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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Jäncke
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bis sechs Jahre). Alle anderen Versuchsteilnehmer waren Schulkameraden der oben erwähnten musikerfahrenen Kinder und Jugendlichen und hatten keinen Musikunterricht genossen. Die beiden Versuchsgruppen wurden so zusammengestellt, dass die teilnehmenden Kinder im Hinblick auf Alter, Ausbildungsstand und sozioökonomischem Status (inkl. Familieneinkommen) identisch waren.

    Abbildung 16: Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie von Kilgour und Kollegen (2000). Dargestellt sind die Gedächtnisleistungen für die vorgesprochenen Wörter für den 1., 2. und 4. Durchgang sowie für die verzögerte Abrufleistung 20 Minuten nach dem letzten Lerndurchgang. Die waagerechten Pfeile bezeichnen statistisch signifikante Unterschiede hinsichtlich der Gedächtnisleistung zwischen Musikern und Nichtmusikern. Dargestellt sind nur die Befunde bezüglich der vorgesprochenen Wörter. Ähnliche Befunde ergeben sich für gesungene Wörter.
    Die verbalen und visuellen Gedächtnisleistungen wurden ähnlich wie in der Untersuchung mit den Erwachsenen mit der chinesischen Variante des
California Verbal Learning Tests
und dem
Brief Visuospatial Memory Test
(BVMT) gemessen. Der verbale Gedächtnistest umfasst 16 chinesische Wörter, die Wort für Wort vorgelesen wurden. Nach jedem Vorlesen waren die Versuchspersonen angewiesen, so viele Wörter wie sie erinnern konnten zu reproduzieren. Dieser Vorgang wurde dreimal wiederholt, so dass drei Kennwerte für die unmittelbaren Gedächtnisleistungen (engl.:
immediate recall
) vorlagen. Mittels dieser Kennwerte kann der Lernverlauf elegant nachvollzogen werden. Nach einer Pause von 15 Minuten erfolgte der erste verzögerte Abruf (engl.:
delayed recall
) und nach weiteren 15 Minuten (also insgesamt nach 30 Minuten) erfolgte der zweite verzögerte Abruf. Insgesamt wurden fünf verbale Gedächtniskennwerte pro Versuchsperson erhoben. Für die Messung der visuellen Gedächtnisleistung kam prinzipiell das gleiche Prozedere zur Anwendung und resultierte in insgesamt fünf visuellen Gedächtniskennwerten (drei unmittelbare und zwei verzögerte). Der Vergleich der Gedächtnisleistungen zwischen den Kindern und Jugendlichen mit und ohne Musiktraining ergab das gleiche Resultat wie in der Untersuchung mit den Erwachsenen. Die Kinder und Jugendlichen mit Musiktraining erzielten erheblich bessere verbale Gedächtnisleistungen als die Kinder ohne Musikunterricht. Die Berechnung eines gesamten Gedächtniskennwertes (über alle fünf Kennwerte) ergab, dass sich die Kinder und Jugendlichen mit Musiktraining durchschnittlich an 20 % mehr Wörtererinnerten als die Versuchspersonen ohne Musiktraining. Betrachtet man die Lernkurve, so erkennt man, dass die Kurvenverläufe prinzipiell gleich aussehen, aber im Niveau verschieden sind. Das bedeutet, dass die Versuchspersonen mit Musiktraining einfach mehr lernen, ohne dass der Lernverlauf prinzipiell unterschiedlich ist. Hinsichtlich des visuellen Gedächtnisses konnten keine Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen festgestellt werden, allerdings sind die Lernleistungen für visuelles Material immer etwas besser als für verbales (s. Abb. 17 ).
    Im Februar 2006 war ich in Boston auf der Wintertagung der
Society for Neuropsychology
und habe dort ein interessantes Poster einer Arbeitsgruppe von der Universität in Manitoba aus Kanada gesehen. Eine Doktorandin hatte dort ihre aktuelle Doktorarbeit ausgestellt, in der sie den Einfluss des Musiktrainings auf die verbalen und visuellen Gedächtnisleistungen untersucht hatte (Lewycky, Jakobson, Kilgour und Stoesz, 2002). Das Poster war nicht nur optisch sehr ansprechend gestaltet, sondern auch im Hinblick auf den Inhalt sehr interessant. Ich hatte reichlich Gelegenheit, mit der jungen Dame zu diskutieren, um mir auch über ihre Präsentation hinaus einen Eindruck zu machen. Die junge Doktorandinist keine Musikerin, sondern eine «trockene» kognitive Psychologin, die sich für die Grundlagen des menschlichen Gedächtnisses interessiert. Sie erzählte mir, dass sie sich eigentlich eher dafür interessiere, generelle Einflüsse zu untersuchen, welche die Gedächtnisleistungen steigern. Hierbei sei sie auf die Arbeiten der chinesischen Arbeitsgruppe gestoßen. Nun wolle sie untersuchen, ob sie die chinesischen Befunde replizieren könne. Sie habe den Verdacht, dass die chinesischen Befunde vielleicht deswegen zustande

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