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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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weder dynamisch sein noch dynamisch operieren kann, wenn die eigenen generellen Voraussetzungen zu GUT sind. Von dieser Erkenntnis ausgehend, gelangte er zu der Dichotomie PARADISE/PARALYZE. Die Vollkommenheit, der Schutz, kurz, das Paradies, das du als Bewohner der Westlichen Welt erlebst, lähmt dich und macht dich statisch und blablabla, findet Riot. Daher seine antiamerikanische und antikommerzielle Einstellung, nicht nur wg. Ausbeutung und Unmoral und Heuchelei, sondern auch wg. dem Streben Kommerzamerikas nach dem Paradiesischen, also dem Statischen, immer noch O-Ton Riot. 1995 kam er mit den französischen Gegnern der FNAC-Kette in Kontakt (Les FNACtivistes) und legte sich gegen Ende der 90er Jahre eine immer größere Anzahl von -tivismen zu, die im selben Maße härter und expliziter wurden, wie sein Drogengebrauch schwerer wurde infolge vertiefter Kontakte zu kriminellen Kreisen in Afghanistan. So sah diese Steigerung aus:
     
    Factivism (den Gegner mittels »harter Fakten« schlagen)
    Hacktivism (den Gegner mittels elektronischer Angriffe schlagen)
    Mactivism (den Gegner schlagen, indem man die idealistischen Mac-Fantasten der Welt organisiert)
    Blacktivism (den Gegner mittels der durch Dope-Gebrauch entstandenen kulturellen Aggression der Schwarzen schlagen)
    Cracktivism (den Gegner schlagen, indem man die »Verbraucher« zu einem Heer von aggressiven »Crack-Babies« macht)
    Smacktivism (den Gegner schlagen, indem man die »Verbraucher« zu einem Heer von passiven Junkies macht).
     
    Man würde sich wünschen, dass Riot sich vom »kreativen« Teil des politischen Aktionismus fern gehalten hätte. Hat er aber nicht, leider. Jüngst hat er ein paar aktionsorientierte Happenings organisiert, die »Wirklichkeit und Fiktion derart vermischen, dass Mitwirkende und Zuschauer miteinander darum wetteifern, wer von ihnen den MIR-BLÄST'S-DAS-HIRN-WEG-Pokal verdient hat«, wie er in einem ungewöhnlich eloquenten Moment formulierte. Da gab es z.B. DOPE OPERA, ein Kammerspiel, für das Riot seine Kumpel (unter anderem von PUSH) mit Dope voll dröhnte und dann in eine winzige Einzimmerwohnung sperrte. Die sich darin abspielenden hysterischen Szenen übertrug er live auf einen Riesenbildschirm in der Staatsoper, für ein Publikum aus Pazifistenferkeln, Kulturschaffenden verschiedenster Art und anderen »Interessierten«. Der persönlich am Schauplatz anwesende Autor Riot – eigener Ansicht nach ungekrönter Professor (!) in Sachen Stressmanagement – fungierte dort als »Cutter des wirklichen Lebens«, als »the editor of the real «, wie er es ausdrückte, und sorgte durch verschiedenste Impulse und paranoide Ideen, dank derer die zugedröhnten Mitwirkenden vor Entsetzen schier durchdrehten, für allerlei Abwechslung und Durcheinander. Es endete in einer halbherzigen und blutarmen Keilerei zwischen sechs der Drogis. Ähnlich lief es mit dem »Schauspiel« BUREAUCRAZY, für das Riot den Kaffeeautomaten in einem Buchhaltungsbüro mit Speed dopte. Die Intention? Mit seinen Worten: »Neeee alsooo … es ging um – äääh … sozusagen, nichwahr, die Infragestellung …äääh … nichwahr … der Langsamkeit …äääh … in all der Dynamik, die … nichwahr … die Bürokratie õnormalerweiseã… haben soll … angeblich, nichwahr … also die … Scheiß… crazyness … und all so'n Scheiß.«
    Für alle Beteiligten wäre es gewiss besser gewesen, wenn Riot bei seinem Job bei CUNTS geblieben wäre, aber wie so oft wird alles mit der Zeit nur immer noch schlimmer. Oder, um Sören Martinsens neuesten Buchtitel als gesellschaftliche Generalmetapher zu verwenden: From Bad to Worse.
     
    »Eh warum denn …äääh … so'n Scheißstress jetzt … Frank, du weißt doch … hier ist alles sonnenklar … Vorbereitung und so …õAlles klar, Pat?ã Aber klaro!«, klingt Pat Riots verrostete Stimme im Handy. Fatty nickt und zwirbelt eine seiner fetten Schläfenlocken.
    »Ich weiß«, sagt er. »Mach einfach die Standardrunde. TRUST! War nicht meine Absicht, dich zu dissen, Pat. Check nur einfach die Masken im Netz durch, ja?«
    »Sure … come down, see you.«
    »See you … ach Pat … was von Sören gehört?«
    »Hä? Sören?… Ah, Martinsen?… Nein, seit … ner Woche nicht …«
    »Ooollrait! Keep slim!«
    Keep slim ? Pat Riot ist selber ein Dickerchen. Fatty und er wurden bei einer Autoreise durch die Staaten dicke Freunde – einer Reise eher von roast to roast und toast to toast statt von coast to coast, wenn

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