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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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gebeten, dich abzuholen!«, schrie er, aber sie zuckte die Schultern und sagte, das könne sie nicht gesagt haben, er verwechsle da etwas. Sie schlug die Tür zu, und er ging im Hemd auf die Straße. In seinem Innern verwandelte sich alles in brodelndes Gelee.
    Er holte sie dann doch noch ab. Stieß sie ins Taxi, brachte sie zu sich nach Hause. Ihr fielen Päckchen aus ihrer Plastiktüte, und viermal fragte sie, wie spät es sei. Als er sagte, zwei, zog sie die Brauen über den nicht sehenden Augen hoch – erst? »Zwei Uhr mittags«, sagte er. Draußen war es kalt, und er fror. Als sie schon aufs Haus zugingen, sagte das Mädchen, sie mache keinen Schritt weiter, solange er ihr kein Bier kaufe. »Bier? Schau dich doch an ...« Aber sie schrie, sie wolle Bier, und er musste ins Geschäft gehen und eine Flasche Baltika kaufen. Sie drückte sie mit der Hand, nahm einen Schluck, ging ein paar Schritte, sah ihn dann mit völlig nüchternem Blick an und erklärte, sie müssten umkehren: Wir haben vergessen, Bier zu kaufen. Zu Hause zog er sie eigenhändig lange aus, wie ein Kind, und brachte sie ins Bett. »Ich will dich!«, verlangte sie, streckte die Hände aus und schlief ein. Bis hinunter zum Kinn war sie mit Lippenstift verschmiert.
    Der Kater quälte sie nicht einen Tag, sondern drei. Er hob sie auf seinen Armen in die Badewanne, wusch ihren Körper. Sie blinzelte kraftlos. Er sah, dass sie noch ganz dort, in Janas Wohnung, war. Morgens gab er ihr kalten Kefir zu trinken, und am dritten Januar brachte er sie nach Hause.
    Wie wird wohl das Jahr nach einer solchen Neujahrsparty?, dachte er auf dem Heimweg.
    Siebtes Rezept – Ein bisschen rohes Fleisch
    w enn er sah, wie seine Freunde irgendwelche Mädchen kennen lernten, die dann schon eine Woche später bei diesen einzogen, dann wunderte er sich aufrichtig: warum? Lebte sie mit ihm zusammen, weil er so war, wie er war? O nein, ich glaube nicht an Märchen. Sein Mädchen wollte der junge Mann mit tausend Fäden ganz fest an sich binden. Mit gemeinsamen Worten, Gewohnheiten und Erinnerungen. In den zwei Jahren, in denen sie zusammen waren, führte er sie zum Beispiel in alle nationalen Restaurants von Petersburg.
    Die Nationalküchen sind sehr teuer. Er war gezwungen, seine Stellung auszunutzen. Er suchte im Telefonbuch ein Lokal aus, wo sie essen wollten, rief dort an und sagte, er wolle über dieses Restaurant schreiben. Der Wirt erkundigte sich, wie viel das kosten würde, und er sagte ein wenig beleidigt, gar nichts. »Ich bin kein Werbeagent, ich will dem Leser eine adäquate Vorstellung vom Phänomen der Nationalküche geben.« Ein paar Gerichte zu probieren, das sei das Einzige, was vielleicht nötig sei. Der geschmeichelte Wirt taute auf, verlor seine Wachsamkeit und sagte, das sei kein Problem.
    Der junge Mann rief an, und sie gingen zum Abendessen zu den Arabern ins »Salman«, zu den Deutschen ins »Warsteiner Forum« und zu den Indern ins »Tandur«. Im »Bagdad« brachte man ihnen bei, Plow mit den Händen zu essen, im »Molly‘s« bewirtete man sie mit irischen Cocktails, und im »Ismailowski Dwor« bekamen sie Krokodilfleisch und Haisteak vorgesetzt. Der wichtigste Vorteil seiner Methode bestand darin, dass niemand versprach, Werbung für das Restaurant zu machen, die Rede war nur davon, die Küche zu beschreiben. Was auch immer dann in der Zeitung erschien, es wurden keinerlei finanzielle Ansprüche erhoben.
    Wenn das Mädchen es wollte, dann konnten sie fünfmal in der Woche in nationale Restaurants gehen. Am Montag ins »techmech« im »Newskie Melodii«, am Dienstag zum Italiener ins »Milano«, am Mittwoch ins kanadische »Montreal-Steak«, wo der betrunkene Wirt vier Flaschen des teuersten Whiskys mit ihnen trank. Und am Samstag lud er sie zum Beispiel in das jüdische Lokal »Schemtschuschina« auf der Wassili-Insel ein. Sie war Jüdin, aber sie sagte, dass sie von solchen Delikatessen wie im »Schemtschuschina« noch nie gehört und sie erst recht noch nie probiert habe.
    Mehrmals rief er bei dem schwimmenden Restaurant »Okean« an und vereinbarte eine Einladung zu einer Sushi-Party. Zum »Okean« zu gelangen war schwierig, und sie fuhren dann schließlich doch nicht hin. Sushi ist ein japanisches Gericht aus rohem Fisch mit Reis, und die Partys im »Okean« bestanden eigentlich nur darin, dass man dreißig Dollar bezahlte und dann den ganzen Abend in unbegrenzter Menge dieses Sushi essen und sich mit Champagner abfüllen konnte.
    Er wollte

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