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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David G.L. Weiss
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nein. So kann man das wirklich nicht ausdrücken, Herr Inspektor.« Die Asiatin zeigte wieder ihre Zähne. »Der Ankauf über einen Zwischenhändler ist um 1600 ganz gebräuchlich gewesen.«
    »Und ist es in › gewissen Kreisen ‹ bis heute«, ergänzte Wotruba. »Insbesondere wenn die Behörden den Ankauf nicht zurückverfolgen sollen. Am besten nimmt man für so was einen Pfennigfuchser und Geldwechsler. Gegen die Typen in den Maßanzügen kommt man nicht an. – Damals wie heute, schwant mir.«
    Udo kaute an seinen Fingernägeln. »Ist doch völlig egal jetzt! Was bedeutet es? Was bedeutet das Bild?« Er wedelte mit der Hand vor dem Bild hin und her, dass der Abstandsalarm quäkte. Udo zuckte zusammen und machte einen Satz nach hinten. »Wer sind diese ganzen Leute? – Der König und die Männer ringsherum? – Gibt es die Stadt im Hintergrund in der Wirklichkeit? Und wenn ja, wo liegt sie?«
    »Wenn Sie bitte etwas zurücktreten möchten! – Danke! – Das sind aber viele Fragen auf einmal.« Die Asiatin bedachte Udo mit einem Lächeln.
    »Und so überaus konkrete …« Wotruba runzelte die Stirn und musterte Udo von oben bis unten.
    »Haha! Na wenn wir schon mal da sind, will ich auch was lernen. Darum sind wir ja hier, oder nicht?« Udo knabberte an seinem Daumennagel, und blickte hektisch von einem zum anderen.
    »Bruegel vereint in der Darstellung seines Turms von Babel Elemente der romanischen und antiken Architektur. Wie Sie vielleicht bemerkt haben werden, hat dem Künstler das Kolosseum in Rom als Vorbild gedient. Das römische Theater erschien Bruegel mit seiner Megalomanie und angewandten Ingenieurskunst mehr als geeignet, den dem ganzen Bauunternehmen anhaftenden Hochmut bildlich umzusetzen. Wenn Sie genau hinsehen – die Einblicke ins Innere der Baustelle offenbaren es – werden Sie erkennen, dass Sie es in den Stufen des Turms mit sich nach oben verjüngenden und übereinandergestapelten Kolosseen mit romanischer Fassadengliederung zu tun haben. Das Fundament ummantelt einen Berg und ruht auf ihm. Der Turm reicht bereits bis über die Wolken, aber die Spitze neigt sich gefährlich über die Stadt zu ihren Füßen. Die unausweichliche Katastrophe, der Einsturz des Gebäudes, kündigt sich schon an. Die Trümmer werden die Häuser, Kirchen und Paläste unter sich begraben. Der Turmbau zu Babel ist als Sinnbild der Vanitas zu verstehen. Der Eitelkeit und des vergeblichen menschlichen Strebens, gottgleich zu werden. Hochmut und Stolz führen direkt ins Verderben. Die Geschichte aus der Bibel ist Ihnen bestimmt ein Begriff.«
    »Das Buch Genesis, Kapitel 11«, sagte Thorpe und kam näher. » Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte. Sie sagten zueinander: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen. Da stieg der Herr herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Er sprach: Seht nur, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen. Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht. Der Herr zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen. Darum nannte man die Stadt Babel – Wirrsal – denn dort hat der Herr die Sprache aller Welt verwirrt, und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut. «
    Die Asiatin fiel das Kinn herunter. Sie starrte Thorpe an und räusperte sich. »Das hab ich ja noch nie erlebt, dass jemand so genau … Sind Sie ein Reverend , oder so was?«
    »Nein. Es ist eine Gabe. Ein Geschenk.« Thorpe steckte die Hände in die Hosentaschen und grinste.
    Josephine schaute an sich hinunter und schabte mit dem Stöckel über den Parkettboden. Die Kleine im Blazer war bis jetzt vor dem Bild hin und her gehüpft, wie eine Stewardess, die der Holzklasse den Gebrauch von Atemschutz und Schwimmwesten erklärte. Das war jetzt wohl vom Tisch.
    »Acht Stockwerke des Turmes sind bereits in Vollendung begriffen –«
    »Neun.« Thorpe kratzte sich an der Nase.
    »Bitte? – Nein, es sind acht. Sie können das auch gerne hier und in der Literatur nachlesen.« Die Asiatin zwang sich zu einem Filmstarlächeln und präsentierte Thorpe die Tafel neben dem Gemälde.
    »Ich

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