Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
medizinische Behandlung bekommen hätte, ginge es ihr vermutlich sehr viel besser als jetzt.
2006 wurden beide schließlich zur Behandlung nach Amerika gebracht. Angela bekam eine Elektrobehandlung zur Stimulation ihrer Muskeln, die ihre Bewegungsfähigkeit deutlich verbesserte. Bei der Behandlung wurden lange Nadeln, durch die Elektrizität strömte, in ihre Muskeln eingeführt. Sie erholte sich erstaunlich schnell und kann jetzt sehr viel besser laufen. 2007 kam Walter ein zweites Mal nach Amerika. Ein Tumor, der sich in seiner Augenhöhle gebildet hatte, sollte entfernt werden. Zuerst nahm der Arzt an, dass eine einzige Kugel Angelas Nacken durchschlagen und Walter im Gesicht getroffen hätte. Aber nach der Operation erklärte er mir, dass Walter wohl doch selbst eine Kugel abbekommen hätte. Sein Kopf steckt immer noch voller Kugelsplitter. Man kann sie unter der Kopfhaut sogar ertasten.
Zu jeder Geschichte, die wie diese eine positive Entwicklung genommen hat, gibt es zahllose andere, von denen wir nie erfahren werden – Kinder, die Opfer schrecklicher Verbrechen werden, deren einziger Zeuge Gott ist. Ich empfinde eine ganz besondere Verbindung zu diesen zarten, unschuldigen Seelen. Ich spüre eine ganz besondere Berufung, Kinder zu retten und zu beschützen, weil es eine Zeit gab, in der ich sie genauso mitleidlos ausgenutzt hatte wie diese LRA-Soldaten. Zwar habe ich nicht auf sie geschossen, doch in gewisser Weise war ich sogar noch gefährlicher. Ich bot ihnen Spaß und Freude und verführte sie zur Befriedigung meiner eigenen Bedürfnisse.
Mein Herz fliegt Mädchen wie Angela entgegen. Voller Mitgefühl, wie es wohl jeder Vater für ein schutzloses Mädchen empfinden würde, dem so brutal Gewalt angetan wurde.
Wenn ich in Angelas Gesicht blicke, sehe ich das Gesicht eines anderen Mädchens vor mir. Das Gesicht eines Mädchens, das unendliches Leid durch mich erfahren hat. Und die Erinnerung an dieses Mädchen treibt mich an, Kindern zu helfen, wenn ich nichts anderes zu geben habe. Es ist ein Mädchen, das Gott geschickt hat und mir half, die dunklen Wahrheiten über mich selbst zu erkennen. Schwierige Lektionen, die mich auf meine Arbeit vorbereiteten, wie ich es mir nie hätte vorstellen können …
6
In der Wüste
Schatten meiner Vergangenheit
Ihr Name war Jackie. Ich lernte sie 1976 kennen, als ich fünfzehn war. Sie hatte lange, blonde Haare, helle Haut, funkelnde blaue Augen und ein strahlendes Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erhellte. Doch Jackie war auf der Suche nach dem besonderen Kick. Sie war noch viel zu jung, um es zu erkennen, aber sie war auch auf der Suche nach einem Jungen, der sie liebte und beschützte. Irgendetwas verleitete sie zu der Annahme, dieser Junge könnte ich sein.
Bereits seit zwei Jahren hatte ich sexuellen Kontakt zu Mädchen und älteren Frauen, als ich Jackie dazu brachte, mit mir zu schlafen. Es bedurfte keiner großen Überzeugungsarbeit, denn ich hatte mir in der Stadt bereits einen gewissen Ruf erworben, und sie wollte diese Erfahrung machen. Es war ihr erstes Mal, und sie betete mich an. Sie tat alles, was ich von ihr verlangte – mit mir oder jedem anderen –, weil sie mich liebte und mir gefallen wollte.
Frauen und Gewalt
Trotzdem benutzte ich sie während jener wilden Jahre nur, wie auch alle anderen Frauen, mit denen ich zusammen war. Drogen, Sex und Geld waren meine Götzen, und ich diente ihnen gern. Ich nutzte Jackie aus. Von mir bekam sie ihre ersten Drogen, und ich machte sie mit Narkotika bekannt.
Ich vergiftete sie mit Lügen: dass ihr Leben nicht gut war, dass sie nichts Besonderes war, kein Juwel. Dabei besitzt jede junge Frau das besondere Geschenk ihrer Reinheit. Ich hätte sie ermutigen sollen, sich dieses kostbare Geschenk für den Mann aufzusparen, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Doch ich habe ihr dieses kostbare Gut gestohlen, ohne mir etwas dabei zu denken. Ich betrachtete es als eine weitere Trophäe, eine weitere Eroberung.
Jackie ließ eine Abtreibung vornehmen. Sie wusste nicht, wer der Vater des Babys war, aber viele Leute sagten, es sei von mir gewesen. Tief in meinem Inneren spüre ich, dass es so war. Als ich davon erfuhr, war es bereits zu spät. Ich frage mich, was ich wohl getan hätte, wenn ich davon gewusst hätte. Beim Thema Abtreibung sollte ich Scham empfinden: Eine Abtreibung ist die Tötung eines Menschen. Aber wenn man vom Bösen besessen ist und nur für das Böse lebt, kümmert einen das
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