Macht und Freiheit: Sturm über Porrima (German Edition)
zur Seite, wobei er ihr fest in die Augen schaute.
»Stimmt, aber das entspricht ganz einfach meiner Dienstauffassung. Entweder man macht seinen Job richtig oder gar nicht. Finden Sie nicht auch?«
»Ganz so drastisch möchte ich es nicht formulieren. Aber im Grunde haben Sie recht.«
»Danke, Captain. Ich finde es gut, dass Sie es ähnlich sehen. Dadurch wird sicher manches einfacher.«
Seine Mundwinkel formten ein zustimmendes Lächeln, ohne dass er den Augenkontakt abbrach. »Sie ziehen Ihre Linie durch. Das gefällt mir.«
»Ich weiß, was die Mannschaft zu leisten imstande ist, und überfordere niemanden«, sagte sie frei heraus und lehnte sich entspannt zurück. »Aber die Ceres ist ein Kriegsschiff, und alles, was wir jetzt versäumen, kann uns später einmal teuer zu stehen kommen.«
»Das steht außer Frage, und da bin ich auch absolut bei Ihnen, Commander. Aber zeigen Sie auch etwas Nachsicht. In einem gewissen Rahmen, versteht sich.«
»Natürlich, Sir. Ich weiß, was ich tue. Man hat mir nicht ohne Grund denselben Posten auch auf der Cavour angeboten.«
Schneid hat sie! Definitiv! , dachte er fast schon bewundernd. »Das ist mir bekannt. Aber warum haben Sie einen Schweren Kreuzer einem Schlachtkreuzer vorgezogen?«
»Die Cavour gehört zur Ersten Flotte, die im Sol-System stationiert ist. Dort verbringt man seine Zeit überwiegend im Stützpunkt oder mit irgendwelchen Kurztrips zu Jupiter und Saturn. Wenn man Glück hat, dann fliegt man mal nach UV Ceti, Epsilon Eridani oder 61 Cygni, aber aus den Core-Systemen kommt man praktisch gar nicht raus.«
»Sol ist allerdings auch das Heimatsystem der Menschheit, und dessen Schutz ist sehr wichtig. Das müsste Ihnen doch zusagen. Sie stammen schließlich von der Erde.«
»Sie doch auch, Sir.«
»Der Punkt geht an Sie.«
Patricia nickte leicht. »Ich bin nicht in die Raumflotte eingetreten, um irgendwelche Kaffeefahrten zu organisieren«, bekräftigte sie ihren Standpunkt weiter.
»Da ist was dran«, gab er zu, woraufhin eine kleine Pause eintrat. Schließlich nahm Matthew das Gespräch wieder auf, lenkte es diesmal aber auf ein anderes Thema. »Welches war noch mal Ihr erstes Schiff?«
»Ein Zerstörer, die Astute , Sir. Und nach meiner Beförderung zum Lieutenant Commander habe ich auf dem Schweren Kreuzer Kaduna gedient, bevor ich schließlich, auf eigenen Wunsch hin, zur Ceres abkommandiert wurde.«
»Da sind Sie ganz schön rumgekommen.«
»Nicht mehr als Sie, oder? Die Arrogant ist doch auch im gesamten Suprematsraum unterwegs.«
»Sie haben sich über mich informiert, Commander?«
»Nur über das, was offiziell zugänglich ist«, antwortete sie, ohne sonderlich besorgt zu wirken. »Ist das ein Problem, Sir?«
»Nein, nein«, wehrte er ab und schaute sie verständnisvoll an. »Aber Sie hätten mich auch fragen können.«
»Das werde ich mir merken«, versicherte sie. »Und eine Frage habe ich auch schon.«
»Nur zu.«
»Ich hoffe, es ist nicht zu persönlich, aber was ist damals auf der Canberra passiert?«
Einen Moment hielt er inne, denn an die damaligen Ereignisse dachte er nur sehr ungern zurück, auch wenn sie ihn in gewisser Weise positiv beeinflusst hatten.
»Nun«, begann er langsam, nachdem er seine Gedanken geordnet hatte. »Nach meiner Kadettenfahrt auf der Adventurous wurde ich als Second Lieutenant auf den Zerstörer Crescent versetzt. Die ersten Jahre waren wirklich aufregend. Einen besseren Start kann man sich wohl kaum vorstellen.
Aber nach drei Jahren kam ich 2346 – mittlerweile war ich First Lieutenant – auf den Schweren Kreuzer Canberra . Anfangs war alles in Ordnung, aber später bekamen wir einen neuen Kommandanten und einen neuen Eins-O. Beide haben sich mit zunehmender Zeit immer schlechter verstanden, wodurch es zusehends schwieriger wurde.
Zuletzt – es war 2349 und ich mittlerweile Lieutenant Commander – sollten wir einen kleinen Handelskonvoi nach Yamhad im Xi-Boötis-System eskortieren, aber die Kommunikation war zwischen großen Teilen der Mannschaft inzwischen derart schlecht, dass wir nicht einmal mehr bei einem Piratenangriff richtig reagieren konnten. Zwei der drei Frachter wurden gekapert, und nur dank der Systemverteidigung von Yamhad konnten die Schiffe wieder befreit werden.«
Vor Überraschung weiteten sich ihre Augen. »Wow! Mit so etwas habe ich nicht gerechnet, Sir. Wie ging es weiter?«
»Es folgte das, was in solchen Fällen immer folgt. Der Fall kam vor ein Kriegsgericht.
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