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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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sechzehn Jahre später bewusst, als ich ein Bild des Mädchens in der Zeitung sah. Mir fiel die außergewöhnliche Ähnlichkeit mit Alyssa Dassante auf. In dem Moment erkannte ich den entsetzlichen Fehler, den wir Schwestern in jener Nacht begangen hatten, als das Kloster in Flammen stand.“
    „Einen Fehler?“ Rachel versuchte zwar, ruhig zu bleiben, aber ihr Mund war wie ausgetrocknet. Die Nonne würde diese Geschichte nicht erzählen, wenn sie – Rachel – nicht in irgendeiner Weise eine Rolle darin spielte.
    „Ja. Nicht Lillie war in den Flammen gestorben, sondern das andere kleine Mädchen.“
    Die drei Glocken des Klosters begannen plötzlich zu läuten, um die volle Stunde zu schlagen. Schwester Mary-Catherine wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war, dann fuhr sie fort. „Die anderen Nonnen und ich waren voller Bedauern wegen des unnötigen Schmerzes, den wir Alyssa bereitet hatten, und da ich das ganze Leid ausgelöst hatte, wurde es mir aufgetragen, mit den Adoptiveltern Kontakt aufzunehmen und die Situation darzulegen. Ich wusste, dass sie über die Mittel verfügten, um nach Lillies leiblicher Mutter suchen zu lassen, und ich hoffte auch, dass sie das machen würden, damit Alyssa erfahren konnte, dass ihre Tochter doch noch lebte. Zuerst wollte man mir nicht glauben. Als ich dann aber ein Foto von Alyssa zeigte, das ich aus einer Zeitung ausgeschnitten hatte, wusste ich, dass sie mir glaubten.“
    „Konnten die Eltern Alyssa ausfindig machen?“ fragte Rachel.
    „Nein, sie wollten nicht nach ihr suchen. Sie hatten Angst, dass Alyssa ihr Kind zurückhaben wollte. Sie liebten ihre Tochter zu sehr, um sie fortzugeben.“
    „Haben Sie in der Sache noch irgendetwas unternommen? Haben Sie mit den Dassantes gesprochen?“
    Schwester Mary-Catherine blickte auf das Kreuz, das sie die ganze Zeit über festgehalten hatte. „Ich spielte mit dem Gedanken. Und ich dachte über die Folgen nach, die ein Gespräch mit den Dassantes für die junge Frau haben würde. Sie war so glücklich, sie hatte sich so gut eingelebt. Was hätte ich damit erreichen können, wenn ich ihr gesagt hätte, dass sie die Tochter einer Frau war, die des Mordes verdächtigt wurde?“ Sie drückte das Kreuz gegen ihre Brust. „Also sagte ich nichts, und seit diesem Tag wurde über diese Angelegenheit nie wieder ein Wort verloren. Diese ganzen Jahre über lebten wir Nonnen mit diesem Geheimnis.“ Sie blickte auf. „Bis jetzt.“
    Rachel spürte eine plötzliche Vorahnung, eine Gewissheit, dass ihr Leben von diesem Moment an nie wieder so sein würde wie bislang. „Was wollen Sie mir eigentlich damit sagen, Schwester?“ fragte sie mit bebender Stimme.
    Tränen schossen in Schwester Mary-Catherines blaue Augen. „Sie sind dieses kleine Mädchen. Sie sind Lillie Dassante.“

9. KAPITEL
    Obwohl Rachel die Antwort bereits erwartet hatte, machte ihr Herz einen gewaltigen Satz. Während sie wie erstarrt dastand, betrachtete sie die Nonne mit einer Flut von Gefühlen, die von Schock über Unglauben bis Wut reichten.
    Es war einfach zu viel, als dass sie es hätte verstehen, erfassen können. Sie hatte immer geglaubt, dass ihre Mutter bei der Geburt gestorben war. Warum sollte sie jetzt etwas anderes glauben?
    „Das kann nicht sein“, murmelte Rachel schließlich. „Sie müssen sich irren.“
    Aus der Tasche ihres schwarzen Gewandes zog Schwester Mary-Catherine ein kleines, gefaltetes Stück Papier hervor. Rachel erkannte, dass es sich um einen Zeitungsausschnitt handelte, der im Lauf der Zeit vergilbt war. „Es ist ein altes Foto“, sagte sie und reichte es ihr vorsichtig. „Aber ich glaube, es reicht, damit Sie erkennen können, dass ich die Wahrheit sage.“
    Rachels Finger zitterten, während sie den Ausschnitt entgegennahm. Sie senkte den Blick und atmete tief ein. Die Frau, die ihr auf dem Foto entgegensah, hätte ihre Zwillingsschwester sein können. Sie hatte das gleiche dichte dunkle Haar, die gleichen großen dunklen Augen, die leicht schräg standen, den gleichen üppigen Mund und den langen Hals. Rechts über ihrer Oberlippe war sogar ein kleines Muttermal zu sehen.
    In einer reflexartigen Geste berührten Rachels Finger ihr eigenes Muttermal, das sich an der exakt gleichen Stelle befand. Sie blickte verzweifelt zu Schwester Mary-Catherine. „Alyssa?“
    Die Nonne nickte. „Dieses Foto erschien im Winters Journal , als bekannt gegeben wurde, dass Alyssa und Mario heiraten würden. Weil die Dassantes so bekannt waren, war

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