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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ungewöhnlich war auch ihre Stimme, ein süßer, flötender Sopran, der sich zum Vortragen lyrischer Gedichte bestens eignete — nur mußte dies unbedingt verhindert werden, wenn Simon sie kennenlernte. Ihre ersten Stilproben — Ergüsse über die Landschaft, die sie auf der Herfahrt gesehen hatte — waren wirklich höchst poetisch. Doch Sally sagte sich fest, sie zeugten jedenfalls von einem reinen Herzen, und ein reines Herz war für Simon wichtiger als die berechnende Kälte einer Elizabeth Gray.
    »Wie himmlisch, daß ich endlich eine richtige Farm besichtigen darf!« zwitscherte Nan und ließ ihren ekstatischen Blick über die Koppel gleiten, wo Matthew grub und ihr hartnäckig die Kehrseite zudrehte. »Und wie wundervoll von Ihnen, daß Sie ganz selbständig eine Farm leiten... Scheren Sie die Schafe selbst? Und wie machen Sie das mit den Rindern?«
    »Oh, ich leite den Betrieb gar nicht, das tut Matt. Er versteht viel mehr von Farmen als ich; ich kann höchstens dabei helfen. Nein, für die Wollschur mieten wir natürlich Saisonarbeiter.«
    »Ach bitte, zeigen Sie mir doch, wo die Schur stattfindet. Ich habe schon viel über die großen Schuppen gelesen, in denen die Scherer so wunderbar geschickt und schnell arbeiten. Es muß ein herrlicher Anblick sein«, flötete Nan verträumt.
    Sally schüttelte sich innerlich. Ihre eigene Begeisterung für die Schafschur, eine schmutzige, übelriechende und schweißtreibende Arbeit, war gering... Übrigens hatten sie gar keinen Extraschuppen dafür. »Aber ich werde Sie nächstens auf eines der großen Mustergüter hier in der Nähe mitnehmen«, versprach sie voller List, nachdem sie erklärt hatte, daß Matt und sie ihre Schafe zur Schurzeit in die Pferche eines Nachbarn trieben, weil die Installation der Maschinen und Waschanlagen sich bei ihnen nicht lohnte. »Das Wegbringen der Herde ist natürlich immer sehr lästig«, fügte sie hinzu, »aber wir wollen die Farm sowieso verkaufen, und der nächste Besitzer kann sich ja dann einen Wollschuppen bauen, wenn er will.«
    Ihr leicht betrübter Ton erweckte sofort tiefste Teilnahme in Nans seelenvollen Augen. »Wie schrecklich, daß Sie von Ihren Weiden und geliebten Triften scheiden müssen!« rief sie mit plötzlich umflorter, bebender Stimme.
    Sally mußte wegsehen, um nicht zu kichern. Immerhin stellte sie bald fest, daß Nan auch ganz vernünftige und praktische Fragen stellen konnte, wenn sie vergaß, seelenvoll zu sein. Sally tauschte einen triumphierenden Blick mit Alice. Nan war doch die Richtige für Simon und für Luthens, und die poetischen Floskeln würde ihr Simon schon bald genug austreiben. »Sie wird eine bessere Verwalterfrau abgeben als ich«, dachte Sally, »selbst wenn ich diesbezüglich Ambitionen hätte — und die habe ich ja gar nicht.« Nan steckte noch so voll frischer Begeisterung, während Sally das Land zwar auch liebte, aber besonders nach den Erfahrungen der drei letzten Jahre keine nennenswerten Ideale mehr hegte.
    Eine Farm war sehr schön, wenn man das nötige Kleingeld hatte. Sobald man Schulden hatte und täglich den Postboten fürchtete, weil er kaum etwas anderes als Rechnungen brachte, machte es nicht mehr ganz soviel Spaß. Und wenn einem der Gedanke an die Hypothek schlaflose Nächte bereitete — oder bereiten würde, wenn man nicht schliefe wie ein Murmeltier, schränkte Sally in Gedanken ein, denn ihr Schlaf war ebenso schwer zu erschüttern wie der zähe, aber irrige Glaube an irgendein Wunder, das all ihre Probleme noch in letzter Minute lösen würde.
    Im weiteren Gespräch mit Nan gab es einige Momente, in denen Sallys Überzeugung, Nan sei die Richtige für Simon, doch wieder ein wenig ins Wanken geriet. Sie übertrieb es wirklich mit der Schwärmerei für die »endlosen Weiten« — diesen Ausdruck gebrauchte sie tatsächlich mit Vorliebe — und für die Schönheiten der Natur. Der praktisch denkende Simon konnte leicht von soviel Poesie abgeschreckt werden und sie lieblos »Gewäsch« nennen. Hoffentlich machte Nan wenigstens nicht dauernd solche Sternenaugen wie jetzt, wenn sie nach Luthens kam.
    Trotzdem mußte dieser Besuch so bald wie möglich arrangiert werden. Der große Wollschuppen dort war ein Trumpf, von dem Sally sich weitreichende Wirkungen versprach. Ihr Hirn arbeitete emsig an Plänen: Zuerst mußte sie ihre schon angekündigte Party geben, um eine unverdächtige Begegnung zwischen dem künftigen Brautpaar zu ermöglichen. Dann konnte sie die ganze

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