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Macht und Rebel

Titel: Macht und Rebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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völlig aus den Angeln heben würde.«
    »Hmmm«, murmelt Macht und fügt mechanisch hinzu:
    »Der Statistik zufolge genießen weniger als ein Prozent aller befragten Frauen analen Sex. Also recht deutlich weniger als die hundert Prozent, die ihn in der Pornoindustrie praktizieren.«
    »Ja, genau!« Gretchen ist begeistert. »Aber man muss auch sagen, dass dieses eine Prozent ihn wirklich genießt, also …«
    Macht räuspert sich, ihm ist klar, dass er die Sitzung beenden muss, bevor ihm Bilder vors innere Auge treten, von denen er definitiv nichts wissen will.
    »Gretchen. Ich hab da Kontakte bei einer Zeitschrift namens FRONTLINER, a Schlachtplatte of Theory, Art, XXX, Music, Economy and Style. Absolut seriöse Leute. Sie interessieren sich für Pornotheorie. Wenn du willst, kann ich dir einen Kontakt vermitteln. Ja oder nein? Entscheide dich, ich muss rüber, mit Remmy reden.« Macht nickt Remmy Bleckner zu und beginnt den Rückzug.
    »Ja! Ja, natürlich! Danke, Macht!…(Pause)… Mit REMMY reden?!?«
    Macht nickt und sieht, dass Gretchen sogleich zu Illona Short rüberzischt, um ihr von FRONTLINER ZU erzählen. Macht weiß, dass man nie ein Gespräch beenden darf, ohne etwas zu geben. Unhöflichkeit plus Großzügigkeit, das ist eine unschlagbare Kombi.
    Remmy Bleckner trägt den De Niro-Iro, den Macht nicht trägt. Remmy trägt ihn seit 1986. Dazu trägt er dunkelblaue Hosen mit drei weißen Seitenstreifen, augenscheinlich ADIDAS-Hosen, aber bei genauerem Hinsehen bemerkt Macht das Logo:

    – also der wohlbekannte Fatty-treibt-scheißöde-Adbuster-ein-Stück-weiter-in-die-Sackgasse-Stil. Außerdem trägt Remmy ein Kapuzensweatshirt. Ein weißes. Ein schneeweißes. Es MUSS brandneu sein. Macht kann sich nicht vorstellen, dass einer wie Remmy Bleckner es schaffen sollte, sein Sweatshirt DERART weiß zu waschen.
    »Nur Mädchen halten ihr Zeug so sauber«, denkt er. An den Füßen hat Remmy schwarze NIKE-Slipper aus Plastik. Keine Kopien, das sieht Macht sofort.
    David Ignatius weicht sachte vor Remmys Anklagen zurück und steuert eine Gang Autoren/Aktivisten an, die in einer Ecke sitzen, ernsthaft miteinander reden und Bier aus der Flasche trinken. Macht kennt zwei davon mit Namen. Der eine heißt Winston. Er führt seinen privaten Kreuzzug gegen die Werbediktatur oder »Adland«, wie er und viele andere es nennen, und bezeichnet seine diesbezügliche Aktivität als »eine moderne und knallharte Ausgabe der Billboard Liberation Front«. Er hat ein – in Ziffern I-Buch darüber geschrieben, Untergang des Adlandes, das einzige vorzeigbare Produkt, das er in seinen 38 Erdenjahren zustande gebracht hat.
    Der andere ist Sören Martinsen, einer von Fattys eher intellektuellen Mitarbeitern, von dem unter anderem Remmy nicht viel hält. Sören Martinsen sitzt da, ein Beck's in der Hand, den Schädel rasiert, mit Turtleneck-Pullover und Brille, und jeder, der ein bisschen Grips im Kopf hat, sieht, dass das ein Exemplar der schlimmsten Sorte Leftie ist, ein ganz besonders hässliches und selbstgewisses. Er hat jede Menge Bücher geschrieben. Die letzten drei hat Macht gelesen, nämlich Funk Food, What part of ¥€$ don't you understand? und Cursor Curse. Das letztgenannte handelt von einer Schreibblockade infolge von Microsofts diktatorischem Layout in Word für Windows und welche Auswirkungen dieses auf die intellektuelle und literarische Produktion in Nordeuropa der jüngsten zehn Jahre gehabt hat. Macht hat das NICHT gemocht. Das Ödeste an seinem Job bei NODDY ist, dass er jeden Pisskram lesen muss, den irgendwelche Untergrund-Akademiker verzapfen.
    Macht nutzt Ignatius' Rückzug, um zu Remmy Bleckner hinüberzugehen, der gierig eine Zigarette nach der anderen inhaliert. Er baut sich unangenehm nah bei diesem großen Leib auf und muss sich ziemlich zusammenreißen, um durch Remmy Bleckners Bier-und-Rauch-Atem hindurchzureden.
    »Du hängst also viel mit Fatty Frank rum?«, fragt Macht unverwandt und klatscht Remmy auf den Hintern, an die Stelle, wo der BADASS-Aufnäher sitzt. Gefährlich, gefährlich. Vier Sekunden lang starrt Remmy ihn an, denkt nach und pustet ihm ins Gesicht, bevor er antwortet.
    »Scheiße, nein. So Pseudorevoluzzerspielchen, wie Fatty sie treibt, interessieren mich nicht, das scheißt den Leuten das Hirn zu, und hinterher sind sie noch abgefuckter als vorher. Begreife nicht, was das soll. Zoff mich ständig mit ihm deswegen. Fatty hängt mit MIR rum, nicht ich mit ihm. Und haut MIR seinen

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