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Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals

Titel: Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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sie sich gar nicht sicher, ob sie ihn überhaupt jemals wirklich geliebt hatte. So, wie sie Hubert liebte. Sie hatte sich zu Mario hingezogen gefühlt, aber welcher Frau wäre es nicht so ergangen. Er hatte eine solche Ausstrahlung, wenn er den Raum betrat. Und er war so anders gewesen als die lauten, nach ihr grapschenden Männer, die den „Blue Parrot“ Nacht für Nacht besuchten. Von seinem Charme fasziniert, hatte sie sich von ihm verzaubern lassen. Erst als sie aus den Flitterwochen zurückgekehrt waren, war ihr klar, wie sehr er sich von dem Mann unterschied, den sie bis dahin gekannt hatte – oder wenigstens zu kennen geglaubt hatte.
    Zu ihrem Entsetzen hatte sich der aufmerksame, verführerische Mann, in den sie sich verliebt hatte, mit einem Mal als ein gemeiner, aufbrausender und fordernder Schläger entpuppt. Sal und Nico waren nicht viel besser gewesen. Der einzige Mensch, dem sie sich einigermaßen verbunden fühlte, war Nicos junge Ehefrau Erica.
    Die Situation zwischen Alyssa und den Dassante-Männern begann sich rapide zu verschlechtern, als sie auf die erbärmlichen Arbeitsbedingungen der Wanderarbeiter auf Dassante Farms aufmerksam wurde und sich bei Sal darüber beschwerte.
    „Diese Menschen werden von deinen eigenen Vorarbeitern wie Tiere behandelt“, hatte sie eines Abends beim Essen ihrem Schwiegervater auf den Kopf zugesagt. „Sie dürfen keine Pausen machen, sie müssen stundenlang in der brütenden Sonne arbeiten und bekommen nicht genug Wasser. Das ist unmenschlich.“
    Zunächst kümmerte sich niemand um ihre Vorwürfe, dann erklärte Mario, die Leitung der Farm gehe sie nichts an. Doch Alyssa war zu leidenschaftlich in ihren Ansichten, um ihren Kreuzzug aufzugeben. Eines Abends, kurz nach Lillies Geburt, brachte sie das Thema wieder zur Sprache und ließ Mario wissen, dass sie ihr Kind nicht in einer solchen Umgebung aufwachsen lassen wolle.
    Mario beendete die Auseinandersetzung mit einer Ohrfeige, die sie beinahe stürzen ließ. In dem Moment verschwanden die Gefühle, die sie für ihn empfunden hatte – ob es Liebe, Anziehung oder vielleicht nur Zuneigung war. Sie wusste, dass sie ihn verlassen musste, doch als sie eine Scheidung ansprach, lachte er nur.
    „Mach ruhig“, sagte er. „Lass dich ruhig scheiden, aber ich warne dich: Lillie bleibt bei mir.“
    Sie wusste, dass es sinnlos war, mit ihm zu diskutieren, und begann, sorgfältig ihre Flucht mit Lillie zu planen. Am 14. August, als alle anderen schliefen, nahm Ginnie zehntausend Dollar aus dem Safe ihres Ehemannes, packte für sich und für Lillie ein paar Habseligkeiten zusammen und schlich zur Garage.
    Sie hatte den Ablauf ein Dutzend Mal geprobt, jedes Detail, jeder Augenblick ihrer Flucht war sorgfältig geplant. Doch dann ging alles schief. Während sie ihren Koffer in den Mercedes packte, tauchte plötzlich Mario auf. Wutentbrannt versuchte er, Lillie aus dem Auto zu holen, doch Alyssa ließ ihn nicht. Es kam zu einem Gerangel, bei dem Mario stolperte, nach hinten fiel und mit dem Kopf gegen den Traktor schlug.
    Einen Moment lang befürchtete sie, er könnte tot sein, doch dann rührte er sich wieder, schimpfte und drohte ihr, sie zu erwürgen, woraufhin sie die Flucht antrat. Sie wollte nach San Francisco fahren und ihren Freund Jonsey Malone bitten, ihr und Lillie eine Zeit lang Unterschlupf zu gewähren, damit sie sich Gedanken über ihr weiteres Vorgehen machen konnte.
    Als sie eine Stunde später die Außenbezirke von Vallejo erreichte, hörte sie im Autoradio eine Meldung, die ihr Leben für immer verändern sollte. Mario Dassante war tot aufgefunden worden, und die Polizei war auf der Suche nach seinem Mörder: Alyssa Dassante.
    Alyssa war fassungslos. Wieso sollte Mario tot sein? Als sie abgefahren war und er sie beschimpft hatte, war es ihm gut gegangen. Vielleicht war er noch ein wenig benommen, aber er hatte gelebt. Da sie fürchtete, dass die Polizei ihr um keinen Preis glauben würde, änderte Alyssa ihren Plan und fuhr zunächst nach Santa Rosa zu einem kleinen Kloster. Obwohl es mitten in der Nacht war, verhielt sich die Nonne, die auf ihr Klingeln reagierte, freundlich und verständnisvoll. Sie stellte keine Fragen und versprach, Alyssas Baby für ein paar Tage aufzunehmen, bis sie es wieder abholte. Um sicherzugehen, dass Sal Lillie nicht finden würde, sagte Alyssa der Nonne, das Kind heiße Sarah.
    Vom Kloster aus fuhr sie dann bis zu einem Gebiet südlich von Bodega Bay. Dort stieg sie aus dem

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