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Macho-Mamas

Titel: Macho-Mamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michèle Binswanger , Nicole Althaus
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schieben ihren Nachwuchs frühmorgens in die Parks, um den Müttern nach der kräftezehrenden Kinderwoche ein paar kostbare Stunden Alleinsein zu gönnen. An den Wochenenden lassen sich mittelalte und neue Väter gut beobachten. Sie sind ein schöner Anblick. Vor allem ihre Frisuren. Frisuren und ihre Abwesenheit sind das deutlichste Unterscheidungsmerkmal von herkömmlichen und neuen Vätern. Herkömmliche Väter, die die meiste Zeit im Büro verbringen, haben eine Frisur. Neue Väter haben einfach Haare.
    Die gute Nachricht, die man am Wochenende vom Park oder aus der Stadt nach Hause mitnimmt, lautet: Alle Väter geben sich heute mehr mit ihren Kindern ab, als Väter das vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren taten. Das ergibt auch eine Erhebung des Bundesamtes für Statistik. Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre haben Väter mit Kleinkindern ihr Engagement in der Familie und im Haushalt um 7,2 Wochenstunden auf etwas über dreißig Stunden erhöht. Sie verbringen damit rund ein Viertel mehr Zeit mit Wickeln, Spielen, Erziehen, Gärtnern und Kochen als noch 1997.
    Diese Zeit dürfte fast vollständig am Wochenende eingesetzt worden sein. Denn an einem Wochentag zeigt sich ein anderes Bild: Väter, die zu Hause die Hauptverantwortung oder auch nur die Hälfte der Verantwortung übernehmen, sind noch immer eine krasse Minderheit. Der Anteil der Vollzeit arbeitenden Männer liegt seit Jahren um neunzig Prozent, während der Anteil der Teilzeit arbeitenden Frauen bei über sechzig Prozent liegt. Sowohl der Anteil der Teilzeit arbeitenden Väter wie auch der Teilzeit arbeitenden Mütter nimmt Jahr für Jahr zu, doch bei den Frauen steigt der Anteil schneller als bei den Männern.
    In ihrem Buch The Second Shift untersuchte die Soziologin Arlie Hochschild anhand von Doppelverdienern, wie sich die steigende Erwerbsquote der Frauen in den achtziger Jahren auf die Organisation der Familie und die Arbeitsteilung zu Hause niedergeschlagen hat. Das Ergebnis lautete damals: gar nicht. Die Männer behielten ihre gutbezahlten Jobs, die Frauen verdienten dazu – und legten nach ihrer Schicht im Büro noch eine zweite Schicht zu Hause ein.
    Seither sind dreißig Jahre vergangen und die Situation hat sich sanft verbessert – ist aber dennoch nicht wesentlich anders geworden. Nach wie vor sind die Mütter für Kinder und Organisation des häuslichen Lebens zuständig, auch wenn sie arbeiten. Den Grund dafür sieht Hochschild in den unbewussten «Genderideologien», mit welchen Männer und Frauen ins Familienleben einsteigen. Das ist eine Mischung aus Erfahrungen aus dem eigenen Elternhaus, Überzeugungen und Wunschvorstellungen von der je eigenen Rolle als Mutter und als Vater. Die Genderideologien werden in jeder Generation neu verhandelt. Und zwar nicht nur in Hörsälen und Cafés, in Büchern, Filmen und Lifestyle-Illustrierten. Sondern vor allem in der Familie selbst, in der Intimität der Paarbeziehung. Und hier scheint sich herzlich wenig bewegt zu haben, insbesondere was die Rolle des Mannes betrifft.
Die Politik des Privaten
    Die Frauen haben seit den Siebzigern die Begrenzungen ihres Rollenmusters immer weiter aufgebrochen. Sie emigrierten ins Arbeitsleben, aber die Leerstelle zu Hause wurde nicht etwa von den Vätern oder Männern gefüllt. Sondern der Bedarf wurde ausgelagert in Kindertagesstätten – wo wiederum Frauen die Kinder betreuen. Die andere Hälfte des Rollenwandels, nämlich die Abkehr des Vaters von der Arbeitswelt, um zu Haus und Kind zu schauen, fand also fast gar nicht statt. Ein Vater muss seine Familie ernähren, diese Maxime ist ungebrochen wirksam. Laut der aktuellen Shell-Jugendstudie, in der rund 2500 junge Menschen zwischen 12 und 25 Jahren zu ihren Vorstellungen familiärer Organisation befragt wurden, bekennt sich ein Großteil der jungen Männer zum klassischen Rollenmodell mit dem Vater als Alleinverdiener und der Mutter zu Hause. Bezüglich der Familie sind ihre Ansichten sogar noch konservativer als die der Generation zuvor.
    Nicht nur angesichts der wirtschaftlichen Lage sind diese Erwartungen unrealistisch, sondern auch deshalb, weil die Frauen es ein bisschen anders sehen. In derselben Studie gaben nämlich achtzig Prozent der jungen Frauen an, berufstätig und Mutter sein zu wollen, auch wenn das bedeutet, eine Doppelbelastung auf sich zu nehmen. Der Rollenwandel ist also bei den Frauen Tatsache geworden, bei den Männern aber noch nicht angekommen. Und das führt zu einer Verschiebung

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