Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
Vom Netzwerk:
eine Wellenlänge. Die Frage ist nur, wie viel Musik man hören muss, bis man begreift, dass man mit »Gleichgesinnten« nicht das kleinste beschissene Bisschen gemein hat. Du bist allein, du bist tragisch.
    Musik diktiert mir einen Zustand, und das ist zum Kotzen. An Musik klebt derselbe idiotische Ruf wie an Massensuggestion oder Rebellion. Und diese ganze kotzbeschissene Rezeption, die ist das Schlimmste an Musik. Ich hasse die Vorstellung, mich mitreißen zu lassen.
     
    Wie auch immer, kaum erklingt der Trancescheiß, stehen die Mädchen auf und fangen an, auf der Wiese zu tanzen, so zehn, fünfzehn Meter von Fotti und mir entfernt. Das zickige und problematische und hübsche Mädchen mit den Tangastrings steht auch auf. Natürlich tanzen alle so, wie man es aus den Videoclips kennt, die überall zu sehen sind, und sie machen es gut, ganz offensichtlich haben sie geübt. Ich würde den ganzen Auftritt übersehen, wenn nicht das Mädchen mit dem Tanga – von jetzt ab heißt es für mich Thong – sofort mich angesehen hätte. Sie tanzt mir zugewandt, und ich weiß nicht, wo ich hinschauen soll. Fotti merkt nichts. Was will die Kleine von mir? Sie STARRT mich an. Ich halte die Luft an und starre zurück, wir starren einander an, und ich könnte nicht mal versuchen zu sagen, was ich fühle. Die Danceshow dauert so sieben, acht Minuten, und Thong lässt mich die ganze Zeit nicht aus den Augen. Fotti ruft den Kids zu, sie müssten mal nach den Würstchen sehen, und sowohl Tanz als auch Fußballspiel werden eingestellt. Scheiß Fotti. Das Mädchen schaut mich an, während es sich wieder hinsetzt.
    »Das gilt auch für dich«, sagt Fotti scherzhalber.
    »Hä!?«, frage ich.
    »Deine Würstchen.«
    »Ja. Scheiße. Verdammt«, sage ich.
    Meine cheape Combat-Hose hängt mir schlaff am Hintern, sie kann mit orangenen Tangastrings, Teeniekörper und schneeweißen Trainingshosen irgendwie nicht mithalten, aber ich stehe trotzdem auf und schaffe mich zu den Würstchen rüber. Als ich mich vor dem Einweggrill bücke, den Mädchen den Rücken zugewandt, hoffe ich innigst, dass meine Unterhose nicht etwa weit runtergerutscht ist und meine Arschritze bloßlegt. Nach eineinhalb Jahrzehnten Couchpotatodasein ist mein unterer Rücken nicht mehr die sensibelste Zone der Welt, so kann ich leider UNMÖGLICH spüren, ob das der Fall ist, es sei denn, ich fasse hin und fühle nach. So überlasse ich diese Angelegenheit dem Zufall.
    Ich verbrenne mir die Finger an den Würstchen, die auf der Unterseite kohlrabenschwarz sind, und dann höre ich auch noch ein paar Mädchen kichern. Thong könnte eine von den Kichernden sein. Das bedeutet entweder, dass sie etwas sehen, was ich nicht sehe, zum Beispiel meine Arschritze, und daher über mich lachen, aber nichts muss darauf hindeuten, dass sie überhaupt über mich lachen. Egal wie, Jungmädchenkichern ist beunruhigend. Jungmädchenkichern in metaphorischer Kombination mit dem männlichen Körperteil namens Penis ist die Wurzel allen Unheils.
     
    Es wird kaum weiter überraschen, wenn ich sage, dass ich Westeuropäer bin. Und zwar ein weißer. Wer sonst als ein weißer Westeuropäer würde sich über solche Sachen Sorgen machen? Das sind die letzten Zuckungen der weißen Rasse.
     
    Sowohl Fotti als auch ich finden es okay, dass die Würstchen verbrannt sind. Mir gefällt, dass Fotti drauf scheißt, wie etwas schmeckt. Mein Würstchen schmeckt auf der einen Seite nach kaltem Würstchen, auf der anderen verkohlt. Ich habe keinen Hunger und werfe das halb gegessene Würstchen hinter mich ins Gebüsch. Thongs Blick folgt dem Würstchen auf seinem Weg durch die Luft ins Gebüsch. Dann schaut sie mich an, und ich schaue weg. Verdammte Scheiße, was haben so junge Dinger für eine Macht! Was geht hier vor? Wie alt mag sie sein? Fünfzehn? Allerhöchstens sechzehn. Ich spüre ihre Macht, obwohl die Lolita-Ära eigentlich vorbei ist, um es mal so zu sagen; Junge-Mädchen-die-mit-dem-Strohhalm-Cola-trinken-und-sich-die-Schuhe-von-den-Füßen-schütteln, sind nicht mehr im engeren Sinne »erregend« oder eine in irgendeiner Hinsicht interessante Problemstellung zu einer Zeit, da man draußen auf der großen grünen Weide, die da heißet Internet, anschauen kann, wie Dreizehnjährige gefickt werden, so lang man will – von so fetten und hässlichen Typen, wie man will – anal – von zwei Prügeln zugleich, wenn man will – UND von einem dritten in die Fotze – SOWIE in den Mund – oder in den

Weitere Kostenlose Bücher