Mach's falsch, und du machst es richtig
heiterem Himmel anbringt oder sich vorher die Mühe macht, ein paar grundsätzliche Dinge anzuführen (wie ich das versucht habe). 3 . Ist die Sache ein wenig komplexer, als sie gerne dargestellt wird, und es daher sinnvoll, sie zu präzisieren. 4 . & 5 . kann ich in dem Zusammenhang einschlägige Zitate des renommierten und erfahrenen Paartherapeuten Jürg Willi anführen, die in der angesehenen
NZZ am Sonntag
abgedruckt wurden. [86] Das sollte reichen.
Nun zu den Fakten. Willi hat in seiner über vierzigjährigen therapeutischen Arbeit beobachtet, daß vor allem Frauen versuchen, mit ihrem Partner eine idealisierte, vollkommen unrealistische Liebe zu leben. Das kann nicht ohne Auswirkung auf den Partner bleiben: «Der Mann dagegen lehnt das ab, er ist nicht ansprechbar, distanziert sich», sagt Willi. Die paradoxe Reaktion vieler Frauen: Sie intensivieren ihre Bemühungen um diesen Mann noch. Erst «bei näherem Hinsehen versteht man: Gerade diese Ablehnung vonseiten des Mannes ermöglicht es der Frau, ihre Liebe so intensiv zu leben». Und weiter: «Es ist in der Tat eine paradoxe Situation: Je mehr der Mann die Liebe ablehnt, umso mehr liebt die Frau diesen Mann. Diese Frauen sind zudem überzeugt, den Mann viel besser zu kennen, als er sich selbst kennt. Diese Art von Liebe bietet der Frau nämlich häufig eine pädagogische Aufgabe: Sie will dem Partner zeigen, was wahre Liebe ist. Eine Liebe nämlich, die auch dann noch gilt, wenn der Partner sie ablehnt.» Auf die Frage, ob denn der Mann die Lektion lerne, sagt Willi bloß: «Nein.» Doch weil der Psychotherapeut selbstverständlich um die Dynamik lebender Systeme weiß, geht seine Erklärung noch ein kleines Stück weiter: Eine Zeitlang würde der Mann die Frau abweisen, bis die dann genug habe. Mit dem erwartbaren Ergebnis, daß es nun der Mann ist, der bei der zurückweichenden Frau die absolute Liebe sucht.
Insofern ist dieser Hinweis mit größter Vorsicht zu genießen, denn sollte es Ihnen tatsächlich gelingen, Ihren Partner durch Ihr distanziertes Verhalten für Sie zu interessieren – Sie werden keine Chance haben, die Beziehung zu leben, denn im Augenblick, da Sie sich dem anderen nähern, wird er zurückweichen. Aber ich will Ihre Vorstellungen von einer Partnerschaft nicht bewerten: Vielleicht liegt in genau diesem Hin und Her Ihre Idealvorstellung einer Beziehung?
Machen Sie sich selbst einmal so richtig fertig, um sich besser kennenzulernen: Wer sein Leben verbessern will, gibt sich selbst normalerweise jede Menge Tips: «Du mußt noch härter arbeiten», sagen wir uns, «Du solltest nur mehr gesundes Zeug essen», «Du mußt gelassener werden» oder: «Du solltest endlich mal rechtzeitig zu schreiben beginnen, damit du deine Manuskripte fristgerecht abgeben kannst!»
So weit, so vertraut – so zwecklos. Wer den ersten der hier aufgelisteten Hinweise noch in Erinnerung hat («Sagen Sie den anderen, was sie alles
nicht
können, um sie zu motivieren»), wird auch wissen, warum. Jemandem Ratschläge zu geben, ist kontraproduktiv, da sie den Adressaten indirekt kritisieren und gegenteilige Reaktionen nach sich ziehen. Warum sollte unser eigenes Ich eine Ausnahme machen, nur weil wir selbst die Absender dieser guten Ratschläge sind? Grund genug, einmal etwas Neues auszuprobieren. Bereit? Dann nehmen Sie sich bitte einen Zettel und einen Stift und malen zwei senkrechte Linien, so daß drei Spalten entstehen. Nun stellen Sie sich die Frage, wie Sie erfolgreich verhindern können, was Sie unbedingt erreichen wollen. Was Sie also tun müssen, um sich vom Schreiben einer längeren Arbeit abzuhalten, mit der zusätzlichen Ausbildung zu beginnen, die Wohnung umzubauen, sich des Lebens zu freuen, ein Instrument zu lernen, mit dem Rauchen aufzuhören, abzunehmen. Nein, nicht den Kopf schütteln, sondern erst mal machen.
Also. In die linke Spalte schreiben Sie bitte möglichst viele Dinge, die Ihnen dabei helfen könnten, Ihr Negativ-Ziel zu erreichen. Ich gehe davon aus, daß Sie die folgenden Sätze gut gebrauchen können: «Noch länger im Internet surfen und es vor mir selber als Arbeit darstellen!» – «Immer wieder mal eine der vielen Schubladen im Wohnzimmer ausmisten» – «Öfter mal kurz bei eBay vorbeischauen» – «Alle fünf Minuten E-Mails checken» – «Regelmäßig Kopfweh bekommen bzw. kleine körperliche Gebrechen zulegen» – «Vor dem Loslegen erst mal den Ratgeber für positives Denken bzw. für effizientes
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