Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
leisten zu können.«
»Auf was für Mittel könnte sich Fignon denn dabei bezogen haben?«, fragte der Kanzler nachdenklich.
»Er kann nur unsere militärischen Möglichkeiten gemeint haben. Ich wiederhole es schon seit Jahren gebetsmühlenartig: Wir brauchen mehr Schlagkraft.«
Die Porrima Self-Defense Forces unterhielten nur eine recht kleine Raumflotte, die aus einer Fregatte, der PSS Archonia , und einigen kleineren Patrouillenschiffen bestand. Allerdings waren diese Raumstreitkräfte für die Bedürfnisse des Archonats bisher immer ausreichend gewesen.
»Nun, Admiral«, begann die Archontin zu argumentieren, »selbstverständlich kann ich den Bau einer ganzen Flotte aus großen und mittleren Kampfschiffen autorisieren, wobei die notwendigen finanziellen Mittel bekanntermaßen kein Problem wären, doch hätte ich dann immer noch keine Leute, um sie auch zu bemannen. Die jetzige Flotte strapaziert unsere Möglichkeiten schon um ein Vielfaches, und Söldner will hier sicher auch niemand sehen.«
Im ganzen System lebten kaum mehr als eine halbe Million Menschen, wovon nur die Hälfte auch tatsächlich Staatsbürger des Archonats waren. Die übrigen lebten nur aus einem Grund im System: um in den Minen zu arbeiten. Selbst für die Besiedlung der zweiten Komponente des Doppelsternensystems, Porrima B, fehlten die zukünftigen Einwohner.
»Ganz recht«, war der Kanzler ausnahmsweise ihrer Meinung.
»Wenn wir es aus eigener Kraft nicht schaffen, dann brauchen wir einen starken Partner«, stellte der Admiral unmissverständlich klar.
»Und dies kann nur die UES sein«, erklärte die Archontin, ohne viel darüber nachdenken zu müssen.
»Was das angeht, sind wir uns alle einig. Ein Bündnis mit der Allianz, egal in welcher Tiefe, kommt absolut nicht infrage«, sagte der Kanzler, und die übrigen Anwesenden nickten ihm zustimmend zu.
»Dann sollte ich bei der UES-Botschafterin vorfühlen, wie die Erde darüber denkt, oder?«
»Das solltest du tun, Danielle«, stimmte der Kanzler ihr zu. »Botschafterin Elena Mercado ist eine recht zugängliche Person und mag die Allianz genauso wenig wie wir. Ich denke, sie wird sich für uns beim UES-Präsidenten einsetzen.«
»Falls wir überhaupt noch so viel Zeit haben«, merkte der Admiral nahezu prophetisch an.
Noch während die Archontin mit dem Kanzler und dem Admiral in ihrem Büro konferierte, stürmte Allianzbotschafter Victor Fignon durch den säulenbewehrten Ausgang hindurch und die große Treppe hinunter auf eine vor dem Palais wartende große, schwarze Limousine zu.
»Nun machen Sie schon die verdammte Tür auf, Dom!«, herrschte er den Chauffeur an und stieg, nachdem dieser seiner Aufforderung Folge geleistet hatte, in das Fahrzeug ein.
Kaum hatte er auf den weichen Ledersitzen Platz genommen, platzte es auch schon aus ihm heraus: »Dieses verfluchte Miststück! Abgekanzelt hat sie mich, runtergemacht wie einen kleinen, dummen Schuljungen! Dafür will ich sie draufgehen sehen!«
Wie einen dummen Schuljungen , dachte die Frau, die dem Botschafter schräg gegenübersaß, amüsiert. Das kann ja nicht allzu schwer gewesen sein .
»Nun sagen Sie schon etwas, Miss Sinha!«, wies der Botschafter, noch immer aufgebracht, seinen überaus attraktiven Gast an, während sich das Fahrzeug endlich in Bewegung setzte.
Idiot! Kavita Sinha, Hochkommissarin der Alliance Central Security Agency, schaute Fignon ruhig und gelassen an. Sie musterte ihn abschätzend, bis sie zu einer Antwort ansetzte: »Demnach kann ich also davon ausgehen, dass die Archontin in unserem Sinne gehandelt hat?«
»Nett, wie Sie das formulieren«, reagierte er beleidigt. »Es war ja auch nicht ihr Ego, das baden gehen durfte.«
»Sehen Sie es einmal so, Victor: Sie unterstützen damit Ihre Heimat, die Grenzallianz, da ist ein leicht angeknackstes Ego sicher nicht zu viel verlangt, oder?«
»Solange ich dafür den Kopf der Archontin bekomme, soll es mir recht sein«, knurrte er und schaute aus dem Fenster. »Wird Raging Fire nun endlich ausgelöst?«, fragte er schließlich, nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte.
»Da Sie Ihre Aufgabe offenbar erfüllt haben, wird das Unternehmen sicher bald anlaufen«, antwortete Sinha ohne Begeisterung. Sie hatte bereits mehrere solche Operationen mit vorbereitet, die dazu geführt hatten, dass sechs ehemals unabhängige Systeme zu Kolonien der Allianz geworden waren. Sie verstand sich auf ihren Job, und Präsident Taylor hatte ihr schon den einen oder
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