Hilfsorganisationen vor Ort hatten Angst, medizinische Hilfe zu schicken, weil sie weitere Angriffe der Rebellen fürchteten. Dass diese Gegend gefährlich war, stand außer Frage. Trotzdem brachte ich mit dem Land Cruiser medizinische Hilfe in die Dörfer, obwohl ich als Mzunga natürlich ein wertvolles Ziel für die Scharfschützen der Rebellen war.
Ab und zu kamen Ärzte und Schwestern aus den Vereinigten Staaten als ehrenamtliche Helfer zu uns. Aber die meiste Zeit war ich mit medizinisch ausgebildeten sudanesischen Einheimischen im Land unterwegs. Natürlich wurden wir immer von mehreren meiner Soldaten begleitet, zu unserem persönlichen Schutz, aber auch zum Schutz der Dorfbewohner, die zu uns kamen.
Wenn Straßen vorhanden waren, fuhren wir in die Siedlungen, bauten unsere Klinik unter den Bäumen auf und behandelten die Leute von der Ladefläche des Land Cruisers aus. Doch manche Dörfer waren mit dem Auto nicht zu erreichen. Dann fuhren wir so nah heran, wie es ging, und die Träger schleppten unsere Ausrüstung manchmal bis zu zwei Meilen durch den Busch. Unsere Ausrüstung war in vier großen, rechteckigen, roten
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