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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Freudenstiche? Konnte es womöglich Neid sein? Sie verscheuchte den Gedanken energisch und hörte sich schon sagen: »Wie wunderbar! Herzliche Glückwünsche! Das ist ja furchtbar schnell gegangen... Ich meine, Sie und er kennen sich doch höchstens ein paar Wochen... Erstaunlich.«
    »Nicht so erstaunlich, wie Sie denken«, nahm nun Jan Fraser ebenfalls lächelnd das Wort. »Wir kennen uns nämlich bedeutend länger. Und geheiratet haben wir schon vor einem Jahr, kurz bevor ich die Stellung hier auf Luthens antrat. Leider hat es dann ziemlich lange gedauert, bis Judith ihre Bibliothek hier in der Nähe aufmachen konnte.«
    Sally wagte einen ratlosen Seitenblick zu Simon. Er mußte ja noch niedergeschmetterter sein als sie! Bewundernswerterweise gab er sich ganz normal, lächelte sogar und sagte: »Ich schlage vor, wir setzen uns auf diese Wollballen, damit Sie alles in Ruhe erzählen können. Wie mir scheint, wollen Sie die Sache vorläufig noch nicht an die große Glocke hängen.«
    »Nein, bloß nicht!« sagte Judith schnell. »Nur Sie und Sally dürfen es wissen. Es würde alles verderben, wenn es weiter herumkäme.«
    Dies war nun zu mysteriös für Sally. »Warum? Wer könnte denn was dagegen haben?«
    »Jans Vater. Erzähl du weiter, Jan.«
    »Es klingt wahnsinnig«, begann der junge Mann hitzig, »aber es ist leider wahr, daß mein Vater ein... einer der größten Dickschädel auf Gottes Erdboden ist, und er hat was gegen frühe Heiraten. Das kommt davon, weil er selbst mit zwanzig in die Ehe mit einer Achtzehnjährigen geschlittert ist, und das ging natürlich bald in die Brüche. Erst lange danach, schon in den Vierzigern, hat er meine Mutter geheiratet, die im gleichen Alter war. Das war nun eine gute, solide Ehe, aber leider starb Mutter schon, als ich knapp fünf war. Vater war seitdem wie ein alter Hund mit einem einzigen Nachkömmling — ein sehr alter, betone ich.«
    Sally fand diesen Vergleich nicht sehr freundlich und fragte: »Aber wenn er zum Schluß doch noch eine glückliche Ehe geführt hat, kann er doch kaum was dagegen einwenden, daß Sie auch heiraten?«
    »Nein, aber nur mit dem spleenigen Vorbehalt: nicht unter dreißig! Nun bin ich ja weiß Gott kein unmündiges Knäblein mehr; ich bin siebenundzwanzig, und Judith ist dreiundzwanzig. Aber er läßt sich durch keine Macht der Welt von seinem Prinzip abbringen: Ehe ein Mann nicht dreißig ist, weiß er selber nicht, was er will.«
    »Wie blöd«, entfuhr es Sally. »Siebenundzwanzig ist so gut wie dreißig. Er scheint wirklich etwas verbohrt zu sein — entschuldigen Sie, wenn ich’s so frei heraussage.« Sally nahm sich jetzt mit vollem Herzen der neuen Romanze an.
    »Sie drücken es noch sehr gemäßigt aus«, erklärte Jan. »Er ist total vernagelt und dazu noch jähzornig, und außerdem hat er einen Herzknacks.«
    »Wie gräßlich. Solche Leute gebrauchen ihren Knacks gern als Druckmittel, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Und ob ich’s verstehe! Als ich ihm zum erstenmal andeutete, daß ich mich in ein prächtiges Mädchen verliebt hätte, ging er sofort steil in die Luft und wollte nicht mal ihren Namen wissen. Wir hatten einen höllischen Krach, nach dem ich meine Klamotten zusammenpackte und auf und davon ging. Das letzte, was er mir nachschrie, war: Wenn ich wirklich idiotisch genug wäre, vor dreißig zu heiraten, sollte ich mich zu Hause nie mehr blicken lassen.«
    Sally war sprachlos, während Judith traurig einflocht: »Und Jan hängt so an der väterlichen Farm und hat so hart gearbeitet, um sie auf den besten Stand zu bringen. Und im Grunde hängt er auch an seinem Vater... Doch, doch, Liebster, du brauchst es nicht abzustreiten. Ein ganz kleines bißchen von seinem Dickkopf hast du schließlich geerbt, und — «
    Sally lachte und bat Jan, weiterzuerzählen. »Sie sind also hingegangen und haben Judith vom Fleck weg geheiratet?«
    Jan grinste. »Was würden Sie tun?« fragte er Simon. »Sich unter Vaters Fuchtel ducken? — Nun habe ich schon seit einem Jahr nichts mehr von dem alten Satan gehört. Seit ich hier bin.« Ungeachtet des »alten Satans« verriet seine Stimme einigen Kummer.
    »Dafür bin ich nach Queensville gekommen, sobald ich hier eine Existenzmöglichkeit fand«, erzählte Judith rasch weiter.
    Sally ging ein Licht auf. »Oh, nun begreife ich auch, warum die Leute über Sie zu klatschen anfingen! Ich bin natürlich dazwischengefahren, als einer dem andern erzählte, er hätte nachts einen Mann aus

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