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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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ist eine fette Baudrillard-Brille; unmöglich zu sagen, ob die ironisch oder ernst sein soll. Dazu die dickste Goldkette, die ich in meinem Leben gesehen habe. Wie stets, wenn er etwas sagen will, hebt er ein paar Finger auf Kopfhöhe und macht den Mund auf. Doch bevor der Monolog anhebt, senkt er den Blick und richtet zwei Wurstfinger auf meine Schuhe.
    »Hey …«, fängt er an, und mir graut schon davor, was gleich kommt, «die sind ja voll gut. Waaahnsinn. Die sind wohl nicht von hier, was?« Er starrt auf meine NIKES. Ich werd dem nicht erzählen, dass das keine Kopien sind.
    »Wo hast'n die her?«
    »Aus L.A.«, lüge ich. »'n Kumpel von mir war da. In der Ecke Degos-Spick rum. Keine Ahnung, wer die gemacht hat. Wahrscheinlich die Chinesen«, sage ich.
    »Chinesen am Arsch!« Fatty hält die Hand als Stopp-Signal hoch. »Das ist verdammt keine Chinesenarbeit … sieht aus wie … hm … Shit, vielleicht sogar die Amis selbst?… Oder die Kanadier«, sagt er. »Klasse Arbeit jedenfalls.«
    »Keine Ahnung«, sage ich.
    »Das solltest du aber wissen … echt, Scheiße …« Er streckt seine fette Rechte zu dem endlosen Araber-Handschlag aus, den er aus irgendeinem Grund »urban« oder »sozial« zu finden scheint. Arolf und ich geben ihm beide die Hand, aber legen sie um Himmels willen nicht hinterher auf's Herz, wie Fatty es tut, denn in dieser Begegnung liegt NICHT viel Herzlichkeit. Es wäre auch leicht übertrieben, zu sagen, Fatty würde die Hand aufs HERZ legen; er knetet sich kurz mit seinen Wurstfingern die linke Titte, fertig.
    »Deine Kartons sind unten im Wagen«, sagt Arolf.
    »Cooool. Wir bringen sie gleich direkt ins Lager«, sagt Fatty.
    Arolf und mir ist völlig klar, dass »wir« hier »ihr« bedeutet, also Arolf und mich. Ich hab Fatty noch nie einen einzigen verdammten Handschlag tun sehen. Schon die Fahrt hinunter im Lastenaufzug bringt ihn aus der Puste. Er steht am orangen Transit und reißt einen der Kartons auf, um »die Lieferung zu checken«, als wäre er ein verdammter druglord. Er nimmt die Kopie eines NIKE- Boost heraus, für meine Begriffe ist sie recht gelungen, er dreht und wendet sie vor seiner Nase und atmet dabei schwer.
    »Nicht schlecht … ganz okay …(an mich gewandt) kommt an deine nicht ran, aber … yepp, yess. YO! Ab ins Lager damit!« Er öffnet das Tor zum Hinterhof. Arolf setzt zurück.
    Sobald der Transit in der Einfahrt vorm Lager steht, muss Fatty – perfekt getimed! – in sein Handy quatschen. Arolf und ich schleppen. Als wir fertig geschleppt haben, legt Fatty auf. Fettes Schwein. Faule Sau.
    »Gut, Jungs«, sagt er, zieht ein paar Geldscheine aus der Tasche, entrollt sie und gibt sie Arolf. »Was habt ihr sonst noch so am Laufen?«
    »Nichts Besonderes.« Arolf gibt mir die Hälfte des Geldes.
    »Ich bin seit neustem professioneller Antisemit«, sage ich und blicke auf seinen Bart.
    »Ihr hättet mal in Indonesien mit sein sollen, wo ich den Deal gemacht hab. Da war vielleicht was los …« Fatty haut auf seine fette Goldkette. »Scheiße, billiges Gold und alles. Gold ist voll in, wisst ihr …«
    »Ja«, sagen Arolf und ich im Chor und bekommen beide eine SCHEISSANGST, dass Fatty uns jetzt mit einer längeren Reiseschilderung voll sülzt. Arolf rettet uns:
    »Oh Mist, wir müssen los. Cato wartet auf den Wagen.«
    »Wieso denn das? Ich hab ihm doch gesagt, er soll zu Hause bleiben und seinen Job erledigen. Der soll nicht rumkutschen«, sagt Fatty.
    »Nein, er will nur was Material abholen oder so …« Arolf beginnt den Rückzug Richtung Transit. Ich folge ihm.
    »Kommt ihr am Samstag oder was? Wird eine Superparty! PUSH-Party No. 5! Dope und Suff und SUBVERSION bis zum Abwinken!«, ruft Fatty uns nach.
    »Jaja«, sage ich, obwohl ich am liebsten nicht reagiert hätte. Fattys Events gehen mir allmählich auf den Sack. Arolf fährt so schwungvoll aus der Einfahrt, dass der Transit fast umgekippt wäre, und lacht schallend.
     
    Schon als er vor 15 Jahren anfing, Politikwissenschaft zu studieren, hatte Fatty einen schweren Untergrundfetisch. In seinen ersten zwei, drei Jahren an der Uni identifizierte er sich ABSOLUT mit Che Guevara. Er WAR Che Guevara – eine widerliche, fette Ausgabe, versteht sich. Er ließ sich seinen Judenbart wachsen und machte tatsächlich eine bescheuerte Motorradreise durch Südamerika, die dem Vernehmen nach dadurch endete, dass seine La Poderosa III einen Rahmenbruch erlitt. Und NICHT etwa wegen der schlechten Straßen. Dann

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