Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
wenn die Umstände zeitnahe Entscheidungen erforderten, auch zu selbstständigem Handeln fähig waren.
Das bedeutete natürlich nicht, dass man einen Krieg verschulden durfte, aber aufgrund der offensichtlichen Schwäche des Allianzverbandes hatte er inzwischen den Eindruck gewonnen, hier ein kalkulierbares Risiko eingehen zu können.
»Damit liegen Sie gar nicht so falsch, Madame«, begann er ihr schließlich zu antworten. »Es liegt aber nicht im Interesse der Erde, dass die Allianz den gesamten Sektor übernimmt. Die Taylors müssen an der Eroberung von Porrima und den anderen unabhängigen Systemen gehindert werden.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Ich tue dies aber auch, weil ich meine Augen nicht vor einem großen Unrecht verschließen möchte.«
Die Archontin lächelte schmal. »Danke, Captain, auch wenn für die Abgeordneten im Erdkongress sicher nur der erste Teil Ihrer Antwort von Belang sein wird. Wie Sie bereits sagten, die Freiheit von Porrima liegt einfach im Interesse der Erde.«
»Es könnte schlimmer sein«, erwiderte er fast entschuldigend.
»Ja, vielleicht«, stimmte sie zu und verharrte einen Moment. »Die Lage der Dinge könnte aber auch wesentlich günstiger sein.« Matthew wollte darauf schon etwas antworten, doch sie kam ihm zuvor. »Es ist nicht Ihre Schuld, Captain. Sie tun bereits mehr, als viele andere in derselben Situation getan hätten. Ich hoffe allerdings, dass Sie verstehen, dass ich mit der Einstellung der UES nicht einverstanden bin. Aber von allen möglichen Optionen, die mir zur Verfügung stehen, stellt eine eventuelle Partnerschaft mit der Erde für Porrima immer noch die günstigste Variante dar.«
»Darin sind wir uns einig. Aber bevor wir weitere Zukunftspläne schmieden, muss erst einmal die Allianz das System verlassen haben«, gab er zu bedenken.
Da dieser Hinweis eigentlich überflüssig war, tauschten die beiden lediglich einen wissenden Blick aus.
Noch fünfzehn Stunden bis Porrima II.
26
Porrima
Inneres System
Dezember 2354 (ESZ)
Dem Kampfmodus entsprechend war die Beleuchtung auf der Brücke erheblich reduziert worden, sodass nur noch die holografischen Bildschirme sowie die rhythmisch rot blinkenden schmalen Wandleuchten etwas Licht abgaben, wodurch eine beinahe beklemmende Atmosphäre entstand, die sich mit einer gespannten, aber professionellen Stille verband, da man nun jederzeit auf den Allianzkreuzer treffen konnte.
Die Ceres war noch vierundzwanzig Millionen Kilometer von Porrima II entfernt, und unter der kundigen Bedienung von Lieutenant Ogoma bewegte sich der Kreuzer mit zwölftausendsiebenhunderteinundachtzig Kilometern pro Sekunde auf den Planeten zu, wobei Ogoma die Geschwindigkeit langsam, aber beständig stufenweise verringerte.
In einem Umkreis von einhunderttausend Kilometern klärten zwei Dutzend Raumsonden das Raumgebiet rund um den Kreuzer auf, was der effektiven Maximalreichweite von Fusionswaffen entsprach.
Den Suchradius hätte Matthew auch vergrößern können, aber dazu wäre es nötig gewesen, weitaus mehr Sonden einzusetzen, um weiterhin eine lückenlose Aufklärung zu gewährleisten. Aber der Bestand an Raumsonden war begrenzt, weswegen er sich für diese Vorgehensweise entschieden hatte. Sie entsprach noch am ehesten dem bestmöglichen Kompromiss zwischen der Anzahl eingesetzter Sonden und der angestrebten Wirkung.
Entspannt lehnte er sich in seinen Kommandosessel zurück und kontrollierte über seinen Terminal in regelmäßigen Abständen den Kurs, die Entfernung zum Planeten und die allgemeine Einsatzbereitschaft des Schiffes.
In gedämpftem Ton hielt er gelegentlich Rücksprache mit Patricia Cunningham, wenn diese nicht gerade an ihrer Station Dienst tat oder einen ihrer obligatorischen Rundgänge über die Brücke unternahm, wobei sie den einen oder anderen mit einem aufmunternden Blick bedachte.
Brian Manor stand in gewohnter Manier an der taktischen Station, heute assistiert von den Lieutenants Jeong, Weller und Maurand.
Gleich daneben saß der CAG, der in einem regen Kontakt zu seinen Jagdfliegern stand, die sich für einen Alarmstart bereithielten.
Colonel Njami befand sich bei seinen Soldaten, und Doktor Bar-Zohar bereitete seine Station für die Aufnahme der zu erwartenden Verletzten vor.
An der Ortungsstation saß das mittlerweile schon bewährte Team, bestehend aus Lieutenant Steve Laudehr und Ensign Sean Williams, während die Signalstation von Ensign Nozomi Fujita in Alleinverantwortung betreut
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