Macht Musik schlau?
Wörtern Reime bilden; 2. unterschiedliche Phoneme in einer Reihe von akustisch dargebotenen Wörtern erkennen; 3. Phoneme vermischen (die Kinder mussten getrennt ausgesprochene Phoneme wie /c/ /a/ /t/ zu dem Wort /cat/ zusammenfassen); 4. Test der auditorisch-analytischen Fertigkeiten; hierbei mussten die Kinder nur Teile der vorgesagten Wörter nachsprechen: z.B. anstatt «cowboy» mussten sie «boy» sagen. AuÃerdem wurden Lese-, Mathematik- und Gedächtnistests durchgeführt.
Die Ergebnisse sind recht eindeutig und belegen statistisch einen engen Zusammenhang zwischen der
phonologischen Bewusstheit
und den musikalischen Fertigkeiten. Konkret zeigen die Analysen, dass vier- bis fünfjährige Kinder mit guten musikalischen Fertigkeiten auch über eine gute
phonologische Bewusstheit
verfügen. Der Zusammenhang ist nicht perfekt, aber durchaus statistisch bedeutsam. 68 Interessant ist auch der recht enge Zusammenhang zwischen musikalischen Fertigkeiten, Arbeitsgedächtnisleistungen und Wortschatz. 69 Konkret bedeutet dies, dass vier- und fünfjährige Kinder mit guten musikalischen Fertigkeiten auch gute Arbeitsgedächtnis- und Wortschatzleistungen erbrachten.
Die Leseleistungen wurden besonders stark durch die
phonologische Bewusstheit
und die musikalischen Fertigkeiten beeinflusst. Kinder mit gut ausgeprägter
phonologischer Bewusstheit
und guten musikalischen Leistungen erbrachten also auch gute Leseleistungen. Da musikalische Leistungen und
phonologische Bewusstheit
hoch miteinander korrelieren, haben die Autoren weiterführende Analysen durchgeführt. Ziel dieser weiterführenden Analysen war es zu überprüfen, ob die musikalischen Fertigkeiten zusätzlich zu dem Ausmaà der
phonologischen Bewusstheit
noch einen fördernden Einfluss auf die Leseleistungen ausüben. Dies war in der Tat der Fall. Die musikalischen Fertigkeiten hatten noch einen zusätzlichen Einfluss auf die Leseleistungen. Anders ausgedrückt: Musikalische Fertigkeiten und
phonologische Bewusstheit
haben vieles gemeinsam, weisen aber auch Unterschiede auf.
11.7
Musik und Sprachstörungen
Die offensichtliche Nähe von sprachlichen und musikalischen Aspekten führt unweigerlich zu der Frage, ob ein Zusammenhang zwischen Sprachstörungen und Musik besteht. Diese Frage müsste eigentlich dahingehend präzisiert werden, ob Menschen, die unter bestimmten Sprachstörungen leiden, noch Musik betreiben bzw. verstehen können. Man könnte sich auch fragen, ob bestimmte Sprachstörungen mit â vielleicht auch subtilen â Beeinträchtigungen von Aspekten der Musikwahrnehmung verknüpft sind. SchlieÃlich interessiert auch die Frage, ob man Musik nutzen kann, um Sprachstörungen zu lindern oder gar zu heilen. Ich kann an dieser Stelle nicht auf alle Fragen eingehen. Im Sinne der allgemeinen Zielsetzung dieses Buches werde ich mich im Wesentlichen mit den möglicherweise fördernden Einflüssen von Musik auf gestörte Sprachfunktionen auseinandersetzen. Auf mögliche negative oder positive Beeinflussungen der musikalischen Leistungen durch Sprachstörungen werde ich an dieser Stelle nicht explizit eingehen.
Einer der Bereiche, in denen Musik und insbesondere Singen offensichtlich einen günstigen Effekt ausübt, ist das Stottern. Stottern ist eine Sprechstörung, die durch das Wiederholen von Silben, übermäÃig lange Wortdehnungen oder Blockaden gekennzeichnet ist. Diese Sprechstörung tritt bei bis zu 30 % von Kindern wahrscheinlich als Folge eines zu raschen Reifungsprozesses auf, reduziert sich jedoch bei den meistenKindern im Zuge der Entwicklung erheblich und verschwindet dann auch meistens (physiologisches Stottern). Bei einigen Kindern bleibt das Stottern allerdings erhalten und wird dann in der Regel von verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten begleitet. Trotz intensiver Forschungsbemühungen sind die Ursachen des Stotterns immer noch unbekannt, und keine derzeit angebotene Therapie kann für sich in Anspruch nehmen, Stottern heilen zu können.
Interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch die Tatsache, dass Stotterer, auch wenn sie beim Sprechen stark stottern, beim Singen praktisch nicht mehr Stottern. Das heiÃt, sie können durchaus im Chor singen oder gar beruflich als Sänger tätig sein. Nicht nur das alleinige Singen oder das Singen im Chor, sondern auch das Sprechen gemeinsam mit anderen Personen
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