Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Miststück hat ihn umgebracht, so wie sie meinen Bruder umgebracht hat.“
„Nico, hör auf“, sagte Erica und zog ihn leicht am Arm. „Du bist ungerecht.“
„Ungerecht?“ Nico schob die Hand seiner Frau fort. „Mein Vater ist kaltblütig ermordet worden, und du erzählst mir, ich wäre ungerecht?“
„Rachel hat mit Sals Tod nichts zu tun.“
„Und meine Mutter auch nicht“, sagte Rachel und zwang sich, ihn nicht anzuschreien. „Sie ist zu dieser Kirche gefahren, weil Sal sie darum gebeten hat.“
„Was ist hier los?“ mischte sich plötzlich eine Männerstimme ein. „Was soll dieses Geschrei?“
Rachel drehte sich um. Ein schwergewichtiger, pockennarbiger Mann mit Knollennase stand hinter ihr und sah in die Runde. Hinter ihm entdeckte sie Hubert.
„Ich bin Detective Bob Green.“ Der Mann sah Rachel regungslos an. „Ich leite den Fall.“
Rachel reichte ihm nicht die Hand. „Ich bin Rachel Spaulding. Virginia Laperousse ist meine Mutter.“
Der Detective nickte. „Dann habe ich eine Nachricht für Sie. Der Anwalt Ihrer Mutter hat eben angerufen, er steckt im Stau und kommt ein paar Minuten später her.“
„Danke, Detective. Ich würde Sie gerne etwas fra. . .“
Bevor Rachel ihre Frage aussprechen konnte, hatte sich der Detective von ihr abgewandt. „Mr. und Mrs. Dassante, ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen.“
„Ich will Ihr Beileid nicht, Detective“, sagte Nico wütend. „Ich möchte von Ihnen hören, was Sie unternehmen, damit Alyssa für den Mord an meinem Vater angeklagt wird.“
„Virginia Laperousse wird formell angeklagt werden, Mr. Dassante. Aber erst, wenn ihr Anwalt hier ist.“ Green deutete auf eine Tür hinter sich. „Warum kommen Sie beide nicht in mein Büro, wo wir uns ungestört unterhalten können?“
Voller Wut darüber, dass er sie auf eine so unhöfliche Weise abserviert hatte, trat Rachel vor. „Kann ich Ihnen eine Frage stellen, bevor Sie gehen, Detective?“ Ihr Ton war schneidend genug, um Green erkennen zu lassen, dass sie sich weder ignorieren noch abschieben ließ.
„Was wollen Sie denn wissen?“
„Warum wurde meine Mutter verhört, obwohl ihr Anwalt noch nicht anwesend war?“
„Sie hat aus freien Stücken auf dieses Recht verzichtet, Miss Spaulding“, sagte er verärgert. „Niemand hat ihr eine Pistole an den Kopf gehalten.“
„Wurde sie darauf hingewiesen, dass ihre Aussage gegen sie verwendet werden kann, wenn sie auf ihre Rechte verzichtet?“
Die Augen des Detective verengten sich. „Wollen Sie unterstellen, dass in dieser Abteilung nicht vorschriftsgemäß gearbeitet wird, Miss Spaulding?“
„Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Detective.“
Er sah sie einige Sekunden lang abschätzend an. „Der Officer, der sie verhaftet hat, hat ihr ihre Rechte vorgelesen. Das genügt.“
Rachel sah das zwar anders, würde aber die Auslegung des Rechts Jake Lindquist überlassen.
33. KAPITEL
Eine Freilassung auf Kaution wurde abgelehnt. Vor der Entscheidung hatte Ginnies Anwalt wiederholt auf die Indizienbeweise hingewiesen, doch der Richter hatte sich von seiner Ansicht nicht abbringen lassen. In seinem Gerichtssaal war noch niemand, der unter Mordverdacht stand, auf Kaution freigelassen worden. Der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt war gleichermaßen unnachgiebig gewesen, hatte behauptet, der Mord sei mit Vorsatz ausgeführt worden, und außerdem bestehe bei Virginia Laperousse mit Blick auf ihre Vergangenheit Fluchtgefahr. Ein erster Vorverhandlungstermin wurde für den 21. Oktober anberaumt.
„Rachel!“
Sie drehte sich um und sah Gregory im Zuschauerraum stehen, tadellos gekleidet in einem hellgrauen Anzug, mit weißem Hemd und Krawatte.
Sie fühlte sich unendlich erleichtert. Er sah so unerschütterlich stark und standfest aus, dass allein seine Anwesenheit Ruhe in die verrückten Ereignisse zu bringen schien.
„Ich bin sofort hergekommen, als ich es gehört habe“, sagte er, als sie ihm in die Arme fiel.
„Danke.“ Sie fragte nicht, woher er es erfahren hatte. Sie war einfach nur froh, dass er hier war, dass er sie in seinen Armen hielt und seinen Mund gegen ihre Wange drückte.
„Lass uns hier verschwinden“, sagte er. „Bist du mit dem Jeep hier?“
Sie nickte.
„Den lassen wir hier stehen und bitten Sam oder Ryan, ihn später abzuholen.“ Er sah zu Hubert, dessen Blick noch immer auf die Tür gerichtet war, durch die man Ginnie abgeführt hatte. „Hubert, komm, lass uns gehen.“
Eine
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