Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
Hühnerfleisch fast geleert. Deshalb wollte die Kellnerin das Geschirr abräumen. Als sie nach seinem Teller griff, packte er sie am Arm und warf ihr einen bitterbösen Blick zu.
Bunker vor dem Kinderdorf: Marco, der Sicherheitschef, beschützt die Kinder.
Auf Arabisch sagte er: „Sie will mir mein Hühnchen wegnehmen!“ Wir brachen in Gelächter aus.
„Marco“, erklärte ich, „sie will nur deinen Teller abräumen.“ Er war verwirrt.
„Diese Frau will mir mein Hühnchen wegnehmen! Warum?“ Jetzt kann ich darüber lachen, aber damals hatte ich Angst, unsere arme Kellnerin würde wegen Mundraubs erschossen.
Eines Tages lief ich über das Gelände des Waisenhauses und entdeckte Marco an einem der abgelegenen Gebäude, in denen die Wachen schlafen. Er saß mit einem der Kinder auf einem Baumstamm, warf es hoch in die Luft und lachte genauso laut wie das Kind. Sobald er mich entdeckte, stellte Marco das Kind auf den Boden und machte ein strenges Gesicht. Für den Mzunga musste er ernst aussehen.
Die Kinder
Und das führt mich zurück zu den Kindern, um die es in meiner Geschichte geht. Zwei der vielen Kids hier sind ein Geschwisterpaar: Walter und Angela.
Das Erste, was an Walter auffällt, ist ein Lächeln, das den Himmel erhellt. Doch wenn er lange genug stillsteht, wandert der Blick weiter und fällt auf den Krater in seinem Gesicht, wo sein rechtes Auge sitzen sollte. Wenn sich die Schwierigkeiten vor mir wie ein Berg auftürmen, stelle ich mir sein Lächeln vor. Das hilft mir weiterzumachen. Im Jahr 2004 waren Walter und seine Schwester Angela mit ihrer Familie und einigen anderen unterwegs von Gulu nach Kitgum. Angela war damals etwa fünfzehn, Walter fünf oder sechs. Ihre Familie gehörte zur Oberschicht Afrikas. Die Eltern waren Kaufleute und belieferten die Märkte mit Ware. Der Vater war mit der Familie auf dem Weg nach Kitgum.
Der Überfall geschah mitten auf der Straße. Wie immer gingen die Rebellen der LRA zuerst auf den Fahrer los. Der Vater war auf der Stelle tot. (Aus diesem Grund fuhr ich jahrelang ein Fahrzeug amerikanischer Bauart. Das Lenkrad befindet sich bei den amerikanischen Autos auf der rechten Seite, und von außen sieht es so aus, als sei ich der Beifahrer.) Die Mutter wurde mit einigen Schüssen aus dem Maschinengewehr getötet, wie auch die anderen Passagiere auf dem Rücksitz. Und dann nahmen die Soldaten Walter, Angela und ihre Schwester gefangen, die etwa dreizehn oder vierzehn Jahre alt war. Vor Walters und Angelas Augen vergewaltigten sie die Schwester, verprügelten sie, zündeten sie an und sahen zu, wie sie verbrannte.
Während die Soldaten noch ihren Spaß daran hatten, ihr sterbendes Opfer zu quälen, sah Angela eine Chance zur Flucht. Schnell nahm sie Walter auf den Arm und rannte los. Die Soldaten eröffneten mit ihren Maschinengewehren das Feuer auf die beiden kleinen Ziele und mähten sie gleich bei der ersten Gewehrsalve nieder. Sie ließen die Schwester brennend am Straßenrand liegen und gingen zu den auf dem Boden liegenden Gestalten. Einer der bewaffneten Männer stieß sie mit seiner verstaubten Stiefelspitze an. Keine Reaktion. Die Soldaten hielten sie für tot und verschwanden im Busch.
Stunden später erreichte meine SPLA-Truppe den grausigen Tatort. Blutüberströmte Leichen lagen vor dem Wagen. Die verkohlte Leiche der Schwester glimmte noch. Ein atemberaubender Gestank nach verbranntem Fleisch hing in der Luft. Eine Bewegung ein Stückchen weiter weckte die Aufmerksamkeit meiner Leute. Zwei kleine Gestalten krochen durch das Gras am Straßenrand. Jemand hatte das Massaker überlebt. Die Soldaten rannten los und entdeckten zwei kleine Kinder, die wie durch ein Wunder noch am Leben waren. Walter hatte einen Schuss ins Auge abbekommen, Angela in den Nacken.
Die Soldaten knieten neben ihnen nieder, hoben Walter und Angela ganz vorsichtig auf und brachten sie so schnell sie konnten ins Krankenhaus nach Gulu. Walters Auge war zerstört, und Kugelsplitter hatten sich im ganzen Kopf und Gesicht unter der Haut verteilt. Angela hatte eine gravierende Schädigung der Nerven davongetragen. Eine Seite ihres Körpers war gelähmt. Die Ärzte in Gulu taten, was sie konnten, und als die beiden Kinder aus dem Krankenhaus entlassen wurden, holten wir sie sofort in mein Waisenhaus in Gulu. Angela gewann nur langsam ihre Bewegungsfähigkeit und ihr Gefühl zurück, ähnlich wie bei einem Schlaganfallpatient. Wenn sie unmittelbar nach ihrer Verletzung eine bessere
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