Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
uns.“
„Und wie?“ Er drehte sich und warf ihr einen zornigen Blick zu. „Ich bin ein Farley. Du bist eine ... Dassante. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was das für meine Familie bedeutet. Für die Karriere meines Vaters. Für meine Karriere.“
„Wir müssen deinen Eltern davon nichts sagen. Wir müssen es niemandem sagen.“ Erst als sie diese Worte gesprochen hatte, erkannte sie, dass sie genau das Falsche gesagt hatte.
„Ich soll meine Eltern belügen? Verlangst du das von mir?“
„Nicht belügen“, protestierte sie voller Wut darüber, dass er ihr die Worte im Mund verdrehte. „Ich sehe bloß keinen Grund, es in alle Welt hinauszuposaunen, das ist alles.“
„Sie würden es herausfinden“, erklärte er prompt. „Und sie würden es mir nie verzeihen, dass ich ihnen so etwas verschwiegen habe.“
„Dann werden wir es ihnen gemeinsam sagen. Sie werden verstehen, dass ich damit nichts zu tun habe.“ Sie überlegte, ob sie das wirklich glaubte. Oder war sie einfach nur viel zu optimistisch?
Ihre unausgesprochenen Fragen wurden rasch und kategorisch beantwortet. „Nein, das werden sie nicht. Es war schon schlimm genug, als sie erfahren mussten, dass du adoptiert bist. Weißt du nicht mehr, wie ich tagelang darum gekämpft habe, damit sie dich akzeptierten?“
Sie erinnerte sich, und wegen dieses Widerstands hatte sie es ihrerseits wochenlang hinausgezögert, sich mit den Farleys zu treffen. „Nichts hat sich geändert“, erinnerte sie ihn zaghaft. „Ich bin noch immer derselbe Mensch.“
„Alles hat sich geändert.“
Diese Worte sprach er mit solcher Endgültigkeit, dass sie kaum noch Hoffnung hatte, gemeinsam mit ihm aus dieser Situation herauskommen zu können. Warum tat er ihr das an? Warum war er so ungerecht und so unnachgiebig? Diese Seite kannte sie nicht an ihm. Er schien ihren Schmerz nicht wahrzunehmen. Und selbst wenn, hätte es sicher nichts geändert. Preston war zu sehr mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigt, um ihre Empfindungen überhaupt wahrnehmen zu können.
„Ich brauche Zeit zum Nachdenken“, sagte er und sah sie distanziert an. „Ich muss mir über einige Dinge klar werden.“
Er entfernt sich bereits von mir, dachte sie. Er schloss sie bereits aus seiner Welt aus. Aber auch wenn sie die Zeichen erkannte, machte sie das, was sie von klein auf gelernt hatte: Sie kämpfte um das, was sie wollte. Und jetzt wollte sie nichts mehr, als diesen Mann zu halten, den sie so liebte. „Warum fahren wir nicht ein paar Tage weg?“ schlug sie vor und versuchte, locker zu klingen. „Dann haben wir Zeit zum Reden.“
Furcht ließ ihren Magen verkrampfen, als er den Kopf schüttelte. „Ich muss allein sein.“
Als er auf seine Uhr sah, wusste sie, dass das Gespräch beendet war. Den eigentlichen Grund, der ihn hergeführt hatte, schien er vergessen zu haben. Aber vielleicht war er einfach nicht mehr wichtig. „Preston, geh bitte nicht“, flehte sie ihn an. „Ich liebe dich. Und Gott weiß, dass ich dich jetzt mehr denn je brauche. Wir können das durchstehen“, wiederholte sie, war aber längst nicht mehr so sehr von ihren Worten überzeugt.
Er sah sie einen Moment lang an, woraufhin sich in Rachel Hoffnung regte. Dann schüttelte er jedoch erneut den Kopf und ging fort. Seine Schritte waren so weit ausholend, als könne er nicht schnell genug nach draußen kommen.
12. KAPITEL
Gregory saß an seinem Schreibtisch, hielt das Mikrofon in der Hand und ging die Zahlen in dem zwölf Seiten langen Bericht durch, bevor er mit dem Diktat weitermachte.
„Die Erträge des Unternehmens sind von 25,2 Millionen im Jahre 1994 auf 39,7 Millionen im Jahr 1998 angestiegen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 9,5 Prozent entspricht. Daneben verfolgt das Unternehmen ...“
Das Summen der Sprechanlage unterbrach seine Ausführungen. „Ihre Exfrau, Mr. Shaw!“ Phyllis klang aufgeregt. „Sie ...“
Oh, Herrgott! Er hatte Noelle zum Gymnastikkurs fahren sollen. „Sagen Sie Lindsay, dass ich ...“
Aber Phyllis hatte das Gespräch schon durchgestellt. Am anderen Ende hörte er Lindsay, die zum ersten Mal in ihrem Leben völlig unzusammenhängend sprach. Er konnte nur „Unfall“ und „Noelle“ verstehen. Das Blut gefror ihm in den Adern.
„Was für ein Unfall?“ blaffte er sie an.
„Sie wurde von einem Auto angefahren“, schluchzte Lindsay. „Ich bin mit ihr im Krankenwagen, wir sind auf dem Weg zum St. Francis.“
„Wie schlimm ist
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