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Macho-Mamas

Titel: Macho-Mamas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michèle Binswanger , Nicole Althaus
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dass sie ausstirbt. Aber es gibt auch Hoffnung. Denn Coontz hat festgestellt, dass Paare mit einem neuen Rollenmodell, in dem sich beide die Aufgaben teilen, ein geringeres Scheidungsrisiko haben als Paare mit klassischer Rollenteilung. Wollen wir also die Familie retten, brauchen wir nicht weniger Emanzipation, sondern mehr. Wie Gloria Steinem es 2004 in einem Vortrag auf der Women & Power-Konferenz formulierte: «Zuerst hatten wir ein Modell der Abhängigkeit. Das war die klassische Frauenrolle. Dann haben wir begonnen, die Unabhängigkeit zu begreifen, zu erfahren und zu feiern. Das war absolut notwendig. Ohne die Unabhängigkeit kommen wir nicht weiter. Aber wahrscheinlich wird der nächste Schritt einer sein zur Vorstellung der Interdependenz.»

 
     
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    Das Comingout der Karrieremutter
     
    Wir gestehen: Wir sind Karrieremütter. Auch wenn der Begriff nicht viel taugt. Weil er Frauen, die sowohl ihrem Kinderwunsch als auch ihrem Ehrgeiz folgen, aus der großen Gemeinschaft der Mütter ausschließt und in der kleinen Gemeinschaft der Karrieristen zum Spezialfall macht. Man könnte auch sagen: Der Begriff macht uns zum Zwitter, also zu einem Fehler in der natürlichen Ordnung. Ehrgeiz bei Frauen war immer schon verdächtig, vor allem wenn er mit Ankunft der Kinder nicht verschwindet. Nicht umsonst werden Karrieremütter gern als ehrgeizzerfressene Frauen porträtiert, deren wohlstandsverwahrloster Nachwuchs zu bemitleiden ist.
    Aber wenn wir die interessanten Jobs nicht nur den Männern überlassen wollen, müssen wir genauer hinsehen, warum «Karriere» gesellschaftlich von Vätern gewünscht und bei Müttern kritisch gesehen wird. Und wir müssen verdeutlichen, was mit Karriere überhaupt gemeint ist – schließlich geht es dabei nicht nur um höhere Löhne, Status und Sozialprestige, sondern überhaupt um die berufliche Entwicklung und den dafür nötigen persönlichen Freiraum. Die Bedeutung der Karriere für Frauen und Mütter ist deshalb so wichtig, weil wir uns an einem Punkt befinden, an dem Frauen von der Ausbildung her die Männer in Anzahl und Qualität überrunden und an dem immer mehr Mütter für einen beträchtlichen Anteil des familiären Einkommens sorgen wollen oder müssen. Es bedeutet, dass die Ernährerin und die Karrieremutter zwei der wichtigsten weiblichen Rollen unserer nächsten Zukunft sein werden.
    Die Karrieremama braucht also eine Image- und Bedeutungskorrektur. Es ist Zeit zu begreifen, dass es keineswegs eine Frage der Selbstverwirklichung – also ein Akt egoistischer Willkür – ist, wenn Frauen Kinder und ihren Job lieben. Karrieremutter darf deshalb kein Schimpfwort mehr sein, sondern im Gegenteil die Bezeichnung für eine produktive Notwendigkeit. Eine Form des Daseins, die unsere Töchter einmal anzielen werden. Die künftige Führungselite muss mit den Karrieremüttern rechnen lernen, wenn sie in den Kaderschmieden der Welt, in Yale und Oxford, in St. Gallen und in Paris für die Machtübernahme in der Wirtschaft vorbereitet werden. Dazu wird sie erst einen Reflex ausmerzen müssen: den Reflex, jede Frau im Betrieb, die schwanger werden könnte oder wird, sofort von der Beförderungsliste zu streichen. Eine Imagekorrektur der Karrieremutter wird in Zukunft mindestens so viel bewirken wie eine Frauenquote.
Die Vereinbarkeitsfrage
    Wie bringt Karrieremama alles unter einen Hut? Wenn eine Mama nicht nur eine volle Arbeitsstelle ausfüllt, sondern auch noch eine Führungsfunktion übernimmt – also in klassischem Sinn Karriere macht –, wird die Vereinbarkeitsfrage gestellt. Sie kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Frage ist, pragmatisch gesehen, keineswegs unberechtigt. Erstaunlich ist nur, warum Papas selbst mit mächtigen Karrieren, sagen wir Novartis-Präsident Daniel Vasella oder Banker Joseph Ackermann, nie danach gefragt werden, wie sie Geschäftsreisen, Überstunden und Familienpflichten unter einen Hut bringen. Bei den Herren ist die Familie Privatleben. Bei den Damen ist sie geschäftsentscheidend.
    Die übliche Antwort auf die Frage der Vereinbarkeit lautet: Ich schaffe das so wie alle anderen Mütter auch. Mit guter Organisation und dem richtigen Mann an der Seite. Die ganze Wahrheit ist etwas komplizierter. Und sie ist weniger heroisch, als man vermuten könnte. Das zuzugeben kommt einem Geständnis gleich. Auf einen Punkt gebracht, lautet die Wahrheit nämlich: Alles unter einen Hut zu bringen ist nicht das Problem. Das Problem ist der Kopf, der

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