Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
Vom Netzwerk:
gotische Hallenkirche, und Ministeriumsbeamte stolzierten zu den Amtsbüros ringsum. Diem seufzte angesichts der Stapel Archivalien auf ihrem Schreibtisch. Sie wuschelte durch ihren grauen Kurzhaarschnitt, wickelte ein Konfekt aus der Goldfolie und schlüpfte aus den Halbschuhen. Den Fernsehfritzen am Telefon hatte sie gerade noch hinhalten können. Was glaubten diese Journalisten eigentlich? Dass sie alle im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in muffigen Büros herumsaßen und auf Abwechslung warteten? Nichts Besseres zu tun hatten, als sofort alles stehen und liegen zu lassen, um für irgendwelche Dreharbeiten alles mundgerecht zu machen? Und am besten gleich? Pah! Sie hatte hier auch ohne die Bagage weiß Gott genug Arbeit.
    Diem wischte mit der Fingerkuppe über das Holz des Biedermeierschreibtisches. Zugegeben, staubig war es. Ein bisschen. Aber nicht muffig. Sie stand auf und pferchte einen schweinsledergebundenen Kodex in das Regal hinter dem Arbeitsplatz. Das Telefon dudelte. Eine Handynummer. »Nicht schon wieder, bitte! Hab ich mich nicht klar und deutlich ausgedrückt? So was dauert eben!« Sie hob flehend die Augen an die Decke und ließ die Arme hängen. »Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Diem!« Sie lauschte und strahlte. »Chefinspektor Wotruba?! Lange nichts mehr von Ihnen gehört. Wie geht es Ihnen? – Oh, das tut mir leid! Na, das wird schon wieder. Sie sind ja hart im Nehmen. Und Austeilen!« Sie lachte. »Wie kann ich Ihnen diesmal weiterhelfen?« Diem legte die Stirn in Falten und plumpste auf den Schreibtischsessel. Die Hydraulik ächzte. »Eine Geheimgesellschaft? Mit einem Totenkopf als Erkennungszeichen? – Hmmm?! – Da fällt mir so ad hoc nur Skull and Bones in Amerika ein. Und natürlich die Freimaurer. – Ah, da haben Sie auch schon dran gedacht. Fein! Warum rufen Sie mich dann an? – Ach so! In Wien! – Achtzehntes und Neunzehntes Jahrhundert, sagen Sie?« Sie rollte zu dem Computertisch im Eck. »Da habe ich tatsächlich was für Sie! Es gab eine Untersuchung im Auftrag von Kaiser Franz. Er hat mal vorsichtshalber alle Geheimlogen in Wien und im Reich überprüfen lassen. Sie wissen ja, seit der Sache mit den Illuminaten unter seiner Großmutter und seinem Onkel ist die Geheimpolizei hellhörig geworden. Üble Sache, das.« Diem klopfte in die Tasten. »Sie haben Glück, Inspektor, die Akten sind im Haus. Gehören zum Bestand der Hofkanzlei. – Oha! Da haben wir ja sogar was zu einer Totenkopf-Bruderschaft. – Sie wollen die Akten sehen? Wann?« Sie lehnte sich zurück. »Hohoho! Der war gut, Inspektor!« Sie wurde wieder ernst. »Nein, kein Problem. Sie können heute noch vorbei kommen. – Gut! Abgemacht! Wir holen die Akten gemeinsam aus dem Speicher.« Sie zückte Bleistift und Papier. »Den Standort hab ich mir notiert. – Aber kommen Sie nicht zu spät, wenn’s Recht ist! Ich will auch mal beizeiten Feierabend machen. – Wiederhören!«
    Diem legte auf und fuhr sich durch die Haare. Eigentlich war das suboptimal. Bestimmt würde ihre Mutter mit dem Abendessen warten. Diem verscheuchte den Gedanken und widmete sich wieder dem Katalogtext, den sie verfassen musste. Naja, Mama wird’s überleben! Jeder musste schließlich hie und da Überstunden schieben. Und schließlich kam mit Wotruba mal wieder etwas Abwechslung in die Bude.

40
    L os, fahr jetzt da rein!«, knurrte Wotruba und blies eine Rauchwolke aus dem Seitenfenster.
    »Aber das ist eine Fußgängerzone. Eine öffentliche Parkanlage!« Gernot glaubte, sich verhört zu haben.
    »Hast wohl vergessen, in welchem Auto du sitzt!« Wotruba beugte sich vor und drehte den Alarmknopf. Das Blaulicht auf dem Dach rotierte, das Martinshorn heulte. »Blitzgneißer!« Wotruba schnaubte verächtlich.
    Der Polizeiwagen rumpelte über Bordstein und Gehsteig.
    Josephine und Udo auf der Rückbank umklammerten die Haltegriffe.
    Touristen und Flaneure stoben auseinander und retteten sich in die Grünflächen und Hecken zu Füßen des Maria-Theresien-Denkmals. Eine Reisegruppe schimpfte und drohte mit den Fäusten. »Bullen! Wer glaubt ihr denn, dass ihr seid!«
    »Meinst du nicht, wir sollten ein bisschen weniger auffällig …« Gernot hielt sich am Lenkrad fest, dass das Weiß seiner Fingergelenke hervortrat. Um ein Haar hätte er eine Familie mit Kinderwagen übersehen.
    »Scheiß auf › auffällig ‹ !« Wotruba grimmte durch die Windschutzscheibe. »Das Arschloch soll ruhig wissen, dass ich da bin. – Und der andere Trottel ist

Weitere Kostenlose Bücher