Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
Vom Netzwerk:
machte einfach nicht einen solchen Eindruck.
    Schwester Mary-Catherine unterbrach als Erste das Schweigen. „Sie verstehen, dass ich Sie warnen musste, nicht wahr, Rachel? Was auch geschehen mag, ich konnte es nicht zulassen, dass Sie von irgendeinem anderen die Wahrheit erfahren würden.“
    „Ich weiß das zu schätzen, Schwester.“ Rachel starrte weiter auf den Zeitungsausschnitt, den sie in der Hand hielt. Fragen schossen ihr durch den Kopf, die nach einer Antwort verlangten. Wenn Alyssa Dassante noch lebte, wo hielt sie sich dann auf? Würde sie aus ihrem Versteck kommen, wenn sie hörte, dass ihre Tochter noch am Leben war? Und dann kam ihr die Frage in den Sinn, die zu beantworten sie noch nicht bereit war: Wollte sie diese Frau überhaupt finden?
    „Sie sind ein guter Mensch, Schwester“, sagte sie und meinte es ehrlich. „Ich glaube, dass ich weiß, warum Alyssa Ihnen ihr Kind anvertraute.“ Sie wollte beinahe „meine Mutter“ sagen, riss sich aber im letzten Moment zusammen. Sonderbar, dachte sie, dass ihr dieses Wort überhaupt in den Sinn gekommen war. Alyssa war eine Frau, die sie nicht kannte und die sie wahrscheinlich nie kennen lernen würde.
    Rachel hatte das Gefühl, mehr tun zu müssen, als sich nur bei der Nonne zu bedanken, und holte ihr Scheckbuch aus der Handtasche.
    Schwester Mary-Catherine hielt sie zurück. „Das ist nicht nötig, mein Kind.“
    „Ich möchte es aber, bitte“, sagte Rachel, während ihr Blick zum Spielplatz wanderte. Das kleine Mädchen mit den dunklen Locken saß jetzt auf der Schaukel und lachte fröhlich, während ein älteres Mädchen ihm Schwung gab. „Für die Kinder.“
    Die Nonne zog ihre Hand zurück. „Danke“, sagte sie nur.
    Auf dem Heimweg dachte Rachel nur an Alyssa. Es gab wohl kaum etwas Tragischeres als den Verlust eines Kindes. Ganz gleich, was Alyssa getan hatte, so etwas hatte sie nicht verdient. Und ihr Baby hatte es nicht verdient, ohne Mutter zu sein. Doch ein Teil von ihr sah es anders.
    Vergiss Alyssa Dassante, flüsterte eine wütende Stimme. Sie bedeutet dir nichts. Du bist Rachel Spaulding. Du wurdest von liebenden, fürsorglichen Eltern großgezogen, die dich zu dem gemacht haben, was du heute bist.
    Trotzdem konnte Rachel nicht diese Frau ignorieren, die sie auf die Welt gebracht hatte. Und die versucht hatte, sie vor einer Familie zu beschützen, vor der sie offenbar große Angst hatte. Irgendwo da draußen war eine Frau, die ein Teil von ihr war.
    Während sie auf der kurvenreichen Straße zurück nach Hause fuhr, dachte sie an Alyssa, die einunddreißig Jahre zuvor auf einer anderen gefährlichen Straße gefahren war. Welche Gedanken mochten ihr in dieser dunklen, furchteinflößenden Nacht durch den Kopf gegangen sein, während sie versuchte, der Polizei zu entkommen?
    Als das Schild für die Route 29 in Sichtweite kam, betätigte Rachel den Blinker. „Wo bist du, Alyssa?“ sagte sie leise zu sich selbst.
    Eine Viertelstunde später hatte Rachel das Weingut erreicht. Nachdem sie einen Arbeitsauftrag unterzeichnet hatte, den ihr Assistent Ryan Cummings ihr gereicht hatte, eilte sie zu Sams Büro. Sam war der beste Freund ihres Vaters gewesen, und er schien ihr der Einzige, der ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen konnte.
    Sie traf den Winzer vor seinem Computer an, wo er gerade einen Ausdruck durchsah. „Sam, hast du eine Minute Zeit?“
    Sam sah auf und lächelte. „Was ist los, Honey? Hast du dich über irgendetwas aufgeregt?“
    „Das kann man wohl sagen.“ Sie schloss die Tür, ging zum Schreibtisch und stützte sich mit der Hüfte an der Tischkante ab. „Dieser Anruf gestern“, sagte sie und beobachtete aufmerksam seine Reaktionen, „kam von einer Nonne in Santa Rosa. Schwester Mary-Catherine.“
    Sam wurde bleich.
    „Du kennst sie, nicht wahr?“
    Sam sah sie einige Sekunden lang beunruhigt an. Dann ließ er seufzend den Ausdruck auf seinen Schreibtisch sinken. „Was hat sie dir gesagt?“
    „Alles. Von der Nacht, in der Alyssa Dassante vor dem Kloster stand, bis zum Anruf am Morgen nach dem Brand.“ Sie wartete einen Moment, dann fragte sie: „Es stimmt also? Bin ich die Tochter von Alyssa Dassante?“
    „Es stimmt.“ Sam strich sein dichtes graues Haar nach hinten. „Warum hat sie es dir erzählt? Sie hatte versprochen ...“
    „Weil Gregory Shaw ihr einen Besuch abgestattet hat. Ja“, fügte sie an, als sie seinen beunruhigten Gesichtsausdruck sah. „Der Gregory Shaw. Irgendwie hat dieses

Weitere Kostenlose Bücher