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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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dem Dickicht wie Bulldozer und hefteten sich an den Flüchtenden.
    Doktor Steuben zog den Störsender aus der Blousontasche und presste den Daumen auf den Knopf.
    Einer der Verfolger stolperte und fiel der Länge nach hin. Er blieb liegen, wo er den Rasen geküsst hatte.
    Der Doktor spürte zwei Arme nach ihm greifen, tauchte ab und schlug einen Haken. Der Angriff verpuffte ins Leere. Im nächsten Moment riss ihn ein anderer Anzugträger von den Füßen. Mit der Urgewalt und der Technik eines NFL-Quarterbacks.
    Der gestürzte Agent stand auf und registrierte mit einiger Befriedigung, dass die Zielperson geschnappt war. Er steckte sich das Headset zurück ins Ohr und rubbelte fluchend die Grasflecke im weißen Hemd.

86
    D as Taxi hielt an der Friedrich-Ebert-Anlage. Gernot drückte dem Taxifahrer den Geldschein in die Hand und öffnete die Beifahrertür. »Behalten Sie den Rest!« Die Autotür fiel zu.
    Der Taxilenker glotzte ungläubig auf den Fünfziger in seiner Hand. Ein breites Grinsen erschien in seinem Gesicht.
    »Nichts da!«, sagte Udo. »Sie geben mir zwanzig raus.« Er klopfte dem Araber auf die Schulter und streckte die Handfläche nach vorne.
    Szombathy legte den Kopf in den Nacken und die Hände an die Hüften. Er blickte die 256,5 Meter Art Déco hinauf. Bis nach oben in den Himmel. Weit über die Spitze der 36,6 Meter hohen Pyramide auf dem Dach der 63 Etagen hinweg. Quersumme Neun. Der Messeturm, das bis vor kurzem höchste Gebäude Europas.
    Udo stellte sich neben Gernot und drückte ihm den Zwanziger in die Hand. »Geld wächst nicht auf Bäumen«, bemerkte er trocken und beobachtete, wie sich der eierschalenfarbene Mercedes in den fließenden Verkehr einordnete.
    »Aber es wächst in den Himmel«, antwortete Szombathy und steckte sich einen Kaugummistreifen in den Mund. Er schaute zu der Skulptur hinüber, zu dem Riesen, der den Hammer schwang. War das der große Weltenbaumeister, wie ihn Freimaurer und Illuminaten verehrten? Gernot deutete mit dem Kopf auf die Figur, und Udo nickte. Fein, jetzt hörten sie also schon gemeinsam das Gras wachsen.
    Eine Inschrift in der Sockelumfriedung zog Gernots Aufmerksamkeit auf sich. An einem Gebäude aus dem letzten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts fand er eine in Marmor gravierte Botschaft bemerkenswert. Nach der Einführung von Buchdruck und Internet meißelten die Menschen nach wie vor ihre Memorabilien in den Stein. Das relativierte die Angst vor dem Verlust der Handschrift durch SMS doch ziemlich. Keine Kulturtechnik ging restlos im Strudel der Zeit unter, solange man Zeichen in die Wand kratzte, um Unsterblichkeit zu schmecken. Er zeigte mit dem Finger auf die Buchstaben.
    »TishmanSpeyer
Properties
1988«
    »Das World Trade Center in New York ist von der Tishman Construction Corporation errichtet worden.« Szombathy spuckte den Kaugummi aus und zündete sich eine Zigarette an. Er lächelte Kernreiter an und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Hörst du sie auch, die Stimme des Cthulhu? Den sanften Ruf des Wahnsinns? – Scheiße! Es würde mich nicht wundern, wenn uns da drinnen so ein Calamari-Kopf die Hand schüttelt.« Er blickte Marmor und Glas entlang und ihn fröstelte.
    Gernot erreichte sein Spiegelbild. Die Glastür drehte sich. Szombathy betrat die achtzehn Meter hohe Eingangslobby. Glas, Stein und Metall verfehlten ihre Wirkung nicht. Gernot fühlte sich schwach und winzig.
    Udo klappte das Kinn herunter. Soeben noch unter freiem Himmel ein Gleicher unter Gleichen, jetzt auf dieser Bühne ein Bittsteller. Er zählte die Lifttüren im Herzen des Messeturmes. Er hatte nachgelesen, die Anzahl der Hochgeschwindigkeitsaufzüge im Turm betrug zweiundzwanzig. Die Großmeisterzahl.
    Gernot spürte die Anspannung im Raum. Er ging in leichte Grätsche und etwas in die Knie. Die Pupillen wanderten. Er bemerkte die Blinklichter an den Kameras, ahnte das Fokussieren der Optik. Jemand studierte soeben sein Bild in einem Monitor.
    »Können wir Ihnen helfen, meine Herren?« Drei Sicherheitsmänner in weißen Hemden, dunklen Krawatten und Headsets in den Ohren erhoben sich hinter der Empfangstheke der kreisrunden Lobby. Ein Vierter trat aus dem Schatten einer Nische.
    Szombathy musterte den Mann, der sie angesprochen hatte. Eine Hand hatte er bereits auf die Knöpfe hinter dem Sichtschutz des Tresens gelegt, die zweite wanderte langsam den Gürtel entlang außer Sicht. Ein schwarzes Anzugsakko hing über der Sessellehne. Gernot zog die Brauen zusammen

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