Macht: Thriller (German Edition)
um dann selbst ihr Haus abzufackeln.« Mahler schüttelte den Kopf. »Wie kommen dann die Kugeln in ihre Brust? Erklären Sie mir das, bitte!«
»Wovon reden Sie eigentlich?« Der Chefinspektor zog verwundert die Brauen nach oben und lehnte sich zurück. »Sophie Fuchs ist unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln in ihrem Bett erstickt, genau wie sie es haben wollte. Der entsprechende Obduktionsbericht ist rausgegangen, während wir hier so nett geplaudert haben.« Wotruba legte die Hände vor sich auf die Tischplatte. »Und die Droge konnte von der Spurensicherung in einem Wasserglas neben dem Ehebett im Schlafzimmer sowie im Gästezimmer nachgewiesen werden.« Er strich sanft über die Zettel. »Steht alles da. Lesen Sie nochmal! Das Sedativum im Wasser ist eine Tatsache, die vor jedem Gericht standhalten wird. Und Selbstmord in Kombination mit Brandstiftung ist die offizielle Version, die zu den Akten kommt. Egal, ob Sie das hier unterschreiben, oder nicht. Ich wollte Ihnen nur eine Chance geben.« Wotruba stand auf und nahm die Seiten an sich. »Eins, zwei, drei, Spiel vorbei!«, grinste er und zerriss die Aussage. »Wir sind niemals hier gewesen. Ein Krankenwagen hat Sie bewusstlos vom Brandort ins AKH gebracht. Sie sind bedauerlicher Weise nicht vernehmungsfähig. Keiner hat Sie hier gesehen. Sie leiden unter einem posttraumatischen Schock. Und das ärztliche Attest für die Krankenkasse und Ihren Arbeitgeber kommt mit der Post. Auf Wiedersehen!«
»Wo ist Lilly?«, wollte Mahler wissen mit einem Gefühl, das zwischen Hilflosigkeit und Wut schwankte.
»Um das Mädel brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen. Und das meine ich ernst.« Der Chefinspektor hielt Josephine die Tür auf. »Sie wurde kriseninterventiv betreut und ihren Großeltern übergeben. Alles ganz korrekt, mein Wort darauf!« Er streckte seine Rechte aus, aber Josephine wollte sich an ihm vorbei aus dem Zimmer schieben. Wotruba lächelte versonnen. »Frau Doktor! Sie haben ihren Kaffee ja gar nicht angerührt.« Er machte ein betroffenes Gesicht. »Und die junge Kollegin hat ihn extra für Sie geholt. Die wird jetzt maßlos von Ihnen enttäuscht sein.«
Josephine funkelte den Chefinspektor böse an, fuhr herum und stürzte den Kaffee hinunter. »Jetzt zufrieden?«, keifte sie und sah Wotruba herausfordernd an. Erst jetzt bemerkte sie, die bittere Brühe schmeckte grauenvoll. Mahler zog angewidert die Mundwinkel nach unten und schüttelte sich.
»Automatenkaffee«, grinste der Kriminalbeamte und machte ihr Platz. »Scheußliches Zeug, oder?«
Josephine strebte dem Ausgang zu, ohne sich noch einmal umzudrehen. Das Geklapper der Tastaturen und das Schellen der Telefone wurden lauter. Plötzlich versagten ihr die Knie. Sie blieb stehen, fasste sich an die Stirn und stützte sich an der Mauer ab. Ein dunstiger Nebel schob sich vor ihre Sinne, und sie rutschte ganz langsam auf den Fußboden. Alles um sie herum drehte sich, und mit einem dumpfen Knall schlug ihr Hinterkopf auf. Uniformierte knieten sich neben sie oder schauten mit besorgten Gesichtern auf sie hinunter. Sie wollte etwas zu den Beamten sagen, aber brachte keinen zusammenhängenden Satz mehr über die Lippen.
Wotrubas Grinsen schob sich in Mahlers Gesichtsfeld. Er tätschelte ihr die Wange und sagte sanft: »Gute Nacht, Frau Doktor!«
11
G ernot Szombathy wurde übel, aber er konnte seinen Blick nicht abwenden. Er musste hinschauen und zusehen, wie das Gift in ihren Körper eindrang. Sie krümmte sich nach allen Seiten, bäumte sich auf und riss den Mund weit auf. So weit, dass Gernot fürchtete, ihre Kiefer könnten sich jeden Augenblick ausrenken. Kein Ton entrang sich ihrer Brust. Nur ein stummer Schmerzens- oder Todesschrei. Immer wieder, pausenlos. Furchtbar mitanzuhören. Aber die Kämpferin starb nicht. Sie gab nicht auf, klammerte sich ans Leben. Gernot wusste von früher, dass sie stark war. Sie war unglaublich ausdauernd und konnte ein Vielfaches ihres Körpergewichtes stemmen, völlig mühelos. Aber dieses Zeug, in ein Nahrungsmittel gemogelt, machte sie fertig. Aber viel zu langsam. Wenn ihre Qualen wenigstens schnell vorbei wären. »Lass los! Geh ins Licht«, flüsterte Gernot und legte sich zu ihr. Jetzt war er ihr ganz nah. Er fühlte sich ihr so verbunden wie nie zuvor. Nein, das hielt er nicht länger aus. Er musste dem ein Ende setzen. Er zerquetschte die Ameise zwischen Daumen- und Zeigefingernagel und drehte sich auf den Rücken.
Er blieb noch eine
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