Machos weinen nicht
Männer waren außer ihm und seinem Freund nicht da, und er begriff auch, wieso. Hübsch war nur die Gastgeberin selbst. Sie hatte üppige kastanienbraune Haare, die bis über die Taille reichten. Sie tranken den mitgebrachten Wein und kauften für das Geld der Mädchen noch mehr. Er sah auf die Uhr und entschied, der Politiker sei jetzt sicher schon weg. Er wählte die auf dem Zettel notierte Nummer. »Ist noch hier«, sagte sie, die Muschel dicht an den Mund gepresst.
Noch eine Stunde später stellten sich die Mädchen im Kreis auf und tanzten zur Musik von Aljona Apina. Die Damen verloren das Gleichgewicht, der Freund flirtete mit der Langhaarigen, der junge Mann trank Alkohol. Der Politiker war immer noch da. In der Küche erklärte der junge Mann jemandem, was »politische Machtträger« sind. Über dem Waschbecken hing eine prähistorische Gastherme. Um fünf beschloss er, ein letztes Mal anzurufen – wie viel kann man ertragen? Der Politiker war auch um fünf noch da – und um sechs – und um halb sieben.
Um sieben Uhr morgens schaute der Freund ins Zimmer. Den ganzen Abend hatte er der Gastgeberin den Hof gemacht – dem Mädchen mit den schönen Haaren. Er hatte ihr alles ins Glas gegossen, was er finden konnte, hatte mit ihr Brüderschaft getrunken, die verrücktesten Trinksprüche erfunden. Endlich am Ziel, schleppte er den wegrutschenden Körper ins Schlafzimmer. Freudig zog er sich die Hose aus, schob dem Mädchen den Rock hoch, und in diesem Moment fiel der Schönen die Perücke vom Kopf. Was unter der Perücke war, wollte der Freund partout nicht sagen. Sie gingen in den Flur, und der Freund bat ihn wodkaatmend, von hier wegzugehen. Draußen schneite es immer noch. Er holte sich von zu Hause etwas Geld und fuhr zu Jana. Sein Mädchen abholen. Nach Hause bringen, ins Bett legen, ihre verfrorenen langen Beine küssen.
Als sie die Tür öffnete, war ihr Blick wie tot, zum Stillstand gekommen. Sie war so betrunken, wie er sie nie zuvor gesehen hatte. Sie sagte etwas, ein schon im Innern der Wohnung begonnenes Gespräch fortsetzend. Mit der Schulter drängte sie ihn von der Tür weg, stieg zum nächsten Treppenabsatz hinunter, versuchte, sich eine Zigarette anzuzünden, konnte aber die Flamme des Feuerzeugs nicht treffen. Mit beiden Händen hielt sie sich am Geländer fest. Auf den schwarzen Stufen glänzten hell die Spuren von Urin. Sie wisse nicht, wie lange das noch dauern werde. Der Politiker schicke seine Bodyguards dauernd nach Whisky, schon dreimal habe er sie geschickt und alles ausgetrunken, und sie müsse mittrinken. Sie könne das nicht länger aushalten. Der junge Mann befahl ihr, sich anzuziehen, aber das Mädchen schüttelte entschieden den Kopf. »Wie stellst du dir das vor? Ich kann nicht! Du musst warten ...«
Ein Bekannter ihres Politikers hatte einmal vor einer Sitzung Kognak getrunken, eine junge Sekretärin getroffen, die gerade im Regierungsgebäude angefangen hatte, und sie schweigend in sein Büro geschleift. Die Sekretärin wehrte sich, und er schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Er schlug ihr die Lippen auf und beschädigte einen Vorderzahn. Früher war der Mann Flottenoffizier gewesen, mit Faustschlägen ins Gesicht kannte er sich bestens aus. Die Zeitungen hatten Angst, darüber zu schreiben, aber von dem Vorfall wussten alle. Der Don Juan hatte danach einige Unannehmlichkeiten, und der junge Mann lachte lange über ihn.
Sie hatte auf dem Rücken über dem Hintern ein helles Muttermal. Manchmal schaute er es an und stellte sich vor, sie schliefe mit ihrem Politiker. Dieser widerliche, aufgeblasene Typ würde diesen Fleck ebenfalls kennen. Das erregte ihn. Aber das war nur ein Spiel! Das! War! Ein! Spiel!
Es dämmerte schon. Er fuhr nach Hause, sah sich einen namenlosen Film an, der auch namenlos blieb, und rief erneut an. »Hol mich weg von hier!«, schrie das Mädchen, und er stürzte, nur im Hemd, auf die Straße. Der nach der Neujahrsnacht ganz verquollene Taxifahrer konnte kaum das Lenkrad in den Händen halten. Als der junge Mann sagte, wie viel er zahlen würde, wurde er sofort munter. Zwischendurch hatte der junge Mann das Gefühl, der Wagen werde gleich abheben.
Sie öffnete die Tür und drängte ihn wieder die Treppe hinunter. Er konnte gerade noch eine in der Diele liegende Männermütze aus Nerz und teure Handschuhe sehen. Sie blickte ihn mit erweiterten Pupillen an, ohne ihn zu sehen, und sagte, sie könne jetzt nicht wegfahren. »Aber du hast mich doch
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