Machos weinen nicht
und der von Schutts Mutter eigenhändig gewaschenen Wäsche. Das Aufstehen fiel mir schwer. Ich öffnete die Tür und tastete nach dem Lichtschalter.
Der gewaltige Berg von Körpern auf dem Bett erinnerte an ein römisches Basrelief. Mächtige, mit Fleisch gepäppelte Körper. Ganz zuoberst schimmerte ein weißer, mit rötlicher Wolle bewachsener Hintern. Die Art, wie er sich bewegte, hatte etwas Hastig-Hündisches. Swetas Gesicht war in irgendjemandes Schamhaaren verheddert. Auf ihrer rundlichen Wange hob sich eine Schwellung von der Größe eines Apfels ab. Sie hörte nicht auf, sich zu bewegen, sogar nachdem ich das Licht angeknipst hatte. Ihre Augen waren fest zusammengekniffen. Ohne die Stimme zu heben, fragte Edik, ob ich völlig behämmert sei. »Wieso?«
»Mach das Licht aus.«
Ich hatte in der vorhergehenden Nacht wenig geschlafen und in dieser viel getrunken. Draußen wurde es hell. Mir schien, als drückte jemand mit großen Fingern auf meine Augen. Auf dem Weg zurück von der Toilette schob ich den verdrehten Kopf von Schutt zurecht. Er übergab sich immer noch. Das Zimmer schien unwirklich. Vor den Augen schwammen Details, die sich nicht zu einem Ganzen fügen wollten. Ein Gefühl von Schweben. Wie sehr man sich auch bemüht, man begreift nicht, was auf dem flachen Bildschirm des Gesichtssinns vor sich geht. Auf dem Sofa nieste, kicherte und schubste jemand. Das einzige Kleidungsstück, das der Typ anhatte, war eine auf die Stirn geschobene modische Brille.
Dann kam Schutt aus der Küche ins Wohnzimmer. In den Scheinwerfern der Morgendämmerung schwebten Staubkörnchen. Das Radio schwieg. Man konnte die Fliegen summen hören. Sommer – heißt immer, von der staubigen Sonne aufzuwachen und das Gesumm der Fliegen zu hören.
»O-o-o! Wolodka! Wie geht‘s? Endlich! He, gießt Wowan was ein!«
»Hallo.«
»Hier, trink!«
»Nicht, Kumpel. Nicht, wartet.«
»Schon gut! Trink, dann geht‘s dir besser!«
»Ich kann nicht. Wartet, Kumpel. Irgendwas wollte ich doch ... Was wollte ich denn ... Na, das, was war‘s denn ...« Zusammen mit ihm drang der säuerliche Geruch von Erbrochenem ins Zimmer. Schutts Gesicht sah aus wie eine aztekische Maske aus Nephrit.
Er setzte sich aufs Sofa. »Schlecht ist mir, Jungs.«
Alle am Tisch Sitzenden waren nackt. Nur Edik hatte weite Satinunterhosen an. Links von mir saß Sweta. Ihre Nippel erinnerten an vorjährige Süßkirschen. Vielleicht sogar vorvorjährige. Sweta rauchte und glotzte mit betrunkenen Augen ihre Zehen an. Unter dem Blick ihrer Besitzerin bemühten sie sich, nicht allzu unartig zu sein.
Schutt stieß auf.
»Ich glaub, die Gurken sind uns ausgegangen. Bring doch neue, Sweta. Weißt du, wo sie sind?«
Sweta schnippte die Asche weg. Den Aschenbecher zu treffen gelang ihr nicht. Die Zigarette vollführte über dem polierten Tisch einen komplizierten Bogen.
Schutt warf den Kopf weit zurück und versuchte, seinen Blick zu fokussieren.
»Sweta! Gurken sollst du holen, hab ich gesagt!«
»Gurken?«
»Ja. Sie liegen da ... In der Tür, weißt du?«
»Gurken? Steck dir deine Gurken in den Arsch!«
Alle blickten die beiden aufmerksam an. Sogar die Fliegen hörten auf zu summen und passten gespannt auf.
»Wo warst du? Hast du gekotzt? Blödmann! Lust auf Gurken hast du? Um sie dann wieder auszukotzen? Steck dir deine Gurken in den Arsch!«
Schutt krauste die betrunkene Stirn. Er begriff nicht, was los war. Sweta spuckte aus und verdrehte die Augen.
»Gurken! Du Wichser! Sieh dich doch an! Wieso hast du dich wieder besoffen wie ein Schwein? He? Jeden Tag besäufst du dich! Bist du es noch nicht leid? Gurken! Wieso soll ich diesen Schweinen Gurken bringen? Du fütterst sie mit Gurken, und selber kotzt du, und so was gefällt dir?! Die ganze Wohnung stinkt nach deiner Kotze! UNUNTERBROCHEN kotzt du! Ich bin es leid, deine Wäsche zu waschen! Kapierst du das, du Wichsbeutel?«
»Was hast du? Wieso sagst du so was vor allen?«
»Genierst du dich vor ihnen? Weißt du überhaupt, wie sie dich nennen? Schutt! Du bist für sie ein Dreck, kapierst du? Du bist schlimmer als Dreck! Für diese Gurken hast du das ganze Geld verpimpert! Wo ist dein Geld? Zeig mir das Geld, du Gurke! Du Kotzer! Du hast alles!, alles!, alles! verpimpert!«
Swetas Gesicht war betrunken und verzerrt. Wie das Bild auf einem nicht richtig eingestellten Fernseher.
»Wieso sagst du nichts?«
»Ich hab Kopfschmerzen.«
Schutt sah sie kläglich an.
»Ich hab wirklich
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