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Mach's falsch, und du machst es richtig

Mach's falsch, und du machst es richtig

Titel: Mach's falsch, und du machst es richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ankowitsch
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wird auch klar, warum Sie diese negierten Tips möglichst detailreich und positiv formulieren sollten. Auf diese Weise können Sie die anderen mit wichtigen Informationen, Motivationshilfen und Bildern versorgen, die sie allesamt brauchen, um in Ihrem Sinne loszulegen.
    Suchen Sie nach einer geeigneten Form, abschätzig zu sein: Nein, Sie sollen natürlich anderen Menschen gegenüber keineswegs abschätzig sein. Ich habe diese Formulierung nur gewählt, um an einen etwas griffigeren Titel zu kommen. Vielmehr geht es darum, eine Ihrem Gegenüber angemessene Form zu finden, um ihn auf Umwegen zu motivieren. Dazu haben Sie folgende Möglichkeiten:
    Sagen Sie ihm,
    daß die Hindernisse, ein wenig Sport zu betreiben, viel zu groß sind und es daher nichts werden kann mit dreimal wöchentlichem Ein-wenig-im-Kreis-Laufen. «Besser, du gibst gleich auf!»
daß sich nichts ändern wird, selbst wenn er ab sofort ein bißchen joggen geht.
daß sich zwar etwas ändern wird durch das Joggen, aber viel langsamer und viel weniger, als er das jetzt glaubt in seinem grenzenlosen Optimismus.
daß er es nur nicht übertreiben soll mit dem Joggen, sondern lieber ganz langsam angehen soll. «Morgen ist auch noch ein Tag!»
daß es sicher schiefgehen wird mit dem Joggen, Sie kennen da Leute, die nachts in den Graben gefallen sind und erst nach Stunden gefunden wurden bzw. Sie haben erst vor kurzem mit einem Orthopäden gesprochen, der sich über jeden weiteren Jogger die Hände reibt, weil der wegen seiner Knieschmerzen bald in seinem Wartezimmer sitzen wird.
    Obwohl ich glaube, daß Ihnen keine weiteren Varianten dazu einfallen, muß ich hier leider aufhören. Der Platz, Sie wissen schon!
    Sagen Sie Ihren wütenden Freunden, daß sie vollkommen recht haben, wenn sie ihre Lebensgefährten für die größten Versager der Welt halten: Diesen Ratschlag habe ich mir von den Vertretern der «Provokativen Therapie» geliehen. Danke sehr. Bereits im Jahr 1999 habe ich das Interview mit einer der deutschen Vertreterinnen dieser Schule, Eleonore Höfner, im
Spiegel
gelesen; [85] es hat mich so beeindruckt, daß es mir bis heute in Erinnerung geblieben ist. Es stellt die klassische Vorstellung, wie Therapeuten mit ihren Patienten sprechen sollten, auf den Kopf. Oder auf die Füße – je nach Sichtweise. Normalerweise finden wir ja in professionellen Psychologen die geduldigsten Zuhörer. Worüber auch immer wir uns beklagen mögen – sie nicken verständnisvoll, machen sich Notizen, fragen nach, machen sich noch mehr Notizen, versuchen zu verstehen und legen uns den einen oder anderen Tip nahe. Nicht so Frau Höfner. Beginnt ein Patient, über seinen Partner zu jammern, wird sie grimmig. «Meistens schleppen Frauen ihre Männer zu mir und beklagen sich nach Kräften über sie. Ich schütte dann Kohlen ins Feuer, bemitleide die Frau für ihr schreckliches Schicksal, mit so einem Idioten zusammenzuleben.» Mit einem Ergebnis, das nur mehr Uneingeweihte überraschen wird: Irgendwann fange die Frau an, ihren Mann «zu verteidigen und nette Seiten anzuführen. Und oft hat sie dann das erste Mal seit Jahren etwas Freundliches über ihn gesagt. So etwas beeinflusst eine Beziehung – positiv.»
    Als Erklärung, warum ihre ruppige Vorgehensweise oft zu raschen Erfolgen führt, sagt die Therapeutin: Ihre Kollegen suchten meist verzweifelt nach den morschen Stellen im Leben ihres Gegenübers. Auf ihre Weise komme sie sehr schnell in die Lage, «zu gucken, wo die vitalen Seiten sind». Und genau aus diesem Grund sollten wir überlegen, ob wir unseren Freunden nicht einen größeren Dienst erweisen, indem wir schlecht über ihre Lebengefährten sprechen, anstatt jenen Job zu übernehmen, den nur die Betroffenen selbst erledigen können: die guten Seiten im anderen zu entdecken, die es sinnvoll erscheinen lassen, mit der Beziehung weiterzumachen. Denn meist wiederholt sich in der nächsten Beziehung bloß dasselbe Drama – nur mit einem Menschen anderer Haarfarbe.
    Halten Sie die anderen auf Distanz, um möglich zu machen, sie intensiver zu lieben: Ja, ich weiß! Das ist ein Ratschlag, der in seiner trivialen Form in jeder schlechten Frauen- und Männerzeitschrift zu lesen ist. Es gibt aber fünf sehr gute Gründe, ihn hier dennoch aufzuführen. 1 . Nur weil der Hinweis immer wieder in Frauen- und Männerzeitschriften auftaucht, muß er nicht falsch sein. Ist er auch nicht, weshalb ich ihn würdigen will. 2 . Es ist etwas anderes, ob man so einen Tip aus

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