Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
Tosic zwischenzeitlich wieder zu Wort, »die Damocles wartet auf Ihre Order.«
»Übermitteln Sie endlich den Angriffsbefehl, Lieutenant!«
»Aye.«
»Es sind unschuldige Menschen«, versuchte d’Souza weiterhin unbeirrt, das Undenkbare abzuwenden.
Ihr war bewusst, dass sich ihre Lage durch dieses Verhalten weiter verschlechtern würde, aber sie war ein Mensch mit einer ausgeprägten persönlichen Integrität und Prinzipien, weswegen sie nicht anders handeln konnte und wollte.
Ich stehe wohl auf der falschen Seite .
Der Admiral hingegen kannte keine Skrupel. »Die Erfüllung der Mission hat immer Vorrang, und alles, was ihr zuwiderläuft, muss aus dem Weg geräumt werden. Es gibt da keine Alternativen. Haben Sie das endlich verstanden, Captain?«
»Aber …«, wollte sie ein weiteres Argument anbringen, wurde jedoch sofort vom Admiral unterbrochen.
»Beherrschen Sie sich endlich!«, forderte Gauthier mit wütendem Gesichtsausdruck. »Sie sind die Kommandantin dieses Schiffes und für dessen Besatzung verantwortlich. Erfüllen Sie endlich Ihre verdammten Pflichten!«
Sie stand völlig verdattert da und wusste nicht, was sie noch tun sollte. Der Angriff auf den Frachter lief und würde sicher bald erfolgreich beendet sein. Ihr blieb nur noch eine vernünftige Reaktion übrig – sie musste einlenken.
»Meldung von der Damocles ?«, fragte der Admiral und ließ d’Souza dabei keine Sekunde lang aus den Augen.
»Ziel zerstört. Das Schiff konnte nur ein allgemeines Notsignal abschicken«, antwortete Tosic.
»Danke, Lieutenant. Richten Sie Captain Hewitt meinen Glückwunsch aus«, sagte Gauthier, wobei er sich nur kurz von ihr abwandte. »Sollte so ein Fall noch einmal eintreten, Captain«, begann er, nachdem er sich ihr wieder voll zugewandt hatte, »dann sind Sie die längste Zeit auf diesem Posten gewesen und müssen für alles, was dann folgt, die alleinige Verantwortung tragen. Ist das angekommen?«
Sie nahm langsam Haltung an, und noch immer sichtlich mitgenommen antwortete sie: »Jawohl, Admiral.«
Gauthier nickte zufrieden. »Sie haben die Brücke«, befahl er und ließ sie ohne ein weiteres Wort stehen.
Commander Simon Kayer wollte sofort zu ihr treten, aber sie wehrte dieses Vorhaben mit einer leicht erhobenen rechten Hand ab, sodass er unverrichteter Dinge an seiner Station stehen blieb.
Gauthier ist einfach zu weit gegangen , dachte sie grimmig und zu allem entschlossen. Ich kann nicht gutheißen, was heute passiert ist. Für so eine Schweinerei bin ich nicht zum Militär gegangen.
Ihre Entscheidung stand fest, denn es gab keine anderen Möglichkeiten mehr, die mit ihrer Persönlichkeit noch in Einklang zu bringen waren.
Ich muss die Allianz verlassen.
17
Im Gravstream
UECV Ceres
Matthew saß hinter seinem Schreibtisch und brütete angestrengt über einem Daten-Pad, während Commander Cunningham, nachdem er sie dazu aufgefordert hatte, in einem Sessel Platz nahm.
»Kommen Sie mit Ihrer Rede gut voran, Captain?«, fragte sie, wobei ein überraschend sanftes und freundliches Lächeln ihr ansonsten ernst wirkendes Gesicht überzog und sie ihn aus ihren blau-grauen Augen erwartungsvoll anschaute.
»Sie entwickelt sich«, antwortete er etwas ausweichend und lächelte verlegen. »Bis wir Porrima erreichen, wird sie aber fertig sein.«
Sie warf ihm einen mitfühlenden Blick zu und versuchte, ihn aufzubauen – etwas, das sie nicht für jeden tat. »Sie machen das schon. Da bin ich mir sicher, Sir.«
Er wusste diese Geste wirklich zu schätzen, zeigte sie doch an, dass sie Fortschritte machten.
Von einem generellen professionellen Abstand abgesehen pflegte er ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen Untergebenen, aber ausgerechnet bei ihr tat er sich schwerer als erwartet.
Eine Erklärung hatte er dafür nicht, denn es gab eigentlich keinen Grund. Sie war sympathisch, engagiert und besaß ein sehr gutes Verständnis für ihre Aufgaben. Genau, wie er es vermutet hatte. Aber dennoch entwickelte sich ihre Beziehung bisher recht schleppend. Und er wusste aus persönlicher Erfahrung, wie so etwas enden konnte.
Aber nun hatte er den Eindruck gewonnen, dass sie sich auf dem richtigen Weg befanden.
»Und, Commander, wie läuft es?«
»Die letzten Übungen sind alle erfolgreich verlaufen. Die Mannschaft versteht das Schiff immer besser, aber das stellt noch nicht das mögliche Optimum dar«, erklärte sie selbstbewusst.
»Hört sich sehr ehrgeizig an«, meinte er und legte das Daten-Pad
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