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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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aber kam zu ihrer Überraschung nicht vom Fleck. Mit großen Augen trudelte sie herum. Der Chefinspektor hielt sie am Arm fest und komplimentierte sie in den anderen Polstersessel.
    »Auf ein Wort, bitte«, sagte Wotruba und fasste in die Innentasche seiner Lederjacke. Er holte die Spielkarte in dem Plastikbeutel heraus und legte sie vor Mahler auf den Tisch. »Was sagt Ihnen das, Frau Doktor? Eine Idee?«
    Josephine schluckte. Sie hob den Beutel vom Tisch und kippte ihn hin und her. Die Reflexionen der Lüsterlampen glitten über Plastik und Karte. Über das flammende Rot und Gelb der nackten Reiterin auf dem Rücken des Untiers in Löwengestalt. Josephine legte die Tarotkarte mit dem Bild nach unten wieder ab und fuhr sich über das Gesicht. Sie musste an den armen Pogitsch denken. Und an die Karte, die an der grausam drapierten Leiche des Goldschmieds hinterlassen worden war. Josephine visualisierte die Zwölf der Großen Arkana, den Gehängten, und ihr wurde heiß und kalt bei der Vorstellung, woher dieses Beweismittel stammen mochte. »Ist es das, wofür ich es halte, Inspektor? War er wieder aktiv?« Wotruba antwortete nicht, aber als sich die Blicke trafen, wusste Josephine Bescheid. »Wer ist es diesmal?«, fragte sie und wandte sich von der Spielkarte ab. »Wieder jemand, den wir kennen?« Ein Gedanke durchzuckte Josephine wie ein Stromschlag. Sie sprang hoch und packte den Inspektor am Jackenkragen. »Ist es Sabine? Hat er jetzt Sabine umgebracht?«
    Wotruba verzog das Gesicht und stöhnte auf. Er schüttelte den Kopf und deutete auf seine Schulter.
    Josephine zuckte zurück, entschuldigte sich und entfernte sich schnell von der Ledergarnitur.
    Szombathy verstand kein Wort, oder was hier gerade zwischen Josi und Wotruba abgegangen war. Er beugte sich über den Tisch und streckte die Hand nach der Karte aus. Er zögerte und blickte Ernstel fragend an. Der Inspektor nickte. Gernot drehte die Tarotkarte um. Er konnte auf Anhieb Josis Reaktion nachvollziehen. Der Anblick der Nackten und ihrem Reitmonster rüttelte grausiges Wiedererleben auf. Szombathy las die Beschriftung im grauen Rahmen. » XI. Lust ?!« Er zog die Brauen hoch und drehte sich nach Josephine um. »Erst die Zwölf, jetzt die Elf? Was wird das? Ein Countdown?«
    Josephine reagierte nicht. Sie wandte Gernot und dem Chefinspektor den Rücken zu. Mit verschränkten Armen und hängendem Kopf. Wie vom Donner gerührt richtete sie sich auf und eilte los. An der Türschwelle blieb sie stehen und drehte sich nach Wotruba um. »Elf plus Zwölf macht Dreiundzwanzig. Sie haben Recht, Inspektor, ich muss die Tote sehen. Ob ich will oder nicht.«

53
    A iakos seifte sich die Hände ein. Zitrusduft und Terpentingestank kribbelten in der Nase. Der Wasserstrahl rauschte in das Becken. Dampf umwölkte den Einhandmischer. Der Badezimmerspiegel erblindete allmählich. Aiakos ließ die Kernseife fallen und fletschte die Zähne. Die Haut in den Falten über den Fingergelenken an der Handinnenseite platzte. Blutgeröteter Seifenschaum kreiselte in den Abfluss. Der Schmutz jedoch, der Schmutz blieb haften.
    Aiakos durchsuchte Waschtisch und Schränke, schob Cremedosen, Tuben und Plastikflaschen von einer Seite zur anderen. Wo zum Teufel war seine Handbürste? Aiakos stützte sich mit beiden Händen auf das Waschbecken und ließ den Kopf hängen. Er zog sich die platinblonde Perücke vom Scheitel, schleuderte sie weg und wischte sich mit dem Ärmel das Pink von den Lippen. Der Bruder hob den Blick. Bis auf den verwischten Lippenstift auf den Wangen war er blass, hatte dunkle Ringe unter den Höhlen und die Augen waren rot unterlaufen. Er fühlte das Blei in den Adern und den Sand unter den Lidern. Und, er war weder zuhause noch in seinem Hotelzimmer.
    Bruder Aiakos klopfte von den Schultern bis zu den Hüften auf die Taschen seiner schwarzen Tactical Weste, bis er das Scheppern hörte. Er schraubte die Kappe von der Kunststoffverpackung und schüttete sich die Tabletten in die hohle Hand. Er würgte die Muntermacher hinunter und trank Wasser aus der Leitung hinterher. Zeit floss in den Ausguss der Ewigkeit.
    Aiakos horchte auf das Tropfen des Wasserhahns, schmeckte das Bittere auf seiner Zunge und schreckte hoch. Er schlüpfte in die Handschuhe, machte das Bad sauber und tastete sich durch die dunkle Maisonette in das Büro zurück. Er hob das Nachtsichtgerät vom Boden auf, knipste die Schreibtischlampe an und sondierte die Lage.
    Handbemalte schmollmündige Frauen

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