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Macho-Mamas

Titel: Macho-Mamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michèle Binswanger , Nicole Althaus
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und Opferstatus. Oder aber es sind egoistische Hexen, die die Scheidungsväter finanziell ausnehmen. In Wirklichkeit verhält es sich in vielen Fällen anders. Es gibt finanziell gutsituierte Single-Mütter, die ihre Finanzen nach der Trennung regeln können und als Ein-Eltern-Familie gut über die Runden kommen. Und mit diesem Modell zufriedener sind als zuvor. Männer bekennen nach ein paar Gläsern freimütig, dass sie die Arbeit zu Hause wenig befriedigend finden, komplementär dazu bekennen viele Alleinerziehende, dass sie keinen Mann brauchen, um ihre Kinder großzuziehen, ja, dass es ihnen ohne Mann an ihrer Seite bessergeht. Der finanzielle Druck ist zwar groß, aber abgesehen davon sind sie froh, sich nicht auch noch um eine Beziehung kümmern zu müssen. Die sozialen Konsequenzen dieser Entwicklung wären drastisch: Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft könnte durch die Single-Mutter ersetzt werden.
    Solche Befunde müssten Ängste wecken. Doch es liegt auf der Hand, dass die Mehrheit der Frauen sich weiterhin einen Partner wünscht. Amanda etwa ist als Kind einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen und bekennt sich heute dazu, ihre Partnerwahl sehr pragmatisch getroffen zu haben. Sie wusste, was es heißt, alleinerziehend zu sein, sie wusste aber auch, dass man über solche Ereignisse oft keine Kontrolle hat. Deshalb wollte sie darauf vorbereitet sein. Ihr Pragmatismus, so ist sie überzeugt, stärkte ihre Position in der Familie, stärkte aber auch ihre Ehe. Gerade weil sie sich und ihren Partner als gleichwertig ansah, lohnte es sich auch, für die Ehe zu kämpfen. Schwieriger wird es, wenn sich kein System der Gleichwertigkeit etablieren lässt, weil der Mann seine Rolle nicht findet.
Alleinerziehend und glücklich
    So endete es für Claire, eine sechsundvierzigjährige Texterin. «Er war nicht der Typ Hausmann», sagt sie heute zu ihrem Liebesdebakel, das so schön auf einer Insel im Indischen Ozean begann. Da arbeitete sie gerade selbständig, sie wollte nicht unbedingt hoch hinaus, hatte aber hohe Ansprüche an sich selbst und wollte in allen Dingen perfekt sein. Er war Tauchlehrer, sie im Urlaub. Seine Liebe war ein Versprechen, er appellierte an ihre weiblichen Seiten, worauf sie dankbar ansprach. Drei Jahre lang führten sie eine Fernbeziehung, dann wurde sie schwanger, er sollte in die Schweiz kommen und dort mit ihr eine gemeinsame Existenz aufbauen. Bald stellte sich heraus, dass sie unter «gemeinsam» nicht dasselbe verstanden. Sie sprachen weder über Verantwortlichkeiten noch über Geld. Zwei Wochen nach der Geburt begann sie wieder zu arbeiten. Aber jetzt kam dazu ein Familienhaushalt, in dem sie die Rolle der Mutter und des Vaters gleichzeitig spielen musste.
    «Ich hätte mir gewünscht, die dominante Rolle zu Hause ablegen zu können.» Aber das ging nicht, weil niemand sonst sie spielen konnte. Eine Weile lang praktizierte Claire die Emanzipation zwischen Küche, Schreibtisch und Ehebett. «Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass er das mit mir zusammen durchzieht. Er war doch mein Mann – kam mir aber manchmal vor wie ein älterer Sohn.»
    Schließlich begann sie in ihm den Schmarotzer zu sehen. «Er sagte immer: ‹Es gehört ja alles dir.› Ich hätte mir gewünscht, dass er seinen Platz darin beansprucht, aber das hat er nicht getan.» Um eine ausgewogene Familie durchzusetzen, ist sie zu erschöpft. So geht es sechs Jahre lang. Als ihr Kind in die Schule kommt und Probleme macht, entschließt sich Claire zu einem Neuanfang und wirft ihren Mann hinaus. Die Erleichterung ist riesig, und heute ist Claire alleinerziehend und glücklich. Und sie beabsichtigt nicht, daran etwas zu ändern.
     
    Von der Feministin Betty Friedan ist überliefert, dass sie sich auf ihrem Grabstein folgende Inschrift wünschte: «Sie trug dazu bei, dass Frauen sich als Frauen wohler fühlen und deshalb fähig sind, Männer frei und ganz zu lieben.» Friedan wollte nicht nur die Frauen befreien, sie war auch der Überzeugung, dass die Männer in diesen Prozess mit einbezogen werden müssen. Heute zeigt sich, wie recht sie damit hatte.
    Die hohen Scheidungsraten werden oft der Emanzipation angelastet. Tatsächlich gibt es aber Anzeichen, dass emanzipierte Frauen sogar die stabileren Ehen führen als solche, die von ihren Männern abhängig sind. Eine Studie des Pew Research Center in Washington hat ergeben, dass es gerade nicht die neuen Beziehungsmodelle sind, die zu mehr Scheidungen führen.

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