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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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Detail eines weißen Gebäudes spiegelte sich in dem Gewässer. »27°10’30,90°N; 78°2’31,80°E.« Die Wasserfläche mutierte zu blaugrünen Fayencen. »39°39’16,92°N, 66°58’32,55°E.« Die Keramikfliesen verwandelten sich in die Baumkronen des Regenwalds. »20°40’58,50°N; 88°34’7,08°W« Das Lächeln Buddhas. »35°19’0,69°N; 139°32’8,61°E.«
    Der IT-Forensiker spürte ein piekendes Jucken an seinem Nacken. Er musste sich kratzen. Der Zeigefinger blieb an der Spritze über der Halsschlagader hängen, an der Injektionsnadel in seinem Fleisch. Mitterlechner starrte hinter sich hoch. Augen fluoreszierten in der Dunkelheit. Sie beugten sich unter einem platinblonden Bubikopf über den Informatiker. Die Gedanken des jungen Mannes rasten. Szenario Fünf! Das stumme Mädchen mit den grünen Augen war aus dem Brettspiel gekommen, um ihn zu holen! Mitterlechner riss den Mund zu einem Krächzen auf, das ein Schrei hätte werden können, hätte nicht in diesem Moment die Atmung versagt. Mitterlechner zerknüllte die Notizen auf der Schreibfläche und fuhr gleichzeitig herum, um noch die richtige von den auf Zeitungspapier zum Trocknen ausgelegten Monsterspielfiguren in den Griff zu bekommen.
    Das Blondhaar der Perücke wogte. Die grünen Augen folgten der Körperdrehung zum Beistelltisch mit dem halbfertigen Spielzeug hinüber. Das Papierknäuel blieb ihnen verborgen.
    Mitterlechner erbeutete die Hexe und schloss beide Hände. In der einen spürte er den feuchten Modellbaulack zwischen den Fingern, in der anderen den Zettel mit den Zahlen. Das Gesicht des IT-Forensikers knallte auf die Tastatur. Mitterlechner wurde schwarz vor Augen. Kompletter Systemabsturz.

52
    K inder, packts euch zsamm, wir machen an Ausflug!«, sagte Wotruba und schob sich an Gernot vorbei ins Vorzimmer.
    »O bitte, kommen Sie ruhig herein, wir baden grade.« Szombathy schnaufte, steckte den Kopf durch die Tür und sah sich nach allen Richtungen um. Im Stiegenhaus war es ruhig, die Aufzugkabine stand still, Niemand folgte dem Chefinspektor die Treppe nach oben. Gernot schloss die Eingangstür und schaute dem Eindringling ungläubig hinterher. »Nein, du kommst nicht ungelegen, Ernstel. Bitte, fühl dich ganz wie zuhause! – Wie bist du überhaupt unten reingekommen?«
    »Ich komm in jedes Haus mit Gegensprechanlage.« Wotruba hielt den Generalschlüssel für Z-Zylinder in die Höhe und stapfte weiter in Richtung Wohnzimmer. »Rang hat seine Privilegien, aber auch seine Pflichten. Die können einem den ganzen Tag versauen und einen um den Schlaf bringen … – Genug geplaudert! – Ist die Frau Doktor da? Ich brauch nämlich ihre Hilfe.«
    »Ist etwas passiert? Was kann ich für Sie tun, Inspektor?« Josephine trat in die Wohnzimmertür. Sie zog den Frotteekragen zu und legte die Stirn in Falten.
    Wotruba blieb stehen und guckte von Frau Doktor im Bademantel zu Gernot nur in Jeans hinüber. Er linste durch die offene Schlafzimmertür, bemerkte das zerwühlte Doppelbett und fuhr sich über den Schädel. Er räusperte sich. Man brauchte kein kriminalistisches Genie, um hier eins und eins zusammen zu zählen. »Tja, shit happens , Freunde«, seufzte Wotruba und zuckte mit den Achseln. »Man kann es sich halt nicht aussuchen, wann man ins Gras beißt.«
    Josephine spürte wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sie machte einen Schritt zurück und stolperte über die Teppichfransen.
    Gernot spitzte die Ohren. Er ballte die Fäuste, ging leicht in die Grätsche und spannte die Bauchmuskeln an. Sein Blick wanderte durch den Vorraum und blieb an dem Kleiderständer hängen. Die ersten Schritte bis zu der massiven Holzstange waren schnell getan.
    »Oha!« Der Chefinspektor wollte der Frau Doktor zur Seite springen, aber die alarmierende Ahnung zwischen seinen Ohren hielt ihn zurück. Instinktiv drehte er sich nach Gernot um und registrierte die Hand an dem Thonet-Möbel. »Stopp!« Wotruba riss die Hand nach oben. »OK, in Anbetracht der Umstände hab ich mich schlecht ausgedrückt. Aber deshalb brauchst du mir nicht gleich eine über den Schädel zu ziehen! – Was is los mit euch, bitte?«
    »Sorry, Ernstel. Die Nerven liegen blank.« Szombathy legte dem Inspektor die Hand auf die Schulter und platzierte ihn auf einen der Lederfauteuils. »Kaffee? Oder lieber ein Bier?«
    »Nein, keine Zeit. Danke! Wie gesagt, zieht euch beide etwas an, wir müssen los.« Wotruba deutete auffordernd auf die Zimmertür.
    Josephine wollte losstürzen,

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