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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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telefonierte, versuchte, Mädchen einzuladen. Die Uhr an der Wand zeigte halb fünf. Unbegreiflich, aber die Mädchen versprachen, gleich zu kommen.
    Wadiks Beziehung zu den Kompagnons war merkwürdig. Geschäfte schienen sie gemeinsam zu machen. Andererseits konnte jeder zu ihm sagen: »Hol mal Zigaretten!«, und Wadik trabte los.
    Es endete schlimm mit ihm. Etwa ein halbes Jahr später stahl er den Kompagnons Geld. Sie tranken gemeinsam im Büro einer Sicherheitsfirma. Dann mussten sie irgendwohin. Als sie zurückkehrten, war der im Büro zurückgelassene Wadik verschwunden. Zusammen mit ihm der kleine Bürosafe. Es war nicht besonders viel Geld im Safe, weniger als fünftausend Dollar. Wieso er ihn geklaut hat, habe ich nicht begriffen. Man fing an, ihn ernsthaft zu suchen. Er versuchte sogar, das Land zu verlassen. Doch seinem Freund Schutt erzählte er, dass er in der Wohnung seiner Schwester verschnaufe.
    Dort schnappte man ihn sich auch. Nachts brachten die Kompagnons ihn auf einen Friedhof und schlugen ihm mit einer Axt die rechte Hand ab. Mehrere Männer hielten ihn fest – darunter auch Schutt – und Edik hackte ihm mit zwei Schlägen die aus der Manschette ragende Hand ab, packte sie am Mittelfinger, warf sie in einen Plastikbeutel und nahm sie mit.
    Ich denke, zunächst hatten sie so was eigentlich nicht geplant. Aber wie hätte man in einer solchen Kulisse nicht bis zum Äußersten gehen sollen? Es roch nach fetter Erde. Im Mondlicht schimmerten die Grabsteine grün wie die Skala eines Radios. Wadik lag an ein Grab gepresst und winselte vor Entsetzen. Ein Sinn für Ästhetik ist den Kompagnons nicht fremd. Wadiks Schwester, Stripperin in einem teuren Club, schickten sie auf den Strich, um das gestohlene Geld abzuarbeiten. Irgendwer setzte sich für sie ein. Die Kompagnons gerieten in Streit. Das alles ist eine lange Geschichte.
    Ich saß mit Schutt in der Küche und rauchte. Der Fußboden war mit Wasser überschwemmt. Schutt erzählte zum dritten Mal, wie er gestern ins »Juschnaja« gefahren war. Ich riss die Augen weit auf. Trotzdem hatte ich das Gefühl, ich sähe die Welt nur mit einem Auge. Die Zigarette rutschte mir ständig aus der Hand.
    »Also, ich und die Kumpel – kurz gesagt – sind mit dem Auto los, haben dort gesessen, gegessen. Ein prima Lokal, dieses ›Juschnaja‹! Puschen-Luschen-Juschnaja! Ha-ha-ha! Weiber – Ran an den Kürbis und rein in den Kofferraum! Geil, geil, geil!«
    »Was ist geil?«
    »Alles ist geil! Getanzt haben wir, Koks geschnupft. Das Päckchen haben sie aus der Socke geholt, er war ganz zerknüllt, schmutzig. Kannst du dir vorstellen, wie das gestunken hat? Konstantinow hat das ganze Auto vollgekotzt, Scheiß-Puker. Mit einer hab ich‘s direkt in der Toilette getrieben! So ein zartes Püppchen! Ein ganz süßes Schnuckelchen – geil! Direkt in der Toilette! Aber sag Swetka nichts davon.«
    »Keine Sorge.«
    »Mit Swetka find ich‘s ja auch gut. Bloß ist das was ganz anderes, verstehst du?«
    »Klar.«
    »Das ist ... tja, also – Kurz gesagt, du verstehst doch?«
    »Klar.«
    Dann trafen die Mädchen ein. Ihre Anzahl änderte sich dauernd. Erst schien mir, es wären – so etwa vier. Dann saßen am Tisch ganz bestimmt nur zwei. Dann kam ich durcheinander. Einige verschwanden im Hinterzimmer und tauchten nicht wieder auf. Ich erinnere mich an eine Braunhaarige mit kleinen Zähnen und dick umrandeten Augen. Sie kicherte und trank nacheinander aus allen Schnapsgläsern. Sie trug alberne schwarze Strumpfhosen mit Häkchen.
    Hin und wieder schob sich Schutts alte Großmutter aus ihrem Zimmer, das sich irgendwo in der Wohnung verlor. Niemand beachtete sie. Das Radio grölte laut. In Schutts schachtartigem Hof war die Akustik ausgezeichnet. Die Oma räumte das schmutzige Geschirr vom Tisch und verschwand. Dann kam ein mir unbekannter Typ mit seiner Frau zu Besuch. Er blieb etwa eine halbe Stunde und fuhr wieder weg. Ununterbrochen klingelte das Telefon. Ich rief auch einmal irgendwo an.
    Dann erschien Edik in der Küchentür. Er hatte eine zottige Brust und unglaublich muskulöse Schultern. Sein Hosenschlitz war mit etwas Weißem verschmiert. Vielleicht war es Sauce. Früher nannte man das Glied »Gemächt«. Komischer Ausdruck.
    »He, hör mal, Wolodja. Der Alkohol – es ist nichts mehr da.«
    »Ich hol sofort was.«
    »Wozu? Wir schicken die Puppe hier los. Du musst ihr nur sagen, wo das ist. Ich setz mich nicht mehr ans Steuer.«
    Das Mädchen suchte lange nach

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