Machine Gun Preacher -: Die wahre Geschichte eines Predigers, der bis zum Äußersten geht, um Kinder zu retten. (German Edition)
Veranda und ein paar Fenstern nach vorne heraus.
Später zog ich zusammen mit meinem Freund Delane Watson in eine Wohnung. An Freitag- und Samstagabenden verkauften Delane und ich von dort aus fünfzig bis hundert Zehnerpacks – kleine Tüten Kokain im Wert von zehn Dollar. Delane war einige Jahre älter als ich, mit struppigen braunen Haaren und einem dichten Backenbart. Ich war mittlerweile achtzehn, sah aber nach wie vor älter aus, als ich war. Auch ich trug einen Bart, einen struppigen Schnauzbart und die Haare im Afro-Look. Wenn meine Haare glatt gewesen wären, dann hätten sie bis auf meinen Rücken heruntergehangen, aber sie waren sehr lockig und kraus. Ich fand, dass meine Frisur cool wirkte, und den Mädchen gefiel es. Die Locken rahmten mein Gesicht ein, das immer ein selbstzufriedenes Grinsen zur Schau trug. Und auch wenn ich nicht so groß war wie einige der anderen Jungs, war ich doch sehr muskulös.
Olivers und der erste „normale“ Job
Für einige Monate zog ich von der Wohnung in ein Haus auf einer Farm um, die einem Bekannten gehörte. In der Zeit, als ich dort wohnte, wurde er wegen Drogenhandels verhaftet. Als er die Polizei kommen hörte, blieb ihm keine Zeit mehr zur Flucht. Also drückte er mir ein halbes Pfund Haschisch in die Hand. Die für ihn ausgesetzte Kaution war so hoch, dass er sie nicht aufbringen konnte. Ich hielt den Zeitpunkt für einen Umzug für gekommen. Seit Jahren pendelte ich zwischen Florida und Minnesota hin und her, und ich beschloss nun, mich in Florida niederzulassen.
In Florida nahm ich zum ersten Mal in meinem Leben einen regelmäßigen Job an, der zudem noch einigermaßen gut bezahlt wurde. Diesen Job habe ich zwei hart arbeitenden Menschen zu verdanken, Herrn und Frau Oliver. Sie waren die ersten verantwortungsbewussten Erwachsenen, die mir mit einem gewissen Maß an Respekt begegneten. Sie wussten nichts von meinem bisherigen Leben, und es war ihre Art, jedem einen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Sie kauften den Ertrag von Orangenbäumen, heuerten Pflücker an und verkauften die Früchte. Von ihrem Gewinn zahlten sie die Pflücker. Mein Bruder George arbeitete bereits für sie, und ich kam nach meinem Umzug dazu. George und mir waren verantwortungsvolle Aufgaben übertragen worden – wir verteilten die Leitern und teilten die Pflücker in Reihen ein.
Ich hatte schon so viel Ärger erlebt, dass ich spürte, wenn etwas in der Luft lag. Einige der Pflücker, mit denen wir arbeiteten, waren Unruhestifter, die eine feste Hand brauchten. Die Olivers bezahlten ihre Arbeiter in bar, und an manchen Tagen kamen sie mit bis zu achttausend Dollar auf die Plantage. Ich hielt mich dann mit einer Pistole oder einem dicken Knüppel in ihrer Nähe auf, um sicherzustellen, dass es keine Probleme gab. Ich hatte mir einen etwa sieben Zentimeter dicken Knüppel aus dem Ast eines Orangenbaums geschnitzt, der nicht brechen konnte. Den trug ich bei mir, bis Herr Oliver mich bat, ihn wegzulegen, weil er Angst hatte, ich könnte damit jemanden töten.
Bevor ich ihn Herrn Oliver gab, war dieser Stock häufig zum Einsatz gekommen, obwohl manchmal auch ein etwas kreativerer Ansatz nötig war, um mit den Unruhestiftern fertig zu werden. Einige der haitianischen Pflücker waren große Anhänger von Voodoo und belegten mich oder jeden anderen, der versuchte, sie in der Reihe zu halten, mit einem Fluch. Eines Tages – das war zu der Zeit, als ich jeden Tag unter Drogen stand – schlängelte sich eine große Schlange durch die Obstplantage. Ich jagte ihr hinterher, packte sie an Schwanz und Kopf und sagte zu den Haitianern: „Schaut nur her!“ Dann biss ich ihr den Kopf ab. Danach ließen mich die Haitianer in Ruhe und schenkten mir keine Beachtung mehr. Und in meiner Nähe versuchten sie nie mehr diesen Voodoo-Unsinn.
Die Olivers verdienten mit den Orangen viel Geld und bezahlten uns gut. Ich passte auf sie auf, und sie sorgten für mich, stellten sogar Kautionen für mich, um mich aus dem Gefängnis zu holen. Sie schienen immer bereit zu sein, mir noch eine Chance zu geben. Aber das war ihre Art. Ich ließ nichts auf sie kommen und duldete keinen Spott. Niemand durfte sich über sie lustig machen, wenn ich mit ihnen zusammen war, weil sie schwarz waren und ich weiß.
Einige Weiße warnten mich, dass in der Gegend schon Menschen weißer Hautfarbe getötet worden seien, und ich weiß von einigen Weißen, die Drogen kaufen wollten, aber Angst hatten, aus dem Wagen auszusteigen.
Weitere Kostenlose Bücher