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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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bereits.« Er drückte Udo den Beutel in die Hand, setzte sich auf die Bank und schlug die Beine übereinander. »Was kann ich für Sie beide tun? Ich fürchte, es wird nicht mehr allzu viel sein. Herr Kernreiter hat ja meine wohlwollenden Warnungen in den Wind geschlagen und lieber gewartet, bis das Kind in den Brunnen fällt.«
    Eine echte Frohnatur, dachte Szombathy, plumpste auf die Bank und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Hören Sie, Udo sagt, Sie wüssten, worum es bei diesem ganzen Irrsinn geht und wer dahinter steckt.«
    »Ach, sagt er das.« Steuben war amüsiert und rückte mit dem Zeigefinger die Brille zurecht.
    »Bitte!«, stöhnte Gernot. »Ich hab miserabel geschlafen, mir schmerzt jeder Rückenwirbel und ich weiß im Moment nicht, wo meine Freundin und die Tochter meines besten Freundes sind, oder ob es ihnen gut geht. Also, ich bitte Sie, wenn Sie etwas für mich haben, packen Sie aus.«
    »Josephine Mahler und Lilly Fuchs sind meines Wissens wohlauf. – Ihr Freund Ian Thorpe ist allerdings von uns gegangen.«
    »Was?« Szombathy gaffte Steuben fassungslos an. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bin Ihr heiliger Schutzengel.« Steuben kratzte sich genussvoll durch die verhuschte Frisur, wie ein Stan Laurel mit Hornbrille. »Die Polizei hat jede Menge Kokainbeutel und Bargeld im Kofferraum gefunden, die Exekutive geht daher von einer Vendetta oder einem geplatzten Deal im Drogenmilieu aus. Man wird ein bisschen pro forma ermitteln, dann ab zu den Akten damit.«
    »Das war’s?« Udo traute seinen Ohren nicht, sein Peiniger war nicht mehr. So einfach ging das. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Das war’s!«, bestätigte Steuben und kicherte. » The hunter gets captured by the game .«
    »Großer Gott!« Gernot stand auf und marschierte umher.
    Doktor Steuben nahm die Brille ab und polierte die Gläser mit dem Zipfel des Blousons.
    »Helfen Sie mir!« Szombathy setzte sich neben Steuben und ließ die Schultern hängen.
    »Kopf hoch!«, lächelte Steuben. »60308 Frankfurt am Main.«
    »Was?« Gernot verstand gerade gar nichts.
    »Sie sind auch nicht gerade das hellste Licht am Christbaum, mein Bester. – Dort finden Sie ihre Liebste und das Mädchen.« Der Doktor war mit dem Ergebnis des Brilleputzens ganz und gar nicht zufrieden, hauchte auf die Gläser und polierte alles noch einmal. »Wenn Sie die beiden befreit haben, kontakten Sie mich.« Er positionierte die Brille auf seiner Nase, blinzelte, nickte zufrieden und erhob sich.
    »In welchem Gebäude?« Szombathy lachte gedämpft und hob die Hände.
    »Machen Sie die Augen auf! Aber so wie ich Sie einschätze, wissen Sie es sowieso längst.« Steuben wandte sich zum Gehen. »Viel Glück! Und vergessen Sie nicht, mich nach getaner Arbeit anzurufen. Das ist sehr wichtig, wenn Sie alle wieder gesund nachhause kommen möchten.«
    »Stopp!« Szombathy hielt den Doktor am Arm fest. »Beantworten Sie mir bitte ein paar Fragen, bevor Sie uns verlassen!«
    Steuben sah abwechselnd auf die Hand an seinem Oberarm und in Gernots Gesicht.
    Szombathy ließ reflexartig los, als ihn der eisblaue Blick traf.
    »Danke! Ich mag es nicht, wenn man mich berührt. – Was wollen Sie wissen?«
    »Verzeihen Sie!« Gernot machte einen Schritt zurück, runzelte die Stirn und musterte Steuben von oben bis unten. »Ich verstehe ein paar entscheidende Dinge nicht, und vielleicht sind ja gerade Sie in der Lage, mich aufzuklären. Es hat Jahrmillionen gebraucht, um unsre Spezies zu entwickeln, und bis wir befähigt gewesen sind, uns an die Spitze der Nahrungskette zu setzen. Ich gewinne in letzter Zeit den Eindruck, dass nicht wenige bemüht sind, uns gleichzuschalten und zu staatenbildenden Insekten zu degradieren.«
    »Ach, herrje!« Steuben seufzte aus tiefster Seele. »Achtzig Prozent aller lebenden Spezies dieser Erde sind Insekten. Achtzig Prozent aller Lebewesen auf diesem Planeten sind Fadenwürmer. Wir sind eine vergleichsweise winzige und junge Gattung. Die Zeitspanne des menschlichen Wirkens ist das Aufleuchten eines Streichholzes im Licht der Ewigkeit. Wir benehmen uns zwar wie die Axt im Walde, aber woher nehmen Sie die Arroganz zu behaupten, wir seien, so wie wir gerade sind, der Höhepunkt der Evolution?«
    Szombathy begriff, dass es keine intergalaktischen Götter und tentakelköpfigen Aliens brauchte, um die eigene Bedeutungslosigkeit im Kosmos zu erfahren, wie in den Erzählungen von H. P. Lovecraft. Um den Verstand darüber zu

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