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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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    » Ahh … parting is such sweet sorrow. Don’t we hear the chimes at midnight? « Thorpe deutete zum Himmel, lachte auf und drückte Gernot die Hand. Die drei Männer in Schwarz gingen in der Nacht verloren.

82
    D ie Luft brannte in Gernots Lungen. Er verließ das Mainufer, querte Schaumainkai und Schweizerstraße und rannte auf dem Bürgersteig weiter. Er bremste sich im allerletzten Moment vor der Kreuzung ein und drängte sich durch eine Gruppe Jugendlicher, die gerade die Sternstunde in der Dreikönigstraße verlassen hatten. Die Jungs und Mädchen rochen nach Shisha-Tabak und hatten bei leckeren Cocktails in orientalischen Kissen gechillt. Die jungen Leute bedachten Szombathy mit wenig Nachsicht, dafür mit vielen Kosenamen. Für Gernot kein Grund, sich aufhalten zu lassen. Er hievte einen besonders männlichen Kavalier aus dem Weg und nahm wieder Fahrt auf. Voller Impuls! Die Lichter und Konturen zu beiden Seiten verschwammen, kalte Luft umwehte Szombathys erhitzten Körper. Er war wie in Trance, Josis und Lillys Gesichter vor Augen.
    Szombathy war am Ziel. Der Atem rasselte. Er musste husten und spucken. Gernot stützte sich auf die Knie, keuchte und sah an der Hausfassade nach oben. Hinter den Terrassentüren brannte Licht. Zum Glück. Gernot stürzte an die Gegensprechanlage. Auf das Läuten reagierte niemand. Falls Josi ihn bestrafen wollte, war das kein gut gewählter Zeitpunkt. War Thorpe in der Stadt, war auch der Tarotkartenmörder nicht weit. Szombathy strich sich über den Mund und stapfte vor dem Haustor auf und ab. Schweiß tropfte von der Stirn. Er gab einer plötzlichen Eingebung nach und läutete Sturm bei der Familie, die in der Wohnung unter Moritz Heinemann wohnte. Das ältere Ehepaar war von dem Überfall wenig begeistert. Nach einer langwierigen Erklärung öffneten sie Szombathy die Türen.
    »Danke!«, keuchte Gernot, presste sich an den Herrschaften in den Flanellbademänteln vorbei und lief zielstrebig durch die elegant eingerichtete Wohnung auf den Balkon zu.
    »Aber nur ausnahmsweise, und dem Herrn Landtagsabgeordneten Heinemann zuliebe! Nicht, dass Sie glauben, Sie können sich das zur Gewohnheit werden lassen. Geben Sie in Zukunft besser auf Ihre Sachen acht, wir sind rechtschaffene Leute und wollen unseren Schlaf!« Die Frau drohte mit dem Finger. »Den Gästeschlüssel auf dem Küchentisch liegen lassen?! Wie stellen Sie sich eigentlich vor, dass Sie von hier in die obere –«
    »Das lassen Sie ruhig meine Sorge sein«, sagte Gernot und schlüpfte in die Nacht hinaus. Er besann sich und steckte noch einmal den Kopf durch die Terrassentür. »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar. Glauben Sie mir das!« Er kletterte auf das Geländer, pendelte sich ins Gleichgewicht, nahm Maß und sprang. Nach einem Moment der Schwerelosigkeit spürte er den Beton der Terrasse unter den Fingern und sein Gewicht an den Handgelenken zerren. Die Konturen der parkenden Autos unter den freischwingenden Füßen verschwammen. Gernot schloss die Augen, saugte die Nachtluft in die Lungen und schwang sich hoch.
    »Oh!«, machte das Ehepaar im Chor. Sie hatten beide den Atem angehalten und verfolgten aufgeregt, wie die Beine des Fremden mit dem lustigen Akzent außer Sicht kletterten.
    »Was für ein Mann …«, hauchte die Dame und zog sich den pastellfarbenen Morgenrock enger um den wogenden Busen.
    Der Gemahl warf seiner Gattin einen Blick über den Brillenrand zu und schnaufte. »Weil er da draußen rumturnt wie ein Schimpanse?«
    »Du bist doch nur neidisch …«
    Szombathy trat an die Glastür und spähte in die Wohnung. Niemand war zu sehen. Er versuchte, die Tür zu öffnen, aber sie war von innen verriegelt. Er trommelte mit der Handfläche gegen das Glas. »Josi, es tut mir leid! Ich bin ein Idiot! Ich muss dringend mit dir sprechen! – Josi!« Nichts.
    »Soso«, schmunzelte die Dame im Morgenrock und beendete den Lauschangriff. Sie schloss die Balkontür und zog die Vorhänge zu. »Den Schlüssel hat er also vergessen, der Filou. Lass ihn ruhig noch etwas dunsten, bevor du ihn reinlässt, Josi.« Sie grinste, knipste das Licht aus und ging wieder ins Bett.
    Szombathy hob die Hand über die Augen und suchte die Wohnung ab. Durch die Wohnzimmertür entdeckte er ein Paar Beine im Flur. Füße in Wollsocken, blasse Waden in einer Flatterhose aus Hanfstoff. Gernot zuckte zurück. Udo lag auf dem Vorzimmerboden und rührte sich nicht. Er fuhr herum und forschte nach Hilfreichem. Mit wenigen

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