Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Warzen auf der Nase. Und bei der Sonntagsmesse schlafe ich immer ein.“ Er sah die Enttäuschung in Ericas Gesicht und tätschelte ihre Wange. „Aber ich nehme deinen Ratschlag zu Herzen, mehr rauszugehen. Ich werde sogar gleich jetzt losfahren.“ Er stand auf. „Nico, hol den Wagen.“
„Wohin fährst du?“
Er wich dem Blick seines Sohns nicht aus. „Zu Chief Vernon. Ich werde ihm sagen, dass Alyssa lebt. Sobald er hört, dass ich Beweise habe, wird er den Fall wieder aufnehmen.“
„Oh, Pa, tu das nicht“, sagte Nico und klang wie ein weinerlicher Fünfjähriger. „Wenn du das machst, wird uns die Presse Tag und Nacht belagern, so wie damals. Unser Leben wird nie wieder dasselbe sein.“
„Und ich werde nie wieder der Alte sein, wenn ich nicht die Frau finde, die meinen Sohn ermordet hat“, herrschte Sal ihn an. „Capisci?“ Mit dem Handrücken schlug er Nico hart in die Magengegend. „Ich hole selbst den Wagen. Aus dem Weg.“
11. KAPITEL
Rachel nahm einen Schluck von dem Merlot, der seit achtzehn Monaten gereift war, spülte ihn für einige Sekunden im Mund und spuckte ihn dann in den Eimer, der neben ihr auf dem Boden stand.
Ihr Assistent Ryan Cummings sah aufmerksam zu. „Und was denken Sie?“ Er war ein gut aussehender junger Mann mit stahlblauen Augen, blonden Haaren und einem Schmollmund, der ihn wie Brad Pitt aussehen ließ.
Wegen der guten Beziehung, die von Anfang an zwischen ihnen bestanden hatte, verzog Rachel das Gesicht. „Hmm, ich weiß nicht, Ryan. Ich weiß, das ist Ihr erster Wein, und Sie haben auf lobende Kritiken gehofft, aber ...“
Als sie seinen am Boden zerschmetterten Gesichtsausdruck sah, musste sie laut lachen. „Ich habe Sie nur aufgezogen. Er ist exzellent, Ryan.“ Sie schnupperte nochmals am Merlot. „Das Kirscharoma ist sehr konzentriert, sehr voll. Außerdem war es eine wundervolle Idee, diesen speziellen Merlot mit ein wenig Cabernet Franc zu mischen. Noch ein paar Jahre im Weinkeller, dann wird er vollkommen sein.“
Ryan strahlte. „Danke, Rachel.“
Sie wollte gerade zum nächsten Fass gehen, als Sam mit finsterem Gesichtsausdruck auf sie zukam. „Ryan“, sagte sie rasch, da sie die nächste Katastrophe herannahen spürte. „Wir sollten das später fortsetzen, ja?“
„Aber sicher, Boss.“
Sam achtete darauf, dass Ryan gegangen war, erst dann wandte er sich Rachel zu. „Das wird dir nicht gefallen.“
Rachel ließ ihre Schultern herabsacken. „Was jetzt?“
Er zog sie in eine ruhige Ecke. „Ich war bei Murphy, um den St. Helena Star zu kaufen. Direkt daneben liegt immer das Winters Journal . Das hier ist die Titelseite.“ Er gab ihr die Zeitung.
Mit einem Aufstöhnen las Rachel die riesige Schlagzeile: Neue Entwicklung im Fall Alyssa Dassante.
Der Artikel von einem gewissen Stanley Fox war eine Zusammenfassung der Dassante-Tragödie vor einunddreißig Jahren, sie berichtete vom Tod von Sals Sohn und Enkelin und von seinem Appell an die guten Bürger Kaliforniens, ihm dabei zu helfen, Alyssa vor Gericht zu bringen. Als besonderen Anreiz hatte er die Belohnung von 50.000 auf 100.000 Dollar aufgestockt.
Gregory Shaw hatte es also in die Zeitung geschafft. Dem Artikel zufolge hatte der Besuch eines Privatdetektivs bei einem pensionierten Police Detective aus Winters Sal dazu veranlasst, sich an den Polizeichef und an die Zeitungen zu wenden.
Danke vielmals, Gregory. Deinetwegen zieht sich die Schlinge um meinen Hals noch ein Stück enger.
„Es wird alles herauskommen, nicht wahr?“ Rachel stellte ihr Weinglas auf eines der Fässer. „Diese 100.000 Dollar werden jeden im Staat nach Alyssa suchen lassen. Und dabei wird man auch alles über mich herausfinden.“
„Dafür gibt es keinen Grund“, sagte Sam und versuchte, aufmunternd zu klingen. „Du hast den Artikel gelesen. Der Reporter hat keine Ahnung, dass du die Tochter von Alyssa Dassante bist. Und Sal Dassante weiß das auch nicht.“
„Was?“
Rachel und Sam drehten sich erschrocken um und sahen, wer für diesen Ausruf verantwortlich war. Preston stand da, wie vom Donner gerührt, den Mund halb geöffnet, das Gesicht kreidebleich.
Rachel stöhnte auf. Er hatte alles gehört. „Preston“, sagte sie und ging auf ihn zu. „Darling ...“
Er machte einen Schritt zurück, als leide sie an einer ansteckenden Krankheit. „Sag mir, dass das nicht stimmt.“ Er sah von Sam zu Rachel. „Sag mir, dass ich da etwas missverstanden habe. Oder dass das irgendein schlechter Witz
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