Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
du wolltest heute später kommen«, knurrte er und warf einen unruhigen Blick über die Schulter.
    »Störe ich dich vielleicht?« gab Sally ärgerlich zurück. »Versperr mir bitte nicht so den Weg — ich möchte ins Eßzimmer.«
    »Du fährst auch immer gleich aus der Haut«, beschuldigte er sie ungerecht. »Ich sag’s lieber gleich, daß wir uns vielleicht eine Freiheit herausgenommen haben, aber im allgemeinen stellst du dich ja nicht so an, wenn man deine Sachen benutzt. Darum hab’ ich zu Arch gesagt: >Nur zu<, sag’ ich, >sie wird sich nicht aufregen. Sie hat ja ihre Fehler<, sag’ ich, >ich bin der erste, der das zugibt, aber schimpfen, weil Sie sich was von ihr ausgeborgt haben — nein, das paßte gar nicht zu unserer Sally.<«
    Sally folgte der eigenartigen Rede mit verdutztem Mißtrauen. »Was habt ihr denn angestellt? Muß schon schlimm sein, sonst würdest du mich nicht so komisch einzuwickeln versuchen, das paßt gar nicht zu deinem Stil. Hallo, Archie!« wandte sie sich an den einsamen Seemann, der soeben aus dem Eßzimmer flüchten wollte, ein in Zeitungspapier gewickeltes Päckchen unter den Arm geklemmt. Durch die halboffene Tür sah Sally mit Staunen ihre Nähmaschine auf dem Tisch stehen.
    Archie blieb notgedrungen zwischen Tür und Angel und begann hastig im gleichen Verhandlungston wie Matthew auf Sally einzureden. »Die Sache ist nämlich so: Ich kann ganz gut maschinenähen — Sie brauchen keine Angst zu haben, daß ich was kaputtgemacht habe. Seeleute müssen ja alles selber machen, und wenn zum Beispiel die Unterwäsche in Fetzen geht, flicken wir sie eben — na ja, und mit der Maschine geht’s schneller als mit der Hand«, fügte er heftig errötend hinzu.
    »Gott, wie viel Lärm um nichts«, sagte Sally lachend. »Natürlich können Sie meine Nähmaschine benutzen, Archie. Aber warum geben Sie mir nicht Ihre kaputten Sachen? Die von Matt flicke ich ja auch immer — ich bin also an den Anblick von Unterhosen gewöhnt.«
    Archie stammelte konfuse Dankreden, versicherte, er wäre schon fertig, und eilte davon. Das Päckchen hatte er die ganze Zeit ängstlich an sich gepreßt, und sein ganzes Gehabe unterschied sich dermaßen von seinem sonstigen harmlosen, offenen Wesen, daß Sally ihm verblüfft nachsah und eben noch einen rosa Schimmer erhaschte, der aus dem Zeitungspapier hervorlugte. Rosa! Es war pervers, sich Archie in rosa Unterwäsche vorzustellen. Na, wenn es ihm Spaß machte — es war seine Angelegenheit. Simons Aufforderung, sich nicht dauernd um anderer Leute Sachen zu kümmern, schwärte noch in Sallys Gemüt. Heute war alles verdreht, wie es schien.
    Aber am nächsten Morgen war die Welt ruckartig wieder im Lot, und eine strahlende Zukunft eröffnete sich vor Sallys Augen. Nach monatelangem vergeblichem Harren und Hoffen, als sie und Matthew schon nicht mehr vor dem Frühling mit einem ernsthaften Käufer rechneten und alle Energien darauf konzentrierten, einige Schulden abzustottern — da tauchte plötzlich ein Mann namens John Gardiner auf, der nicht nur vom Geschäft redete, sondern es unverzüglich abschloß. Mr. Gardiner verbrachte den Vormittag mit einer genauen Besichtigung der Farm, und gegen Mittag hatte er sie gekauft. Er sagte, er könne diese »kleine Klitsche« gut als Lager- und Umschlagplatz für seine viel größere, aber verkehrstechnisch ungünstiger gelegene Farm brauchen. Das Haus interessierte ihn am wenigsten; später würde er vielleicht einen Buchhalter hineinsetzen, aber vorläufig würde es leerstehen — Miss Leigh brauchte sich also mit dem Ausziehen nicht zu überstürzen.
    Alles ging so unglaubhaft nach Wunsch, daß Sally noch abends, als Simon bei ihr vorsprach und sie ihm die große Neuigkeit erzählte, wie betäubt war. »Nun haben wir also endlich wirklich verkauft, und nächsten Monat ziehen wir aus«, schloß sie ihren Bericht, worauf sie zu ihrer eigenen Überraschung und Beschämung den Kopf auf den Küchentisch legte und in Tränen ausbrach. »Er... er hat sich nicht mal an dem Pavillon gestoßen«, schluchzte sie mit einem krampfhaften Versuch, ihre Gefühle ins Lächerliche zu ziehen.
    Simon stand linkisch daneben. Er hatte Sally nicht weinen gesehen, seit sie als Zehnjährige ihr Kätzchen verloren hatte. Damals hatte er sie in den Arm genommen und getröstet und ihr anderntags ein neues Kätzchen besorgt. Heute war es nicht mehr so einfach.
    »Mach dir nichts draus, Sally«, sagte er ungeschickt. »Jetzt kommt es nur darauf

Weitere Kostenlose Bücher