Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
beschäftigt.“ Um mich zu vergewissern, tastete ich nach dem Lauf der 12 Kaliber Flinte in meinem Rucksack.
„Erinnerst du dich wirklich nicht an mich?“ Sie war sehr beharrlich, das muss ich ihr lassen. Aber ich hatte zu arbeiten, und wenn mein Arbeitgeber zufällig herüberblickte und bemerkte, dass ich mich mit einer Kellnerin unterhielt, anstatt die Transaktion im Auge zu behalten, dann bekäme ich großen Ärger. Ich sollte Bescheid geben, wenn Käufer und Verkäufer hereinkamen. Darum musste ich dieses Mädchen jetzt abschütteln, allerdings auf eine Art und Weise, die keine Aufmerksamkeit und keinen Verdacht erregte.
„Okay, okay“, sagte ich. „Gib mir deine Nummer, ich rufe dich morgen an.“ Sie notierte ihre Telefonnummer auf einem Zettel und verzog sich endlich, um sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Und das tat ich nun auch.
Am nächsten Tag rief ich sie an.
Wir verliebten uns sehr schnell ineinander, und es dauerte nicht lange, bis wir gemeinsam von Ort zu Ort zogen und eine Weile blieben, wo es uns gefiel und wir eine preiswerte Unterkunft fanden. Mit dem Drogenhandel verdienten wir unseren Lebensunterhalt. Nie war genügend Geld für die grundlegenden Dinge des Lebens vorhanden, wie zum Beispiel Essen. Einmal besaßen wir keinen Penny mehr, hatten zwei oder drei Tage lang nichts zu essen, aber wir setzten keinen Fuß vor das Hotel, in dem wir in Apopka lebten. Zum ersten Mal in meinem ganzen Leben fühlte ich mich für einen Menschen verantwortlich: für Lynn, und sie hatte Hunger.
In der Nähe unseres Hotels war ein Park mit einem Teich, auf dem immer einige Enten schwammen. Ich hatte noch ein wenig Kleingeld in meinen Taschen und ein paar Schuss Munition. So ging ich zum Teich, schoss eine Ente und brachte sie mit nach Hause. Von dem Kleingeld kaufte ich einen Brotlaib und ein Dutzend Eier, und ich versprach Lynn: „Wenn du bei mir bleibst, wirst du nie wieder Hunger leiden, das schwöre ich dir.“
Wir beschlossen, nach Georgia zu ziehen und einen Neuanfang zu wagen, nach Jesup, wo ich schon mal Dachdeckerarbeiten geleistet hatte. Sofort nahm ich meine Drogengeschäfte wieder auf. Marihuana. Alle paar Wochen besorgte ich mir in Orlando ein halbes Pfund Marihuana. Lynns Vater hatte uns einen alten Wagen geschenkt, den wir nie angemeldet hatten. Ich stahl einfach jede Woche ein anderes Nummernschild. Darin transportierten wir unsere Drogen.
Etwas Gutes geschah in Jesup. Ich lernte dort jemanden kennen, der an mich glaubte und mich besser behandelte, als ich es verdient hatte. Lynns Onkel Larry besaß ein Auktionshaus und zahlte mir fünfzig Dollar in der Woche, wenn ich einmal die Woche zu ihm kam und für ihn arbeitete. Er überließ mir auch gebrauchtes Werkzeug, das ich eigenständig verkaufen konnte. Ich belud den alten Wagen damit und verkaufte es auf der Straße. Es war ein gutes Gefühl, dass er mir diese Arbeit anvertraute.
Nach etwa drei Monaten, als wir nach Florida zurückkehren wollten und Geld brauchten, verkauften wir unseren Wagen an eine Wahrsagerin. Als Gegenleistung für den Wagen wollte sie mir die Zukunft voraussagen, aber ich weigerte mich, ihr Haus auch nur zu betreten. Lynn und ich fuhren mit dem Greyhound Bus nach Orlando und mieteten einen Wohnwagen im Mudd’s Trailer Park. Diese Siedlung wurde ihrem Namen wirklich gerecht – Schlamm, Schlamm und noch mal Schlamm! Das war wohl die dreckigste Siedlung, die ich je gesehen habe. Ich fing an, Dachdeckerarbeiten zu übernehmen, und nebenbei verkaufte ich nach wie vor Drogen. Lynn bekam einen Job in einer Fabrik, wo sie Karotten verpacken musste. Trotzdem waren unsere Taschen in der Regel leer, weil wir jeden Cent, den wir verdienten, für Drogen ausgaben.
Eines Tages hatte Lynn hohes Fieber, vermutlich weil sie tagelang nichts mehr in den Magen bekommen hatte. Ich versprach ihr, meinen Chef um einen Vorschuss zu bitten. Schließlich hatte ich Lynn das Versprechen gegeben, sie würde niemals wieder Hunger leiden, und ich fühlte mich schlecht, weil ich mein Versprechen nicht gehalten hatte. So ging ich also zu meinem Chef und sagte ihm, ich brauchte auf der Stelle zwanzig Dollar.
„Ich habe das Geld nicht bei mir, Sam“, erklärte er. „Aber morgen ist Zahltag. Ich gebe es dir dann.“ Ich wurde böse und erklärte ihm, wenn ich nicht sofort etwas Geld bekäme, könnte ich morgen nicht zur Arbeit kommen.
Ich beschloss, per Anhalter nach Orlando zu fahren und Blut zu spenden. Dafür wurden fünfzehn
Weitere Kostenlose Bücher