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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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eher von der linksseitigen Hemisphäre beherrscht werden.
    Neuere Untersuchungen unter Verwendung von bildgebenden Verfahren (funktionelle Magnetresonanztomographie) und anderen neurowissenschaftlichen Methoden (z.B. Elektroenzephalographie = EEG, Magnetenzephalographie = MEG) kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Offenbar sind unterschiedliche Hirngebiete erfahrungsabhängig an der Verarbeitung unterschiedlicher Musikreize beteiligt. Dies zeigt eine relativ neue Arbeit einer japanischen Arbeitsgruppe, die unter Verwendung der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) zeigen konnte, dass professionelle Musiker beim Musikhören auch linksseitige Hirngebiete einsetzen (Ohnishi et al., 2001). Interessant ist vor allem, dass bei Musikern Hirngebiete für die Musikanalyse eingesetzt werden, die bei Nichtmusikern vorwiegend für die Analyse von Sprachlauten verwendet werden (z.B. das linksseitige Planum temporale). Andere Forscher, die sich elektroenzephalographischer (EEG) und magnetenzephalographischer (MEG) Verfahren bedienten, lieferten noch weitergehende Befunde.
    Misst man die EEG-Aktivität bei musikalischen Laien und Profis, während sie Musik hören, kann man markante Unterschiede zwischen Profis und Laien feststellen. Da zu diesem Thema noch nicht sehr viele Untersuchungen vorliegen, erlauben Sie mir ein bisschen mehr Differenzierung in der Darstellung der Ergebnisse. In der Untersuchung, über die ich hier berichten möchte, wurden Profimusikern mit klassischer Musikausbildung und Musiklaien eine Passage eines Beethoven-Stückes sowie eine computergenerierte Musikphrase vorgespielt, während sie ihre Augen geschlossen hatten. Die bei den Profis gemessenen EEG-Kennwerte unterschieden sich von jenen bei den Musiklaien in einem ganz charakteristischen Aspekt, nämlich in der Synchronisation im Gamma-Band. Beim Hören von Beethoven- und Computermusik fielen die Profimusiker durch erhöhte Synchronizität in eben diesem Gammaband auf (Bhattacharya und Petsche, 2001b). Diese Synchronizität des Gammabandes trat in vielen Hirngebieten (frontal, temporal und parietal) auf. Dies bedeutet, dass weite Teile des Musikergehirns während des Musikhörens in einen ähnlichen, ja gleichen Schwingungsrhythmus verfallen. Interessant ist, dass das vorherrschende Schwingungsmuster nicht nur beim Musikhören auftritt, sondern auch bei Nichtmusikern, wenn sie Gedächtnisinhalte abrufen oder etwas bewusst erkennen. Offenbar rufen die Musiker musikbezogene Gedächtnisinhalte während des Musikhörens aus ihrem wahrscheinlich reich gefüllten Musikspeicher ab. Interessant ist auch, dass kein klares Muster von Hemisphärenasymmetrien mehr auftritt.
    Für dieses Kapitel ist es wichtig hervorzuheben, dass offenbar infolge der Musikerfahrung unterschiedliche Hirngebiete an der Verarbeitung akustischer Reize beteiligt sind. Man könnte vereinfacht sagen, dass mit zunehmender Musikexpertise mehr Hirngebiete (mit einem bestimmten elektrischen Erregungsmuster) an der Verarbeitung des Gehörten beteiligt werden. Dass Erfahrung ein wesentlicher Aspekt ist, der bestimmt, wie unser Gehirn Musik verarbeitet, hat mein geschätzter Kollege Eckart Altenmüller belegt (Altenmüller, 2000). Er ließ Schüler über einen Zeitraum von sechs Wochen trainieren, musikalische Phrasen als «geschlossen» oder «offen» zu beurteilen. Dies kann man relativ einfach anhand eindeutiger musikalischer Regeln bewerkstelligen. Drei Versuchsgruppen wurden untersucht: Der Trainingsstil der Gruppe A war sprachbetont, jener der Gruppe B musikalisch-praktisch, und Gruppe C (Kontrollgruppe) erhielt gar keinen Unterricht. Um die elektrische Aktivität des Gehirns während der Lösung der Aufgabe zu analysieren, wurdenbei den Schülern EEG-Messungen durchgeführt, und zwar einmal vor und einmal nach dem Training. Nach dem Training war bei den Schülern der Gruppe A eine eher linkshemisphärische Aktivität zu messen, während bei Gruppe B eine eher rechtshemisphärische Aktivierung vorlag. Bei der Kontrollgruppe konnte keine Aktivierungsveränderung zwischen den beiden Messphasen festgestellt werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung deuten also darauf hin, dass die Formbarkeit des menschlichen Gehirns erfahrungsabhängig ist.
    8.1
    Amusie
    Dass die linke Hemisphäre eher für Sprachverarbeitung und die rechte eher für Musikverarbeitung spezialisiert sein soll,

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